Die US-Bank will 75 Prozent von Volkswagen Payments übernehmen, der Zahlungsdienstleistungstochter des Autoherstellers. Beim Banken-Gipfel sorgte die Nachricht für Aufsehen.
VW-Zentrale in Wolfsburg
Während der Konzern seine Aktionäre zuletzt auf eine harte zweite Jahreshälfte vorbereitet hat, floriert das Geschäft der Banking-Sparte.
Bild: dpa
Frankfurt JP Morgan und Volkswagen schließen sich im Bereich Zahlungsdienstleistungen zusammen: Die US-Bank befindet sich in fortgeschrittenen Gesprächen mit dem Autobauer Volkswagen über einen Einstieg bei der Tochter Volkswagen Payments. VW will Minderheitsaktionär bleiben.
„J.P. Morgan hat (…) eine strategische Vereinbarung mit Volkswagen Financial Services abgeschlossen, mit der Absicht, eine Mehrheitsbeteiligung von fast 75 Prozent an der Zahlungsplattform des Automobilherstellers zu erwerben“, heißt es in einer Mitteilung von Mittwochvormittag.
Diese Zahlungsplattform wird von der 2017 gegründeten Plattform Volkswagen Payments S.A. betrieben, die in Luxemburg ansässig ist. Der Plan stehe „vorbehaltlich der behördlichen Genehmigungen“.
Volkswagen Payments betreibt eine Zahlungsdienstleistungsplattform speziell für die Autoindustrie und ist in 32 Ländern aktiv. Die Plattform ermöglicht Kunden die Abwicklung von Käufen und Verkäufen und verschiedener Bezahlvorgänge wie beim Auftanken und im Rahmen von Miet- und Leasing-Angeboten sowie Versicherungen.
„Der Deal wird die digitalen Zahlungsmöglichkeiten der Bank erweitern und die Plattform erstmals für die breitere Autoindustrie zugänglich machen“, erklärte JP Morgan. Im Laufe der Zeit werde man versuchen, die Plattform neuen Märkten und Branchen außerhalb des Automobilsektors anzudienen, in denen „mobilitätsorientierte Zahlungen im Mittelpunkt stehen“.
Volkswagen Financial Services, das heißt die VW Bank, bleibt Anteilseigner. Auch werde die Plattform „weiterhin Zahlungen über das Volkswagen-Netzwerk zur Unterstützung aller Marken“ des VW-Konzerns ermöglichen.
Zunächst soll das neue Angebot in Europa aufgebaut und dann weltweit ausgerollt werden. Der Deal soll in der ersten Jahreshälfte 2022 abgeschlossen sein, wie eine JP-Morgan-Sprecherin erklärte. Zum Kaufpreis machten sie und ein VW-Sprecher keine Angaben. Finanzkreisen zufolge lag dieser im niedrigen bis mittleren zweistelligen Millionenbereich.
„Wir planen, auf der innovativen Grundlage der Volkswagen-Financial-Services-Plattform aufzubauen“, erklärte Shahrokh Moinian, Payments-Chef bei JP Morgan für Europa, den Nahen Osten und Afrika, „um die sich entwickelnden Kundenerwartungen im Automobilbereich und darüber hinaus zu erfüllen.“
„Wir sind stolz auf den erfolgreichen Aufbau und Betrieb der Volkswagen Payments SA und werden als starker Aktionär dafür sorgen, dass sie den Volkswagen-Konzern und seine Marken auch weiterhin mit maßgeschneiderten und innovativen Lösungen und Services im Bereich des digitalen Zahlungsverkehrs unterstützt“, sagte Mario Daberkow, IT-Chef von Volkswagen Financial Services.
Beim Handelsblatt-Banken-Gipfel wurde die Nachricht aufmerksam kommentiert. Commerzbank-Chef Manfred Knof sah keine Auswirkungen für den Finanzstandort Deutschland. Die VW-Payments-Sparte sei „ein Spezialgeschäft“. Ein Deal wie der heute verkündete liege „in der Strategie der Automobilkonzerne, die sich neu ausrichten müssen. Die Automobilkonzerne stehen wie wir vor enormen Herausforderungen“, so Knof.
JP Morgan ist schon heute ein großer Spieler im Payment-Geschäft, vor allem in der Abwicklung im Hintergrund, und will dieses weiter ausbauen. 2020 wickelte JP über 1,5 Billionen Dollar an globalem Transaktionsvolumen ab.
Auf tippen, dann auf „Zum Home-Bildschirm“ hinzufügen.
Auf tippen, dann „Zum Startbildschirm“ hinzufügen.
×