Zum vierten Mal prämiert der Verband Fondsfrauen Frauen und ein Unternehmen, die sich für die Gleichstellung der Geschlechter einsetzen.
Frau des Jahres
Sonja Albers ist seit März 2022 die erste Vorständin des genossenschaftlichen Fondsanbieters Union Investment.
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Frankfurt Nachholbedarf in Sachen Diversität wird weltweit beklagt. Doch deutsche Vermögensverwalter hängen offenbar besonders hinterher. Das stellt das Karrierenetzwerk Fondsfrauen fest, das am Donnerstag zum vierten Mal in Frankfurt die „Fondsfrauen-Awards“ auslobte.
Kein Wunder, dass mit dem größten Fondsanbieter weltweit Blackrock ein ausländisches Haus als „Unternehmen des Jahres“ ausgezeichnet wurde. Unter den Siegerinnen finden sich aber zwei Frauen deutscher Anbieter, die immerhin auf Einzelebene „glänzen“, wie Anne Connelly, Gründerin der Fondsfrauen und frühere Deutschlandchefin des Fondsanalysehauses Morningstar, sagt. Mit der Auszeichnung will der Verband den „Finger in die Wunde legen“, Problembewusstsein für mehr Gleichstellung der Geschlechter in einer noch immer männerdominierten Branche schaffen.
Als „Fondsmanagerin des Jahres“ wurde Carolin Preuß von Hanse Merkur Trust gekürt. „Frau des Jahres“ darf sich Sonja Albers, Vorständin von Union Investment nennen. Den Preis für das „Vorbild des Jahres“ bekam Julia Pomer von Thomas Lloyd.
Der Verband will „Sichtbarkeit schaffen für das Thema Diversität“, betont Connelly. „Wir zeigen Frauen und Unternehmen, die dort schon Hervorragendes geleistet haben – und hoffentlich ein Signal an andere senden, was möglich ist.“
Es gebe immer noch sehr wenige Frauen in den Vorständen deutscher Fondsanbieter, moniert sie. Der vor einigen Jahren von Wirtschaftsprüfern ermittelte sehr geringe Anteil von 15 Prozent sei noch immer traurige Wahrheit bei Vermögensverwaltern in Deutschland, Österreich und der Schweiz, ist ihre Erfahrung. „Viele haben das Thema zwar auf der Agenda, aber es ist in der Breite noch nicht viel passiert.“
Dass es auch anders geht, zeigten internationale Anbieter: Connelly macht das auch an der hohen Zahl der Nominierungen für die Awards aus dem Ausland fest. Aktuell bemühe man sich vor allem in internationalen Häusern beispielsweise darum, dass ihre Beschäftigten Beruf und Familie miteinander vereinbaren könnten, sagt sie.
Die 180 nominierten Kandidatinnen und Kandidaten für den Award wurden überwiegend aus der Branche vorgeschlagen. Eine Jury bestimmte die Siegerinnen und Sieger. Zur Jury gehören neben Connelly auch die Fondsfrauen-Mitgründerinnen Anke Dembowski und Manuela Fröhlich sowie die Mannheimer Betriebswirtschaftsprofessorin Alexandra Niessen-Ruenzi und der Journalist Hans Heuser, Herausgeber des Fachmagazins „Fonds Professionell“.
Unternehmen des Jahres
Der Fondsanbieter Blackrock besetzt nach eigener Aussage weltweit 47 Prozent aller neuen Stellen mit Frauen.
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Blackrock belegt sein Engagement für Gleichberechtigung mit Zahlen, was die Jury überzeugte. So besetzt der Fondsanbieter nach eigener Aussage weltweit 47 Prozent aller neuen Stellen mit Frauen. In 38 Prozent der Jobs für erfahrene Kollegen arbeiteten Frauen.
In Deutschland sind demnach 41 Prozent der Mitarbeiter und 28 Prozent der leitenden Angestellten weiblich. Diversität werde durch die ganze Organisation gelebt, lobt Connelly. Ein systematisches Netzwerk, um Frauen in das Unternehmen zu holen und zu halten, gehöre dazu.
Fondsmanagerin des Jahres
Carolin Preuß verwaltet bei Hanse Merkur Trust rund 200 Millionen Euro vor allem für Großinvestoren.
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Carolin Preuß überzeugte die Jury nicht nur mit einer überdurchschnittlichen Performance ihrer aus unterschiedlichen Anlagearten gemischten „Strategie-Fonds“. Die Jury lobt ihr fachkundiges Management auf der Grundlage von systematischem Research und quantitativen Methoden. Preuß hat das Vermögen ihrer Kunden von rund 200 Millionen Euro auch in diesem von massiven Verlusten an den Börsen geprägten Jahr nahezu erhalten.
Die Jury sieht in der Fondsmanagerin der Tochter des Versicherers Hanse Merkur, die insgesamt zwölf Milliarden Euro vor allem für Großinvestoren verwaltet, ein Vorbild für andere Frauen. Zudem zeige die 39-jährige Mutter einer Tochter, dass das Managen von Fonds ein Beruf sei, der sich mit einer Familie vereinbaren lasse.
Seit März dieses Jahres ist Sonja Albers die erste Vorständin des genossenschaftlichen Fondsanbieters Union Investment. Neben dem Bereich Personal verantwortet sie das Segment Fondsdienstleistungen sowie Recht und Compliance. Die 51-jährige Bremerin gilt als analytisch, realistisch und pragmatisch und ist für ihr schallendes Lachen ebenso wie für Zurückhaltung bekannt.
Die Wirtschaftswissenschaftlerin ist in ihren 24 Jahren bei Union in Frankfurt von der Personalcontrollerin nach ganz oben aufgestiegen. Auch gehört sie dem Vorstand des deutschen Fondsverbands BVI an.
Die Jury der Fondsfrauen würdigt nicht nur Albers’ Karriere, sondern lobt ebenfalls ihr Engagement für die Förderung von Frauen „von Anfang an“. Als Personalverantwortliche mit „erklärtem Sinn für Teamgeist“ setze sich Albers für Karrierechancen für Frauen ein, betont Connelly. „Geschlechterausgewogenheit steht für sie ganz oben.“ Albers hat sich vorgenommen, auch als Vorständin nahbar zu bleiben, und bedauert, zu selten „ihrem“ Fußballklub Werder Bremen im Stadion zuzuschauen.
Vorbild des Jahres
Die Jury lobt Julia Pomer, Vertriebsdirektorin von Thomas Lloyd, für ihren Einsatz für weiblichen Nachwuchs in der Branche.
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Julia Pomer hat mit ihren 36 Jahren Vorbildfunktion, wie die Jury feststellt. Pomer ist Vertriebsdirektorin beim konzernunabhängigen Investmenthaus Thomas Lloyd in Zürich mit knapp einer Milliarde Euro an gemanagtem Kundenkapital in der Sparte erneuerbare Energien und Infrastruktur in Schwellenländern und Asien.
Sie gilt als ehrgeizig, verantwortungsvoll und engagiert für Geschlechtergerechtigkeit. Die Jury lobt Pomers Einsatz für weiblichen Nachwuchs in der Branche, etwa als Mentorin.
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