Das Asset-Management von Goldman Sachs hat einen neuen Fonds über 5,2 Milliarden Dollar aufgelegt. Managerin Nishi Somaiya findet unter anderem Newcomer aus Deutschland attraktiv.
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Goldman Sachs prüft laut Nishi Somaiya jährlich über 5000 Investmentmöglichkeiten und wählt dann weltweit die besten 20 bis 30 aus.
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Frankfurt Der weltweite Beteiligungsmarkt muss erstmals seit Jahren mit schwierigen Rahmenbedingungen kämpfen. Die steigenden Zinsen machen Alternativen zu Private Equity und Wachstumskapital wieder attraktiver, institutionelle Investoren wie Versicherer und Pensionskassen legen wieder stärker in Staatsanleihen an. Hinzu kommt die Konjunkturabkühlung, die sich auf die Portfoliounternehmen der Fonds niederschlägt.
Mitten in dieser schwierigen Phase hat jetzt Goldman Sachs Asset Management erfolgreich den Fonds „West Street Global Growth Partners“ mit einem Volumen von 5,2 Milliarden Dollar schließen können. Der Fonds übertraf das anfängliche Fundraising-Ziel, Geldgeber sind institutionelle und private Anleger sowie Goldman Sachs selbst und seine Mitarbeiter.
Wachstumskapital wird für Minderheitsbeteiligungen an rasch expandierende Firmen in frühen Phasen der Unternehmensentwicklung gegeben, Private-Equity-Fonds erwerben dagegen in der Regel Mehrheits- und Kontrollbeteiligungen an reiferen Unternehmen.
Nishi Somaiya, Co-Chefin für das weltweite Growth-Equity-Geschäft von Goldman Sachs Asset Management, sieht gute Chancen für Investments im deutschen Markt. „Deutschland ist ein sehr attraktiver Markt für Wachstumsbeteiligungen. Die industrielle Stärke des Landes bringt viele interessante Industrie-4.0-Akteure aus Bereichen wie Automatisierungssoftware und Robotiklösungen hervor. Deutschland hat eine lange Erfolgsgeschichte beim Aufbau globaler Champions auf Basis einer stark dezentralisierten Wirtschaft“, so die Expertin gegenüber dem Handelsblatt.
Aber sie erkennt auch einige Defizite. „Deutschland hat im Vergleich zu Frankreich oder Großbritannien eine stärker dezentralisierte Wirtschaft mit mehreren, aber kleineren digitalen Hubs. Das führt zu schwächeren Netzwerkeffekten und kann auch das Entwicklungstempo verringern“, meint Somaiya.
Die große Binnenwirtschaft des Landes reduziere teilweise die Notwendigkeit für Gründer, sich zu internationalisieren, um eine kritische Größe aufzubauen. Für einige dieser vielversprechenden Unternehmen bestehe daher noch großes Potenzial, zu expandieren und einen globalen Kundenstamm anzusprechen.
Da die Bewertungen der jungen Tech-Firmen in den vergangenen Monaten gesunken sind, werde es auch wieder Gelegenheiten geben, zu attraktiveren Konditionen in zukunftsträchtige Unternehmen zu investieren. Vor allem bei Softwarefirmen waren in den Boomzeiten sehr hohe Preise gezahlt worden.
Laut dem Analysehaus Preqin stehen die alternativen Anlageklassen zwar vor großen Herausforderungen – unter anderem dürfte sich das Auflegen neuer Fonds schwieriger gestalten als früher, weil die Geldgeber wieder in Zinspapiere investieren.
Trotzdem werden die verwalteten Vermögen laut Preqin von 13,7 Billionen Dollar Ende 2021 auf 23,3 Billionen im Jahr 2027 wachsen. Weil die Renditeerwartungen immer noch gut seien, werde die jährliche Wachstumsrate bei gut neun Prozent liegen.
Goldman Sachs prüft laut Somaiya jährlich über 5000 Investmentmöglichkeiten und wählt dann weltweit die besten 20 bis 30 aus. „Wenn wir auf unsere Pipeline schauen, gab es zu Beginn des Jahres 2023 weniger Optionen, da viele Unternehmen weiterhin auf ein besseres Bewertungsumfeld warten, bevor sie Kapital aufnehmen, aber es ist noch früh im Jahr.“
Die US-Investmentbank sieht alternative Anlagen abseits der traditionellen Börsen als Wachstumsmarkt an. Nach eigenen Angaben ist das Wall-Street-Haus der fünftgrößte Vermögensverwalter für alternative Anlagen weltweit mit einem Volumen von insgesamt mehr als 263 Milliarden Dollar.
Der neue Fonds wird durch die Growth-Equity-Sparte von Goldman Sachs Asset Management gesteuert, die von Darren Cohen, Nishi Somaiya und Stephanie Hui aus New York, London und Hongkong geleitet wird.
Der neue Fonds strebt Minderheitsbeteiligungen an Unternehmen von durchschnittlich 50 Millionen Dollar an. Er nutzt die Betriebsplattform „GS Value Accelerator“. Sie umfasst ein globales Netzwerk operativer Berater und Experten, die die Unternehmen etwa bei der digitalen Transformation unterstützen können.
Der Wachstumsfonds ist bereits investiert – darunter in Alphasense (Software), Exotec (robotergestützte Lagersysteme), Fortanix (Sicherheitsplattform), Locus Robotics (Lagerautomatisierung), Megarobo (chinesischer Anbieter robotergestützter Life-Sciences-Lösungen), Starling Bank sowie Xempus, eine deutsche Vertriebsplattform für betriebliche Altersversorgung und Lebensversicherungen.
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