Die beiden deutschen Zahlungsdienstleister kooperieren neuerdings. Sie wollen sich so gegen die zunehmende Konkurrenz von Firmen wie Adyen und Stripe wappnen.
Bezahlung am Kartenterminal
VR Payment stellt seinen Kunden Kartenterminals zur Verfügung und wickelt die entsprechenden Zahlungen ab.
Bild: DZ Bank / VR Payment
Frankfurt Angesichts der Coronakrise boomt der Onlinehandel – und damit auch die digitale Zahlungsabwicklung. Davon profitieren insbesondere relativ junge Paymentfirmen wie Adyen aus den Niederlanden und Stripe aus den USA. Zwei deutsche Zahlungsdienstleister reagieren nun: Um sich gegen den harten Konkurrenzkampf zu stemmen, arbeiten Computop und VR Payment neuerdings zusammen.
Die beiden Unternehmen sehen in ihrer Kooperation „auch eine Antwort auf den zunehmenden internationalen Wettbewerb im Markt“, wie sie am Dienstag gegenüber dem Handelsblatt erklärten. Ihre Angebote wollen die Firmen verknüpfen. VR-Payment-Chef Carlos Gómez-Sáez bezeichnete Computop als „idealen Partner“.
Während VR Payment, eine Tochter des genossenschaftlichen Spitzeninstituts DZ Bank, vor allem Kartenzahlungen an der Ladenkasse abwickelt, ist Computop, 1997 gegründet, einer der in Deutschland führenden Zahlungsdienstleister für den Onlinehandel. Zu den Computop-Kunden gehören die gesamte Otto-Gruppe sowie C&A, der Autovermieter Sixt, die Elektronikhändler Gravis und Cyberport sowie der Drogeriemarkt dm.
Künftig bietet VR Payment seinen Kunden verstärkt die Abwicklung von Onlinezahlungen über die Computop-Plattform an. Computop will hingegen nutzen, dass VR Payment – anders als Computop – selbst auch Acquirer ist. Der Acquirer, auch Händlerbank genannt, übernimmt die Zahlungsabwicklung vom Konto des Verbrauchers, er geht zudem meist in Vorleistung bei der Zahlung. Einen kleinen Teil des Transaktionsvolumens erhalten Paymentfirmen von den Händlern als Gebühr für die Zahlungsabwicklung.
Die Zusammenarbeit ist ein Zeichen dafür, dass die Konkurrenz auf dem Markt trotz des Booms digitaler Zahlungen enorm ist. Um Kunden buhlen in Deutschland unter anderem Nets mit der deutschen Tochter Concardis sowie Unzer und Payone, das zum französischen Zahlungskonzern Worldline gehört. An Payone sind auch die deutschen Sparkassen beteiligt.
Zudem setzt die Konkurrenz relativ neuer, technologiegetriebener Paymentfirmen, die bislang auf Onlinezahlungen fokussiert sind, die deutschen Zahlungsdienstleister verstärkt unter Druck. Dazu zählt Adyen. Die Amsterdamer Firma, die an der Börse 60 Milliarden Euro wert ist, steigerte den Umsatz im vergangenen Jahr um fast 30 Prozent, auch der Gewinn stieg kräftig.
Dazu zählt auch Stripe. Der Onlinebezahldienst hat gerade 600 Millionen Dollar an frischen Mitteln eingesammelt und angekündigt, erheblich in Europa zu investieren. Stripe wird nun mit fast 100 Milliarden Dollar bewertet. Auch andere Zahlungsdienstleister haben hohe Finanzierungen von Private-Equity-Investoren erhalten.
Sebastian Maus, Partner der Beratungsfirma Roland Berger, sieht in international aufgestellten Paymentfirmen für die traditionellen Zahlungsdienstleister „eine ernst zu nehmende Bedrohung“. Neue Anbieter wie zum Beispiel Stripe seien in Europa in den vergangenen Jahren stark gewachsen, und auch der deutsche Markt sei mehr in den Fokus gerückt.
„Dazu kommen nun noch Banken, die wieder verstärkt in Zahlungsdienstleistungen für Händler einsteigen“, erklärt Maus. Die Deutsche Bank hat gerade erst angekündigt, auch Zahlungen im Onlinehandel zu akzeptieren und in dieses Geschäft zurückzukehren.
Der Zahlungsverkehr gilt als attraktiv wie noch nie. Paymentfirmen zählen zu den Profiteuren der Coronakrise – und ganz besonders die Zahlungsdienstleister, die stark für Onlinehändler arbeiten.
Zudem zahlen immer mehr Menschen an der Ladenkasse mit Karte und Smartphone statt mit Bargeld, weil Geschäfte dazu auffordern und es als hygienischer gilt. Dieser Effekt spiegelt sich im Transaktionsvolumen der Zahlungsfirmen allerdings derzeit kaum wider. Denn viele Geschäfte waren lange geschlossen, und ein Teil der Einzelhändler kämpft ums Überleben.
Das spürt auch VR Payment. Der Vorsteuergewinn der DZ-Tochter fiel, berechnet nach dem Bilanzierungsstandard IFRS, im Jahr 2020 auf 6,3 Millionen Euro. 2019 hatte er 7,5 Millionen Euro betragen. Der Rückgang resultiere im Wesentlichen aus einer erhöhten Risikovorsorge aufgrund möglicher Insolvenzen im Händlergeschäft durch die Folgen der Lockdowns, so das Unternehmen.
Anders sieht die Entwicklung bei Computop aus, das allerdings nach HGB bilanziert – die Zahlen sind somit nicht direkt vergleichbar. Der Umsatz stieg 2020 um gut acht Prozent auf fast 20 Millionen Euro. Der Vorsteuergewinn betrug 1,6 Millionen Euro – nach einem Minus im Vorjahr, was unter anderem an hohen Investitionen und dem Verlust eines Großkunden lag.
Computop sehe bei seinen Kunden eine starke Verschiebung in Richtung Onlineeinkäufe, so Co-Chef Ralf Gladis. „Das Plus bei Zahlungen aus dem E-Commerce hat den Rückgang bei Transaktionen an der Ladenkasse auch bei Computop aufgefangen.“ Gladis ist zuversichtlich, dass Computop sich mit seinen teils großen Kunden auch gegen die zunehmende Konkurrenz behauptet und dauerhaft besteht.
Auch bei der dänischen Firma Nets schlugen trotz mehr Onlineabwicklungen die geringen Zahlungen an der Ladenkasse durch. Der Umsatz ging 2020 um rund drei Prozent zurück. Der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) fiel ebenfalls leicht auf 374 Millionen Euro. 2019 war vor allem die deutsche Tochter Concardis mit einem hohen Verlust aufgefallen. Die Pleite des Reisekonzerns Thomas Cook hatte sie stark getroffen. Nets steht kurz vor der Fusion mit der börsennotierten Firma Nexi aus Italien.
Unzer und Payone nannten auf Anfrage keine Zahlungen zum Geschäft im Jahr 2020. Unzer aus Heidelberg, das mehrheitlich dem Finanzinvestor KKR gehört und zuletzt mehrere kleinere Paymentfirmen aufgekauft hat, will stark wachsen und „mittelfristig zu den Top-drei-Paymentunternehmen in Europa gehören“, wie Firmengründer Mirko Hüllemann im September erklärte.
Robert Hoffmann, der das Händlergeschäft bei Nets leitet, betrachtet den Wettbewerb in Deutschland als besonders stark, „weil es der größte Markt in der EU ist und weil das Wachstumspotenzial besonders groß ist“. Die deutschen Verbraucher hätten „bis zur Corona-Pandemie vergleichsweise wenig online eingekauft und vergleichsweise oft mit Bargeld bezahlt. Beides ändert sich nun.“
Klar ist für alle Paymentfirmen, dass der Onlinehandel und die Verzahnung mit dem stationären Geschäft auf Dauer an Bedeutung gewinnen. „Die meisten Händler wollen, dass ihr Zahlungsdienstleister sowohl Onlinezahlungen als auch Zahlungen an der Ladenkasse abwickeln kann“, sagt Roland-Berger-Partner Maus. Für den Zahlungsverkehr werde ein solches „Omnikanal-Angebot“, wie es im Fachjargon heißt, immer wichtiger. Aus Sicht von VR Payment und Computop verstärkt die Corona-Pandemie diesen Integrationstrend noch einmal.
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