Kursverluste bei Aktien und Anleihen drücken das Ergebnis. Der Jahresgewinn der 50 Institute im Ländle schrumpft nahezu um die Hälfte.
Sparkassen in Baden-Württemberg
Bei den Instituten ist der Zinsertrag im Jahr 2022 erstmals seit Jahren wieder gestiegen.
Bild: dpa
Stuttgart Die Kursverluste an den Aktien- und Anleihemärkten im vergangenen Jahr treffen die Sparkassen hart. Die 50 Sparkassen in Baden-Württemberg müssen 960 Millionen Euro an Wertberichtigungen auf Wertpapiere hinnehmen, wie ihr regionaler Sparkassenverband am Donnerstag bekannt gab.
„Dies ist die Kehrseite der Medaille der Zinswende und vor allem dem schnellen und starken Zinsanstieg geschuldet“, sagte der baden-württembergische Sparkassenpräsident Peter Schneider. Es sei das höchste negative Bewertungsergebnis auf Wertpapiere aller Zeiten.
Der Sparkassenverband Baden-Württemberg ist der erste regionale Sparkassenverband, der Zahlen für 2022 vorlegt. Bundesweit gibt es rund 360 öffentlich-rechtliche Kreditinstitute.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat seit vergangenem Juli mehrfach die Zinsen angehoben. Diese dramatische Kehrtwende in der Geldpolitik sorgte für deutliche Marktwertverluste der Wertpapieranlagen von Sparkassen, aber auch von Volksbanken. Konkret führt der starke Zinsanstieg dazu, dass der Marktwert älterer Anleihen und Kredite sinkt, da sie niedriger verzinst sind.
Insgesamt allerdings schlagen die Wertberichtigungen stark auf das Jahresergebnis durch. Der Gewinn brach fast um die Hälfte ein. Unterm Strich verdienten die Sparkassen in Baden-Württemberg 490 Millionen Euro, 2021 waren es fast 940 Millionen Euro.
Während kleine Kreditinstitute wie Sparkassen und Genossenschaftsbanken über mehrere Jahre besser dastanden als Großbanken, dreht sich die Situation jetzt. Die Deutsche Bank erzielte 2022 das beste Ergebnis seit 15 Jahren. Der Nettogewinn betrug gut fünf Milliarden Euro, wie die größte deutsche Bank am Donnerstagmorgen mitteilte.
Je nachdem, wie sich die Zinsen sowie die Anleihen und Aktien in diesem Jahr bewegen, könnten in diesem Jahr weitere Wertberichtigungen auf Wertpapiere nötig werden. Auf längere Sicht wird sich der Effekt aber drehen. Laut Schneider haben die Sparkassen in Baden-Württemberg in ihren Eigenanlagen „nur Papiere mit höchster Bonität“, die sie ohne Probleme bis zur durchschnittlichen Endfälligkeit in zwei bis vier Jahren halten könnten. „Wir halten das aus und rechnen mit Zuschreibungen in den nächsten Jahren.“
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Bei manchen kleinen Geldhäusern können die Wertberichtigungen aber auch dafür sorgen, dass sie in die roten Zahlen rutschen. Die Finanzaufsicht Bafin hat kürzlich gewarnt, dass nach der Auflösung der Reserven und dem Einsatz weiterer Steuerungsmöglichkeiten einzelne Banken zum Jahresende 2022 ihre Kapitalvorgaben wegen der Zinseffekte unterschreiten. Einen Verlust meldete bereits die Sparkasse Zwickau.
Mittelfristig werden Banken und Sparkassen von steigenden Zinsen profitieren. Sie bringen höhere Einnahmen aus dem Kreditgeschäft mit sich. Bei den Sparkassen in Baden-Württemberg ist der Zinsertrag 2022 auch erstmals seit Jahren wieder gestiegen.
Zwar stiegen auch die Kosten, aber nur leicht. Operativ fuhren die Sparkassen daher ein deutlich höheres Ergebnis ein als im Vorjahr.
Schneider zufolge kämpft ein erheblicher Teil der Kundinnen und Kunden mit den Folgen der hohen Inflation. „Mittlerweile können rund die Hälfte unserer Privatkundinnen und -kunden kein Geld zur Seite legen. Sie brauchen ihre kompletten Einnahmen für die Deckung der monatlichen Ausgaben.“
Gleichwohl stiegen die Einlagen bei den 50 Sparkassen um drei Milliarden Euro. Der Wertpapierabsatz blieb trotz der Marktturbulenzen stabil. Netto lag er mit 4,8 Milliarden Euro sogar leicht über dem Vorjahresniveau. „Anders als in früheren Jahren kam es nicht zu Panikverkäufen“, sagte Schneider. Die Kundinnen und Kunden hätten äußerst besonnen reagiert.
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