Nicht immer werden Versicherer künftig in der Lage sein, alle Risiken von Unternehmen umfassend abzusichern. Zurich will daher auf Beratung setzen – noch bevor der Schaden entsteht.
Frankfurt Der Versicherer Zurich rechnet damit, dass Unternehmen angesichts vieler neuer Risiken künftig nicht immer einen passenden Versicherungsschutz finden, und setzt daher verstärkt auf Präventionsangebote.
„Die Risiken rund um Naturgefahren, Cyberangriffe und Lieferketten-Vernetzungen werden für die Versicherungsindustrie immer größer und unberechenbarer“, sagte Petra Riga-Müller, Vorständin für das Industriekundensegment der Zurich Gruppe Deutschland, dem Handelsblatt. „Deshalb weiten wir unsere Beratungsleistungen schon vor dem Schadenereignis deutlich aus.“ Es sei wichtig, dass Versicherer hier proaktiv, präventiv und mit ihren Kunden zusammenarbeiten.
Da die Zahl der Großschäden ständig zunehme, werden „Versicherer künftig nicht mehr in der Lage sein, alle Risiken umfassend abzusichern“, ergänzt Paulos Asbe, der die Einheit Zurich Resilience Solutions in Deutschland leitet. Schon heute gebe es in manchen Bereichen wie etwa in der Cyberversicherung nicht genügend Kapazität, die Prämien und Selbstbehalte stiegen ständig an. „Unternehmen fragen sich immer häufiger, ob sie sich die Versicherungsprämie leisten oder ob sie die Risiken selbst tragen können“, sagt Asbe.
Verstärkt auf Präventionsangebote zu setzen, ist für Versicherer auch deshalb sinnvoll, um in diesem Umfeld überhaupt noch ein relevanter Partner für die Kunden zu bleiben. Unter den Versicherern hat Zurich laut eigenen Angaben das weltweit größte spartenübergreifende Netzwerk an Experten für Risikoprävention und hat diese Einheit zuletzt deutlich ausgebaut auf nun über 800 Mitarbeiter weltweit.
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Asbe ist überzeugt, dass ein Großteil der Schäden von Unternehmen vermeidbar wäre: „Dieses Denken kommt auch immer mehr bei unseren Kunden an.“ Nicht nur Großkonzerne, sondern auch Mittelständler seien zunehmend bereit, für präventive Zusatzleistungen zu zahlen.
Aktuell beobachtet Asbe, dass Unternehmen vor allem mit Blick auf mögliche Betriebsschließungen in den Wintermonaten Unterstützungsbedarf haben: „In der letzten Zeit wurden wir vermehrt von Kunden aus dem gehobenen Mittelstand angesprochen, dass sie sich wegen gestiegener Preise, fehlender Zulieferteile oder drohenden Energiemangels überlegen, Standorte zumindest vorübergehend zu schließen.“
Das berge Risiken, mit denen die Unternehmen bisher nicht konfrontiert gewesen seien: Bei Aluminiumschmelzen, Glasöfen und gegebenenfalls Reinräumen könne es etwa notwendig sein, diese auch während einer vorübergehenden Standortschließung weiterhin zu betreiben. „Eine Abschaltung würde nicht bekannte Sachschäden und eine lange Betriebsunterbrechungszeit beim Wiederanfahren des Betriebes bedeuten“, so der Zurich-Experte.
Während einer Stilllegung im Winter komme es zudem besonders häufig zu Wasserschäden, wenn „Rohrleitungen einfrieren und dadurch aufplatzen“. Schneelast könne Hallendächer einstürzen lassen, wenn der Schnee nicht so regelmäßig entfernt werde wie während des Betriebs üblich.
Häufig komme es auch zu Schäden, wenn Maschinen von Personal hochgefahren werden, das nach einer Krise neu eingestellt und eingearbeitet werden musste. „Unternehmen sollten sich daher überlegen, wie sie trotz der drohenden Rezession möglichst viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ihr Expertenwissen halten können“, so Asbe.
Grundsätzlich kommt für die entstehenden Schäden zwar die Betriebsunterbrechungsversicherung auf. „Wenn ein Feuer oder eine Explosion durch das Herunterfahren oder das Hochfahren von Maschinen sowie während der Zeit der Stilllegung entsteht, besteht in der Regel ein Versicherungsschutz“, sagt Asbe.
Der Versichererverband GDV hatte aber schon im Sommer darauf hingewiesen, dass ein Stillstehen der Produktion und damit einhergehende Ertragsausfälle nicht versichert seien, wenn diese nur auf eine generelle Energieknappheit ohne konkreten Sachschaden in der Firma zurückzuführen sind.
Problematischer findet Asbe, dass bei den Unternehmen immer neue Risiken für Betriebsunterbrechungen hinzukommen, seien es die angesprochenen Cyberangriffe, Naturkatastrophen, Pandemien oder Kriegsfolgen. Manche dieser Risiken seien potenziell nicht versicherbar – nämlich dann, wenn sie „für Versicherer unkalkulierbar“ werden.
Umso wichtiger ist es laut Zurich-Deutschland-Vorstandsmitglied Riga-Müller, potenzielle Gefahren schon vor einem möglichen Schadeneintritt zu vermeiden und die zukünftigen Risiken weitestgehend zu mitigieren.
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