Der Hedgefonds fordert vom Immobilienfinanzierer eine verbesserte Strategie und nennt den Konkurrenten Aareal Bank als Vorbild. Die PBB wehrt sich.
Zentrale der Deutschen Pfandbriefbank
Die PBB ist aus Sicht eines Londoner Hedgefonds zu unprofitabel und hat eine zu dicke Eigenkapitaldecke.
Bild: PBB
Frankfurt Der aktivistische Investor Petrus Advisers, der sich in Deutschland mit Engagements bei Comdirect, Aareal Bank und Teamviewer einen Namen gemacht hat, knöpft sich nun den Immobilienfinanzierer Pfandbriefbank (PBB) vor. Der Londoner Hedgefonds ist mit der Entwicklung des Münchener Instituts unzufrieden und fordert deshalb eine grundlegende Überarbeitung der Strategie.
Die aktuell niedrige Bewertung der Pfandbriefbank reflektiere „signifikante strategische Schwächen“, monieren die Petrus-Partner Klaus Umek und Till Hufnagel in einem Brief an PBB-Vorstandschef Andreas Arndt und Chefkontrolleur Günther Bräunig. Das Schreiben ist auf den 31. Januar datiert und liegt dem Handelsblatt vor.
Petrus Advisers ist nach eigenen Angaben mit „knapp unter drei Prozent“ an der PBB beteiligt. Man befinde sich schon länger im Austausch mit dem Management, das bisher auf die Forderungen aber nicht eingegangen sei, heißt es in dem Brief.
„Es ist Zeit, die Scheuklappen abzulegen und endlich sinnhaft zu arbeiten, sonst wird die Deutsche Pfandbriefbank nicht nachhaltig als eigenständiges Institut überleben können“, heißt es in dem Schreiben unter anderem. Hauptkritikpunkte von Petrus sind die niedrige Eigenkapitalrendite (RoE) von PBB sowie die hohe Eigenkapitalquote.
Die Eigenkapitalrendite sei von 7,4 Prozent im dritten Quartal 2021 auf 5,2 Prozent im dritten Quartal 2022 gefallen. Beim Konkurrenten Aareal Bank, an dem Petrus ebenfalls beteiligt ist, sei die um bestimmte Einmaleffekte bereinigte Eigenkapitalrendite im gleichen Zeitraum von 4,8 auf 9,5 Prozent gestiegen. Die Bereinigungen umfassen einmalige Steuereffekte, M&A- und Restrukturierungskosten sowie eine Kreditvorsorge für russische Kredite.
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Damit liege die Eigenkapitalrendite der PBB deutlich unter den Kapitalkosten von zehn bis elf Prozent, erklärte Petrus. Dass die Pfandbriefbank trotz dieser Kennzahlen ein Wachstum ihres Kreditbuchs anstrebe, sei sinnlos. „Sie zerstören damit absichtlich jedes Jahr Wert, indem sie weiteres Kapital unter den Kapitalkosten einsetzen.“
Die Pfandbriefbank habe ihre geringe Profitabilität gegenüber Petrus mit der hohen Kapitalisierung sowie der Vorsicht der Bankführung begründet, schreiben Umek und Hufnagel. Sie halten von dieser Argumentation jedoch nichts. „Der Kapitalmarkt duldet kein eichhörnchenartiges Ansammeln von Überreserven.“
Je höher die Eigenkapitalquote einer Bank ist, desto krisenfester ist sie. Je mehr Eigenkapital eine Bank hat, desto mehr Gewinn muss sie aber auch erwirtschaften, um eine hohe Rendite auf diesen Eigenkapitalblock zu erwirtschaften.
Bei der Frage, wie hoch die Eigenkapitalausstattung einer Bank ist, haben auch die europäischen Bankenaufseher ein Wort mitzureden. In der Vergangenheit hatten sie mehrfach betont, dass sie gewerbliche Immobilienkredite, auf die die Pfandbriefbank spezialisiert ist, für riskant halten.
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Daher dürfte der Aufsicht an hohen Eigenkapitalquoten der PBB gelegen sein. Fraglich ist allerdings, welche Höhe sie für sinnvoll halten.
Den beiden Investoren geht das Sicherheitsdenken der Münchener Bank auf jeden Fall zu weit: Keine andere relevante europäische Bank habe eine ähnlich hohe Kernkapitalquote wie die PBB mit zuletzt mehr als 16 Prozent, argumentieren die Petrus-Partner. Sie weisen in diesem Zusammenhang darauf hin, dass andere Institute, wie beispielsweise die ING zuletzt eigene Aktien zurückgekauft haben – und dafür grünes Licht von den Bankenaufsehern der EZB bekommen haben.
Neben der Kapitalverwendung muss sich die PBB nach Ansicht von Petrus bei einem „umfassenden strategischen Review“ auch mit Maßnahmen zur Erhöhung der Nettozinsmarge sowie zur Senkung der Kosten beschäftigen. Die PBB-Aktie legte nach dem Bekanntwerden des Briefes um bis zu zwei Prozent auf 8,53 Euro zu.
„Wir haben den von Petrus Advisers veröffentlichten Brief zur Kenntnis genommen, kommen aber zu einer gänzlich anderen Einschätzung“, konterte eine PBB-Sprecherin auf Anfrage die Kritik. Die Pfandbriefbank verfolge das Ziel, nachhaltigen Geschäftserfolg zu generieren, „also über alle Zyklen hinweg stabil profitabel zu sein, um somit auch unser Dividendenversprechen einlösen zu können“.
Statt mit der Eigenkapitalrendite argumentiert die Pfandbriefbank mit ihren Ausschüttungen an Aktionäre. Die PBB habe ihren Aktionären seit dem Börsengang im Jahr 2015 eine durchschnittliche Dividendenrendite von rund 7,5 Prozent im Jahr ausgezahlt – eine Rate „deutlich über dem Marktdurchschnitt“. „Unsere Aktie ist ein Dividendentitel im wahrsten Sinne des Wortes“, so die PBB-Sprecherin.
Auch die hohe Eigenkapitalquote verteidigte das Institut. „Ja, wir haben eine gute Kapitaldecke. Und die steht mit Blick auf das volatile Marktumfeld und die hohen regulatorischen Anforderungen jeder Bank gut“, sagte eine Sprecherin des Instituts.
Petrus Advisers wurde 2009 von Umek gegründet. Der Österreicher hatte zuvor zwölf Jahre lang als Investmentbanker für die US-Investmentbank Goldman Sachs gearbeitet, unter anderem in Frankfurt, London und Moskau. 2015 kam Hufnagel dazu, der bei Goldman 14 Jahre im Bereich Private Equity tätig war, erst in Frankfurt, dann in London.
Das erste öffentlichkeitswirksame Engagement von Petrus in Deutschland war der Einstieg bei der Commerzbank-Tochter Comdirect 2017. Der Investor forderte von dem Institut die Senkung von Kosten und Wechsel im Vorstand und im Aufsichtsrat.
Später blockierte Petrus zeitweise die Komplettübernahme der Comdirect durch die Commerzbank. Anfang 2020 verständigten sich Umek und Hufnagel mit Deutschlands zweitgrößer Privatbank dann auf den Verkauf ihres Anteils – und strichen dabei einen satten Gewinn ein. Die Commerzbank zahlte Petrus damals 15,15 Euro je Aktie, allen anderen Comdirect-Aktionären lediglich 11,44 Euro.
Wenig später nahm Petrus dann die Aareal Bank ins Visier, kritisierte die hohen Kosten des Instituts, die üppigen Vorstandsvergütungen, die geringe Profitabilität, Defizite in der Strategie. In der Folge stimmte eine Mehrheit der Aktionäre im Mai 2021 gegen die Vergütungsregeln für Aareal-Vorstände.
Als im selben Jahr eine Gruppe von Finanzinvestoren die Aareal Bank übernehmen wollte, blockten Petrus Advisers und andere Hedgefonds die ersten beiden Offerten von erst 29 Euro und dann 31 Euro als zu niedrig ab und erzwangen sogar einen Wechsel im Aufsichtsrat. Erst als die Finanzinvestoren 33 Euro je Aareal-Aktie boten und Petrus Advisers als stimmrechtslosen Mitaktionär akzeptierten, stimmte der Hedgefonds zu.
Bei Teamviewer zählte Petrus Advisers zu den Investoren, die einen teuren Sponsoringvertrag kritisierten. Das Unternehmen hat ihn mittlerweile aufgegeben.
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