Wenngleich der Wirbelsturm „Ian“ für den Konzern teuer wird übertrifft der Versicherer die Finanzziele für die Jahre 2020 bis 2022. Bald beginnt außerdem ein Aktienrückkauf.
Zürich Die Zurich Insurance Group hat die Prämieneinahmen im Kerngeschäft im laufenden Jahr kräftig gesteigert und sieht sich trotz hoher Schadenzahlungen für den Hurrikan „Ian“ auf Kurs, die für den Zeitraum 2020 bis 2022 ausgerufenen Finanzziele zu übertreffen. Der Wirbelsturm dürfte mit netto 550 Millionen Dollar vor Steuern zu Buche schlagen, teilte der Versicherer am Donnerstag mit. „Ian“ war Ende September über den US-Bundesstaat Florida gefegt und könnte mit geschätzt 60 Milliarden Dollar versicherten Schäden für die Branche zur zweitteuersten Naturkatastrophe in den Vereinigten Staaten werden. Der Wirbelsturm treffe Europas fünftgrößten Versicherer weniger stark, als es seinem Marktanteil entspreche, sagte Finanzchef George Quinn.
Doch auch für die Schweizer ist die Belastung überdurchschnittlich: Die Katastrophenschadenquote liegt in den ersten neun Monate schätzungsweise zwei Prozentpunkte über dem langfristigen Trend. Und der Konzern stellt sich auf häufigere und schwerere Katastrophen ein – und will als Konsequenz die Deckung von Naturkatastrophenrisiken weiter zurückfahren. „Ich würde (Hurrikan Ian) gerne als einmaligen Vorfall betrachten, aber ich bin mir nicht sicher, ob er das ist“, sagte Quinn der Nachrichtenagentur Reuters. „Wir werden unseren Appetit auf Naturkatastrophenrisiken weiterhin einschränken.“ Das liegt im Trend. Denn der Klimawandel trägt dazu bei, dass die Versicherer für immer höhere Kosten durch Naturgefahren aufkommen müssen. Manche ziehen sich deshalb aus der Deckung dieser Risiken zurück, insbesondere in Gebieten, die stark von Wirbelstürmen und Bränden bedroht sind.
In den ersten neun Monaten wuchs das Kerngeschäft von Zurich kräftig: In der Schaden- und Unfallversicherung, die für gut zwei Drittel der Einnahmen steht, stiegen die Prämieneinnahmen bereinigt um Zukäufe und Veräußerungen sowie Wechselkurseffekte um 13 Prozent auf 33,5 Milliarden Dollar. Dazu trugen auch „robuste Prämienerhöhungen“ bei, sagte Quinn. Und wegen der häufigeren und schwereren Katastrophen rechnet der Manager mit weiter anziehenden Preisen bis weit ins kommende Jahr hinein. In der Lebensversicherung zog das Neugeschäft bereinigt um Sondereffekte um zwei Prozent auf 2,6 Milliarden Dollar an. Zum Gewinn äußerte sich Zurich nicht – das tut das Unternehmen nur zum Halbjahr und am Jahresende.
Die Kapitalausstattung ist Quinn zufolge weiterhin sehr stark. Die Solvenzquote gemäß Swiss Solvency Test (SST) lag Ende September bei 252 Prozent. Zu den Dividendenaussichten hielt sich Quinn bedeckt. Er gehe davon aus, dass die Aktionäre an der starken Geschäftsentwicklung im laufenden Jahr beteiligt werden, sagte er. Der im August in Aussicht gestellte Rückkauf eigener Aktien im Volumen von 1,8 Milliarden Franken dürfte im laufenden Quartal starten.
Zurich will in der kommenden Woche neue Finanzziele für den Zeitraum 2023 bis 2025 bekanntgeben. Diese dürften Quinn zufolge ambitionierter sein als bislang. Aktuell lautet die Vorgabe 14 Prozent Eigenkapitalrendite basierend auf dem Betriebsgewinn nach Steuern. Das Ergebnis pro Aktie soll im Schnitt organisch um mindestens fünf Prozent wachsen. Rund 75 Prozent des Gewinns sollen ausgeschüttet werden, wobei die zuletzt bezahlte Dividende von 22 Franken je Aktie als Untergrenze gilt.
An der Börse kamen die Zahlen nicht gut an. Mit einem Kursminus von 1,4 Prozent gehörte Zurich zu den am wenigsten gefragten Versicherungswerten in Europa. Die Analysten von UBS und Keefe, Bruyette & Woods verwiesen auf die hohen Kosten für Naturkatastrophen und eine schlechter als erwartete Kapitalquote.
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