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14.12.2022

20:30

Rückversicherer

Munich Re erhöht für 2023 die Gewinnprognose

Von: Christian Schnell

Der weltgrößte Rückversicherer will erstmals vier Milliarden Euro verdienen. Der Konzern profitiert dabei von einem neuen Bilanzierungsstandard. Doch es gibt viele Unsicherheiten.

Skulptur vor der Zentrale der Rückversicherung Münchner Rück. picture alliance

Munich Re

Skulptur vor der Zentrale der Rückversicherung Münchner Rück.

München Die Munich Re will 2023 erstmals einen Konzerngewinn von vier Milliarden Euro erzielen. Gründe dafür sind eine anhaltend gute Entwicklung im operativen Geschäft sowie die Umstellung der internationalen Rechnungslegungsstandards nach IFRS 17, die im kommenden Jahr erstmals angewendet wird. Das gab der weltgrößte Rückversicherer am Mittwochabend unmittelbar vor dem Investorentag des Dax-Konzerns am Donnerstag bekannt.

Es handelt sich um einen der größten Umstellungsprozesse, die die Versicherungsbranche in den vergangenen Jahrzehnten erlebt hat. Mit der Einführung der neuen Bilanzierungsstandards nach IFRS 17 soll es mehr Transparenz für Investoren geben. Gleichzeitig dürfte die Komplexität steigen.

IFRS17 regelt unter anderem die Bewertung von Versicherungsverträgen, sodass das Zahlenwerk für Anleger verständlicher werden soll. Im Vergleich zum bisherigen Standard IFRS 4, der seit Jahrzehnten gilt, dürfte es zu spürbaren Abweichungen kommen.

Zinswende beflügelt Kapitalanlage

Bei der Munich Re deutet das den neuen Prognosen zufolge für das kommende Jahr einen Gewinnsprung auf vier Milliarden Euro an. Im laufenden Jahr strebt der Konzern 3,3 Milliarden Euro an.

Eine zweite wesentliche Veränderung im Bilanzierungsstandard ist der Versicherungsumsatz. Hier rechnet die Munich Re mit 58 Milliarden Euro für das Jahr 2023. Der Umsatz rückt an die Stelle der bislang üblichen Angaben zu Bruttoprämieneinnahmen. Im laufenden Jahr plant der Konzern mit 67 Milliarden Euro.

Unabhängig von der Bilanzierungsumstellung will der Konzern künftig wieder mehr Geld mit eigenen Kapitalanlagen verdienen. Vor allem aufgrund der Zinswende soll die eigene Kapitalanlagerendite im kommenden Jahr bei mindestens 2,2 Prozent liegen. Im Vergleich zum dritten Quartal des laufenden Jahres wäre das eine deutliche Steigerung, in den Monaten von Juli bis September betrug sie lediglich 1,6 Prozent.

Die Münchener Rück strebt außerdem eine höhere Eigenkapitalrendite an. Das Ziel bis 2025 liegt nun bei 14 bis 16 Prozent. Das gelte gleichermaßen für die Rückversicherung wie auch für die Erstversicherungs-Tochter Ergo. Nach den bisher geltenden IFRS-Regeln waren es 12 bis 14 Prozent. Das sei aber ein rein technischer Effekt, erklärte Finanzchef Christoph Jurecka. An den übrigen Mittelfrist-Zielen ändere sich nichts: Der Gewinn je Aktie soll von 2023 bis 2025 um mindestens fünf Prozent pro Jahr steigen, ebenso die Dividende.

Zum neuen Gewinnziel von vier Milliarden Euro soll das Segment Rückversicherung 3,3 Milliarden Euro beisteuern. Die verbleibenden 700 Millionen Euro sind als Gewinnbeitrag der Düsseldorfer Erstversicherungstochter Ergo geplant. Allerdings wies die Munich Re darauf hin, dass die neuen Prognosen weiter unter Vorbehalt stehen. Wegen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine bestünden weiter erhebliche Unsicherheiten.

Aktie auf Höhenflug

Im operativen Geschäft hatte sich in den vergangenen Monaten bereits abgezeichnet, dass die Munich Re trotz hoher Belastungen aus Naturkatastrophen, Krieg, Pandemie und Inflation gut durch das Jahr gekommen ist. Das zeigte sich in den vergangenen Wochen auch an der Aktienkursentwicklung. Erstmals seit mehr als 20 Jahren kletterte der Kurs Ende November wieder über die Marke von 300 Euro.

Analysten sehen trotzdem Potenzial nach oben und lobten das robuste Geschäftsmodell, das sich auch in herausfordernden Zeiten bewähre. Durch den Hurrikan Ian, der Ende September über Florida hinwegfegte, entstanden der Munich Re beispielsweise Belastungen von rund 1,6 Milliarden Euro. Am Mittwoch notierte die Aktie der Munich Re mit einem leichten Tagesverlust bei 307,30 Euro.

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