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23.02.2022

10:14

Rückversicherer

Trotz hoher Belastungen: Munich Re übertrifft ihr Gewinnziel

Von: Christian Schnell

Der weltgrößte Rückversicherer übersteht die hohen Belastungen durch die Pandemie und Naturkatastrophen. Schwierig bleibt die Geldanlage des riesigen Portfolios.

Der weltgrößte Rückversicherer konnte die Erwartungen der Analysten übertreffen. dpa

Die Statue „Walking Man“ vor der Zentrale der Munich Re in München

Der weltgrößte Rückversicherer konnte die Erwartungen der Analysten übertreffen.

München Die Munich Re hat im vergangenen Jahr trotz hoher Belastungen ihr Gewinnziel leicht übertroffen. Der Nettogewinn von 2,9 Milliarden Euro lag über der eigenen Prognose von 2,8 Milliarden Euro – und damit auch über den Erwartungen der Analysten. Das hat der Dax-Konzern am Mittwochmorgen bekannt gegeben.

Die hatten im Schnitt mit 2,889 Milliarden Euro gerechnet. „Diesen Schwung und das günstige Marktumfeld werden wir konsequent nutzen und unseren Gewinn in diesem Jahr auf 3,3 Milliarden Euro steigern“, kündigte Munich-Re-Chef Joachim Wenning an.

Mit den Auswirkungen der Pandemie, hohen Schäden durch Naturkatastrophen sowie einer steigenden Zahl von Cyberangriffen gehörte das Jahr 2021 zu den herausforderndsten Jahren in der 141-jährigen Geschichte des Rückversicherers. Die Großschäden aus Naturkatastrophen summierten sich auf 3,1 Milliarden Euro nach lediglich 906 Millionen Euro im Vorjahr.

Dabei ragte der Hurrikan „Ida“ in den USA mit einem Gesamtschaden von 1,5 Milliarden Euro heraus, Sturmtief „Bernd“ im Juli in Deutschland und angrenzenden Ländern führte zu Schadenzahlungen von rund 500 Millionen Euro. Sterbefälle in Zusammenhang mit Covid-19 belasteten mit insgesamt 785 Millionen Euro. Die Belastungen durch die Pandemie dürften sich auch im laufenden Jahr zeigen. Finanzvorstand Christoph Jurecka rechnet mit Schadenzahlungen von rund 300 Millionen Euro. "Bei einer weiteren schweren Welle können es auch mehr werden".

Dass trotz der hohen Schadenzahlungen ein Milliardenergebnis erreicht wurde, liegt unter anderem an einem starken Prämienanstieg. Das Kundeninteresse an Sicherheitslösungen war in Pandemiezeiten noch einmal gewachsen. Die Prämieneinnahmen wuchsen auf 59,6 Milliarden Euro und lagen damit 8,5 Prozent über dem Niveau von 2020.

Vorstand rechnet mit höheren Beitragseinnahmen

Auch die eigene Planzahl von 58 Milliarden Euro wurde deutlich übertroffen. Dieser Trend dürfte sich auch in diesem Jahr fortsetzen. Bei der wichtigen Erneuerungsrunde im Januar, bei der die Konditionen von Kundenverträgen neu verhandelt werden, wuchsen die Beitragseinnahmen um 14,5 Prozent, die Preise selbst stiegen um 0,7 Prozent. In diesem Jahr geht das Management des Dax-Konzerns somit von Beitragseinnahmen von insgesamt 61 Milliarden Euro aus.

Auch bei anderen Strategiezielen hat die Munich Re die zahlreichen Belastungen weitgehend weggesteckt. Die Rendite auf das eingesetzte Kapital (ROE) lag im vergangenen Jahr bei 12,6 Prozent. Der hauseigene Strategieplan Ambition 2025, der vor über einem Jahr vorgestellt wurde, setzte hier ein jährliches Renditeziel von 12 bis 14 Prozent bis ins Jahr 2025 fest. "Wir liegen bestens auf Kurs bei Ambition 2025", so Konzernchef Wenning.

Kapitalanlage wird immer schwieriger

Im ersten Pandemiejahr 2020 waren es nur 5,3 Prozent. Das Ergebnis je Aktie verfehlte die Vorgaben mit einem Plus von 4,7 Prozent knapp, das Ziel liegt bei mindestens fünf Prozent jährlich bis 2025. Die Anleger waren daher nicht ganz zufrieden, die Papiere der Munich Re fielen um knapp zwei Prozent.

In der Geldanlage bekam der Konzern einmal mehr die Auswirkungen der Niedrigzinspolitik zu spüren. Das Kapitalanlageergebnis des insgesamt rund 240 Milliarden Euro großen Portfolios lag mit 7,16 Milliarden Euro knapp unter dem Vorjahreswert von 7,40 Milliarden Euro. Hinzu kamen hohe Abschreibungen durch Kursverluste auf Aktien.

Mit einem Kapitalanlageergebnis von 2,8 Prozent hat die Munich Re zwar das eigene Ziel von 2,5 Prozent übertroffen. Die Probleme bei der Wiederanlage auslaufender Wertpapiere, die alle großen Investoren kennen, zeichnen sich indes auch bei den Münchenern deutlich ab. Lediglich Renditen von 1,5 Prozent waren bei der Neuanlage zu erzielen.

Im vergangenen Jahr hatte der Dax-Konzern die Zahl seiner Vermögensverwalter erweitert. Wurde das Portfolio bisher vor allem vom hauseigenen Asset-Manager Meag verwaltet, so sucht die Munich Re inzwischen auch den Kontakt zu Experten in speziellen Anlageklassen und entfernten Regionen. Ebenfalls steuert der Versicherer mit einer deutlich gestiegenen Aktienquote entgegen. Nach sechs Prozent im Jahr 2020 lag sie zuletzt bei 7,7 Prozent.

Der Chef der Munich Re will den Gewinn in diesem Jahr auf 3,3 Milliarden Euro steigern. imago images/Sven Simon

Joachim Wenning

Der Chef der Munich Re will den Gewinn in diesem Jahr auf 3,3 Milliarden Euro steigern.

Dafür sind an anderer Stelle frühere Probleme längst Geschichte. Der Düsseldorfer Erstversicherer Ergo hat im vergangenen Jahr mit 605 Millionen Euro das Gewinnziel von 500 Millionen Euro deutlich übertroffen. "Ergo zeigte eine bemerkenswert gute Performance", lobte Konzernchef Wenning. Der Erstversicherer sei ausgesprochen gut unterwegs, um die Ziele des Strategieprogramms Ambition 2025 zu erreichen und liefere zudem eine verlässliche Dividende an die Mutter ab.

Zwar machten sich auch dort die Belastungen aus der Pandemie und den hohen Unwetterschäden in der Bilanz bemerkbar, auf der Gegensete sorgten sie aber auch für eine deutlich höhere Nachfrage nach Versicherungsschutz bei den Kunden. Dieser Trend zeichnete sich in den drei Segmenten Schaden- , Lebens- und Gesundheitsversicherung ab.

Dividende steigt kräftig

Bei den Wettbewerbern der Munich Re war zuletzt eine ähnlich gute Entwicklung zu erkennen. Die Hannover Rück, die Nummer drei unter den weltgrößten Rückversicherern, hat laut vorläufigen Zahlen zufolge im vergangenen Jahr einen Milliardengewinn erzielt und mit 1,23 Milliarden Euro fast das obere Ende des angepeilten Überschusses von 1,15 bis 1,25 Milliarden Euro erreicht. In diesem Jahr strebt Hannover Rück einen Rekordgewinn von 1,4 bis 1,5 Milliarden Euro an. Die Swiss Re will am Freitag ihre Zahlen präsentieren.

Bereits am Dienstag hatte die Munich Re eine kräftige Anhebung der Dividende angekündigt. Für das abgelaufene Jahr sollen nun 11 Euro je Aktie ausgeschüttet werden, ein Plus von über zwölf Prozent im Vergleich zu den 9,80 Euro aus dem Vorjahr.

Weil der Konzern mit seinem Strategieprogramm Ambition 2025 angekündigt hatte, die Ausschüttung künftig pro Jahr um mindestens fünf Prozent anheben zu wollen, dürften so in einem Jahr mindestens 11,55 Euro je Aktie gezahlt werden. Ebenfalls nimmt der Konzern nach der Hauptversammlung Ende April wieder sein traditionelles Aktienrückkaufprogramm auf. Nachdem es zu Beginn der Coronapandemie im Frühjahr 2020 gestoppt worden ist, soll dann erneut eine Milliarde Euro in eigene Aktien investiert werden.

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