Die Rückversicherer profitieren derzeit von Preissteigerungen. Das neue Gewinnziel liegt aber unter den Erwartungen der Analysten. Die Aktie gibt nach.
Hannover Rück
Der Rückversicherer will weiterhin von Preissteigerungen profitieren.
Bild: imago/Rust
Frankfurt Trotz hoher Katastrophenschäden hat der Dax-Konzern Hannover Rück im vergangenen Jahr seinen Nettogewinn um fast 15 Prozent auf 1,41 Milliarden gesteigert, wie die weltweite Nummer drei der Branche am Mittwoch mitteilte. Bereits am Vorabend hatte der Rückversicherer bekannt gegeben, dass er „aufgrund des sich fortsetzenden positiven Marktumfeldes“ im laufenden Jahr mindestens 1,7 Milliarden Euro verdienen will.
Das Unternehmen hielt angesichts der aktuellen Zahlen auch seine eigene Gewinnprognose für das Jahr 2022 ein. Vorstandschef Jean-Jacques Henchoz hatte zuletzt beim Nettogewinn das untere Ende der ursprünglichen Spanne von 1,4 bis 1,5 Milliarden Euro in Aussicht gestellt. Während die Schaden-Rückversicherung von hohen Naturkatastrophenschäden belastet war, profitierten die Hannoveraner von einem besser als erwarteten Ergebnis in der Personen-Rückversicherung und höher als geplanten Kapitalerträgen.
An der Börse kamen die Zahlen allerdings nicht gut an. Im Handelsverlauf war die Hannover-Rück-Aktie am Mittwoch der größte Verlierer im deutschen Leitindex Dax. Das Minus lag zeitweise bei mehr als vier Prozent. Jefferies-Analyst Philip Kett bezeichnete den Ausblick als „besonnen“. Das neue Gewinnziel liege mehr als zehn Prozent unter seinen Schätzungen und denen des Marktes.
Ein Grund für den vorsichtigen Ausblick könnte sein, dass die Versicherer ab 2023 die neuen internationalen Rechnungslegungsstandards IFRS 17 und IFRS 9 anwenden müssen, und die damit verbundene Unsicherheit im Markt. Tendenziell fallen die Gewinne der Unternehmen unter den neuen Regeln etwas höher aus. Somit ist das Gewinnziel für das aktuelle Geschäftsjahr nicht direkt mit dem Vorjahreswert vergleichbar.
In einer Analystenpräsentation stellte Hannover-Rück-Finanzvorstand Clemens Jungsthöfel jedoch am Mittwoch dar, dass die Bilanzierungsumstellung auf die Ergebnisse in der Schaden-Rückversicherung und der Kapitalanlage einen geringfügigen Einfluss habe. Auch in der Personen-Rückversicherung rechnet er nur bei einem kleinen Teil des Geschäfts mit einer Anhebung.
Die Muttergesellschaft Talanx, die mit 50,2 Prozent an Hannover Rück beteiligt ist, hatte den positiven Ergebniseffekt der neuen Bilanzregeln auf rund 100 Millionen Euro beziffert. Bis 2025 will der Konzern seinen Gewinn auf 1,6 Milliarden Euro steigern.
Dass Hannover Rück positiv auf die weitere Geschäftsentwicklung blickt, hängt vor allem damit zusammen, dass die Rückversicherer derzeit von deutlichen Preissteigerungen profitieren. Wie Makler berichteten, konnte die Branche bei der Erneuerungsrunde zum Jahreswechsel bei den Erstversicherern zum Teil kräftige Prämienerhöhungen durchsetzen. Zurückzuführen ist das unter anderem auf die zunehmenden Schäden aus Naturkatastrophen, die höheren Schadenkosten infolge der Inflation und das knappere Angebot an Rückversicherungsschutz.
Für das laufende Jahr rechnet Hannover Rück daher mit einem Wachstum des Rückversicherungsumsatzes von mindestens fünf Prozent. Diese Kennzahl müssen die Versicherer nun gemäß den neuen Bilanzvorschriften erstmals veröffentlichen. Die bisher üblichen Bruttoprämien entfallen dadurch. Währungsbereinigt stiegen diese im Jahr 2022 um 12,7 Prozent auf 33,3 Milliarden Euro.
Das Großschadenbudget für das Jahr 2023 hat Hannover Rück auf 1,725 Milliarden Euro erhöht, von 1,4 Milliarden Euro ein Jahr zuvor. Das liegt zum einen daran, dass der Rückversicherer sein Geschäft weiter ausgebaut hat.
Zum anderen rechnet das Unternehmen auch weiterhin mit erhöhten Naturkatastrophenschäden. „Nach den hohen Belastungen aus Großschäden der vergangenen Jahre werden wir im laufenden Geschäftsjahr an unserer konservativen Reservierungspolitik festhalten“, sagte Hannover-Rück-Chef Henchoz.
Von Hurrikan „Ian“, der im September im US-Bundesstaat Florida und anderen Regionen wütete, war Hannover Rück nicht so stark betroffen wie die größeren Konkurrenten Munich Re und Swiss Re.
Deutlich besser als erwartet entwickelte sich im abgelaufenen Jahr unterdessen die Kapitalanlagerendite mit 3,2 Prozent. Im Jahr 2023 soll diese mindestens 2,4 Prozent betragen.
Bereits in den letzten Wochen betonten die Versicherer immer wieder, dass die neuen IFRS-Standards zwar die Bilanzierung veränderten, nicht aber das Geschäft oder die Dividendenpolitik. Für das Jahr 2021 hatten die Aktionäre von Hannover Rück inklusive einer Sonderdividende 5,75 Euro je Aktie erhalten. Analysten rechnen für 2022 mit einer Erhöhung.
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