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23.02.2023

13:55

Versicherer

Munich Re: Kursrutsch trotz übertroffener Gewinnprognose

Von: Christian Schnell

Der weltgrößte Rückversicherer überzeugt mit einem starken Schlussquartal, trotzdem bricht die Aktie ein. Grund sind die mittlerweile hohen Erwartungen am Kapitalmarkt.

Der Rückversicherer wächst weiterhin profitabel. dpa

Munich RE

Der Rückversicherer wächst weiterhin profitabel.

München Die Aktie der Munich Re musste am Donnerstag trotz übertroffener Gewinnziele einen massiven Kursrutsch hinnehmen. Mit einem Minus von bis zu fünf Prozent war das Papier zeitweise größter Verlierer im Dax.

Als Gründe nannten Analysten unter anderem die sehr gute Kursentwicklung im vergangenen Jahr, in dem der Kurs um gut 17 Prozent zugelegt hatte. Nun werde aus der Bewertung die Luft rausgelassen. Zum anderen reagierten Anleger enttäuscht, dass der weltgrößte Rückversicherer bei der wichtigen Vertragserneuerungsrunde im Januar das Neugeschäft lediglich um 1,3 Prozent gesteigert hat.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr hatte die Munich Re insgesamt 3,4 Milliarden Euro verdient und damit rund 100 Millionen Euro mehr als vorhergesagt. Das teilte das Unternehmen am Donnerstagmorgen mit.

Vor allem das Schlussquartal brachte dem weltgrößten Rückversicherer einen Gewinnschub. Sowohl die Rückversicherung als auch der Erstversicherer Ergo, der zum Konzern gehört, legten deutlich zu und erzielten in den Monaten von Oktober bis Dezember einen Gewinn von 1,52 Milliarden Euro. Nach neun Monaten stand an dieser Stelle ein Gewinn von lediglich 1,9 Milliarden Euro.

Zum Wachstumstreiber sollen sich in den nächsten Jahren „vielversprechende Aussichten jenseits des Kerngeschäfts“ entwickeln, wie es Konzernchef Joachim Wenning ausdrückte. Konkret zielt er dabei auf den Erstversicherer Ergo, die Rückversicherung im Bereich Leben und Gesundheit sowie auf den Bereich Specialty Insurance ab.

Wachstumstreiber jenseits des Kerngeschäfts

Zu Letzterem gehört unter anderem das Munich-Re-Tochterunternehmen Hartford Steam Boiler, das Dienstleistungen und Versicherungen anbietet. Insgesamt könnte diese Einheit für Spezial-Erstversicherungen bis ins Jahr 2025 einen Ergebnisbeitrag von bis zu einer Milliarde Euro beisteuern. „Wir könnten von unten in diese Richtung hochwachsen“, deutete Wenning an. Es wäre zum Vorjahr ein Plus von mehr als 30 Prozent.

Grafik

Das Prämienvolumen in diesem Segment soll von zuletzt 7,5 Milliarden Euro auf bis zu zehn Milliarden Euro im Jahr 2025 anwachsen. Dafür sorgen soll Michael Kerner. Der 57-jährige Amerikaner ist seit diesem Jahr neu im Munich-Re-Vorstand und soll das Spezialversicherungsgeschäft, das zu rund 90 Prozent aus den USA kommt, von dort weiter steuern.

Deutlich gestiegen sind inzwischen auch die Erwartungen an den Erstversicherer Ergo. Die Düsseldorfer Tochter wächst nach Jahren im Krisenmodus vermehrt in die Rolle des soliden Gewinnbringers. Nachdem die Gewinnprognose im Herbst deutlich von 600 von 800 Millionen Euro angehoben wurde, hat das Unternehmen nun durch Einmaleffekte mit 826 Millionen Euro auch diese Marke übertroffen.

In Zukunft sind die Erwartungen des Konzerns an die Ergo so hoch wie in der traditionellen Rückversicherung. Die Eigenkapitalrendite soll sich in der Spanne von 14 bis 16 Prozent bewegen. Im vergangenen Jahr waren es 12,5 Prozent. Für das laufende Jahr erwartet Finanzvorstand Christoph Jurecka einen Ergebnisbeitrag von rund 700 Millionen Euro.

Als drittes Segment setzt die Munich Re künftig hohe Erwartungen an die Rückversicherung im Bereich Leben und Gesundheit. Das Segment war in den vergangenen Jahren von den Auswirkungen der Coronapandemie betroffen. Künftig soll in diesem Bereich starkes Wachstum aus den USA und aus Asien kommen. Nach einem Ergebnisbeitrag von 918 Millionen Euro im vergangenen Jahr sehen die Planungen bis 2025 über eine Milliarde Euro vor.

Gewinne auf breiterer Basis

Die Erwartung an die drei Wachstumssegmente für die Bilanz der Munich Re ist hoch. Bis ins Jahr 2025 sollen sie insgesamt rund drei Milliarden Euro zum Gesamtergebnis beisteuern. Das Konzerngeschäft wäre damit weniger abhängig von der traditionellen Rückversicherung im Bereich Schaden- und Unfallversicherung.

Für das laufende Jahr erwartet die Munich Re einen Konzerngewinn in Rekordhöhe von vier Milliarden Euro. Insgesamt wären es rund 600 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Die Zahlen sind jedoch nicht direkt miteinander vergleichbar. Das liegt vor allem an der Einführung des neuen internationalen Bilanzierungsstandards IFRS 17.

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