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02.11.2022

10:00

Versicherung

Bafin mahnt Versicherer zur Vorsicht bei Dividendenzahlungen an Aktionäre

Von: Susanne Schier

Derzeit brauche es ausreichend Puffer bei Kapital und Liquidität, betont Deutschlands oberster Versicherungsaufseher Frank Grund. Ein Dividendenverbot sieht er aber skeptisch.

Der Chef der Versicherungsaufsicht, Frank Grund, stellt die Branche auf schwierige Zeiten ein. Bloomberg

Bafin in Frankfurt

Der Chef der Versicherungsaufsicht, Frank Grund, stellt die Branche auf schwierige Zeiten ein.

Frankfurt Angesichts der aktuellen Herausforderungen fordert die Finanzaufsicht Bafin die Versicherer auf, hohe Dividendenzahlungen zu überdenken. Mit Blick auf Geopolitik, Pandemie, Inflation und Zinswende stünden der Branche schwierige Zeiten bevor. „Versicherungsunternehmen brauchen ausreichende Puffer bei Kapital und Liquidität“, sagte Bafin-Exekutivdirektor Frank Grund bei der Jahreskonferenz der Versicherungsaufsicht.

Den Versicherern gehe es zwar derzeit noch gut, betonte Grund. Doch auch wenn 2022 ganz ordentlich ausfallen dürfte, werde 2023 ein schwieriges Jahr. Die Branche bewege sich in einem Umfeld, das nicht ermutigend sei. Viele der krisenhaften Entwicklungen, mit denen die Assekuranz zurzeit konfrontiert sei, könnten sich jederzeit verschärfen und gegenseitig verstärken.

„Die Unternehmen müssen daher bereits jetzt umsichtig agieren“, sagte Grund weiter – auch in Bezug auf die Ausschüttungen an ihre Aktionäre. Er sei zwar vor zwei Jahren skeptisch gewesen, als angesichts der Pandemie ein Dividendenverbot für Versicherer gefordert wurde. „Genauso wie damals ist aber auch heute jedes Unternehmen gut beraten, bei diesem Thema sehr vorsichtig vorzugehen“, betonte Deutschlands oberster Versicherungsaufseher.

Die Auswirkungen der hohen Inflation sieht er vor allem bei den Schaden- und Unfallversicherern. Der starke Preisauftrieb führe zu steigenden Schadenaufwendungen, insbesondere dort, wo Reparaturleistungen anfielen oder Neuwertersatz vereinbart sei.

Die Versicherer müssten daher bestehende Rückstellungen gegebenenfalls bereits in diesem Jahr erhöhen. „Aus Sicht der Bafin ist es nicht akzeptabel, lediglich darauf zu wetten, dass sich die hohen Inflationsraten normalisieren, und bestehende Puffer in den Reserven restlos aufzubrauchen“, stellte Grund klar.

Höhere Beiträge für Versicherte

Versicherer müssten die höheren Schadenkosten auch in ihrer Prämienkalkulation berücksichtigen. Die gestiegene Inflation werde daher im Jahr 2023 „zwingend höhere Beiträge in der Schaden- und Unfallversicherung nach sich ziehen“, sagte Grund. Versicherer sollten keine Kompromisse bei den Preisen eingehen, nur um Kunden zu halten.

Für die Lebensversicherer seien steigende Zinsen zwar eine gute Nachricht. Die hohe Inflation könnte aber zu mehr Stornierungen und weniger Neugeschäft führen. Hier sei ein gutes Liquiditätsmanagement gefordert.

Zugleich schaut die Bafin derzeit in besonderem Maße auf den Kundennutzen und das Preis-Leistungs-Verhältnis der angebotenen Versicherungsprodukte. Vor wenigen Tagen hat sie daher den Entwurf eines Merkblatts zu kapitalbildenden Lebensversicherungen veröffentlicht.

Demnach müssen die Versicherer sicherstellen, dass ihre Altersvorsorgeprodukte „mit hinreichender Wahrscheinlichkeit über die Laufzeit hinweg einen realen Anlageerfolg erzielen“. Das heißt, dass die Rendite nach Kosten oberhalb der Inflationserwartung liegen sollte.

Die Bafin kündigte an, vor allem die Versicherungsunternehmen näher zu prüfen, bei denen die Effektivkosten der Produkte im Branchenvergleich deutlich erhöht sind. Genauer prüfen will die Bafin auch Versicherer, die hohe Abschlussprovisionen an Versicherungsvermittler zahlen.

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