Der weltgrößte Rückversicherer rechnet mit höheren Prämieneinnahmen und hebt die Prognose an. Abschreibungen durch den Ukrainekrieg belasten die Kapitalanlage.
München Die Munich Re konnte ihren Gewinn im ersten Quartal trotz der Belastungen durch den Ukrainekrieg sowie eine Reihe schwerer Naturkatastrophen steigern. Der weltgrößte Rückversicherer meldete am Dienstag einen leichten Anstieg des Nettogewinns auf 608 Millionen Euro für die ersten drei Monate. Im Vorjahresvergleich standen an dieser Stelle noch 589 Millionen Euro.
Finanzchef Christoph Jurecka sieht den weltgrößten Rückversicherer trotz der vielen Krisen weltweit auf Kurs. An seinem Gewinnziel von 3,3 Milliarden Euro für das Gesamtjahr hält der Dax-Konzern fest.
Einer der Hauptgründe dafür ist für den Konzern der gleichmäßig hohe Ergebnisbeitrag aller Unternehmenseinheiten. Der helfe dabei, Schadenbelastungen an einzelnen Stellen durch Einnahmen aus anderen Bereichen auszugleichen, betonte Konzernchef Joachim Wenning zuletzt. Das gelang im ersten Quartal in weiten Teilen.
So verzeichnete der Bereich Schaden und Unfall in der Rückversicherung, der regelmäßig die größten Gewinnbeiträge liefert, weniger Großschäden als im Vorjahr. Nur noch eine Gesamtsumme von 667 Millionen Euro fiel in diesem Jahr an Schäden über zehn Millionen Euro an. Im vergangenen Jahr waren es noch 892 Millionen Euro.
Dabei ragten die beiden Winterstürme Ylenia und Zeynep als besonders schadensträchtige Ereignisse heraus. Hinzu kamen die Überflutungen in Australien. Der Ukrainekrieg zeigte Auswirkungen in Höhe von über 100 Millionen Euro, die vor allem für Spezialversicherungen im Bereich Transport, Luft- und Schifffahrt anfielen. "Das kann aber erst der Anfang sein", betonte Finanzvorstand Christoph Jurecka. Zum einen gehe der Krieg weiter, dazu wachsen die Erkenntnisse zu weiteren Schäden.
Munich-Re-Chef Joachim Wenning hatte erst im April im Handelsblatt-Interview angedeutet, dass er die Wahrscheinlichkeit gerichtlicher Auseinandersetzungen hier für relativ hoch hält. Wegen der vielerorts ungeklärten Lage, beispielsweise um Leasingverträge für in Russland stillgelegte Flugzeuge, dürften die folgenden Quartale genauere Zahlen zu möglichen Schäden bringen.
Hohe Belastungen verzeichnete der Konzern erneut in Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie. Eine große Zahl von Sterbefällen durch die Omikron-Variante belastete mit insgesamt 150 Millionen Euro. Das hatte spürbare Konsequenzen für die Rückversicherung im Bereich Leben- und Krankenversicherung, die mit einem Minus von 78 Millionen Euro in die Verlustzone rutschte.
Gewinneinbußen musste auch der Düsseldorfer Erstversicherer Ergo hinnehmen. Der hat in den ersten drei Monaten zwar 96 Millionen Euro verdient, im Vorjahreszeitraum standen an dieser Stelle allerdings 178 Millionen Euro. Zum einen fiel das Kapitalanlageergebnis niedriger aus als im Vorjahr. Zum anderen normalisiert sich nach mehreren Lockdowns wieder das Geschäft mit Reise und Gesundheit, was dort zu höheren Schadenszahlungen führt.
Positiv auf das operative Geschäft wirkt sich jedoch aus, dass Industrie- und Privatkunden weiter verstärkt nach Versicherungsschutz suchen. Die Munich Re hat deshalb ihre Prognose für das Prämienaufkommen in diesem Jahr auf 64 Milliarden Euro angehoben. Treiber ist dabei die Rückversicherung, in der nun Beitragseinnahmen von 45 Milliarden Euro erwartet werden, nach zuvor 42,5 Milliarden Euro.
Dieser Trend dürfte sich im Jahresverlauf fortsetzen. Bei der jüngsten Erneuerungsrunde im April, bei der die Konditionen von Kundenverträgen neu verhandelt werden, wuchs das gezeichnete Geschäftsvolumen um 7,6 Prozent auf 2,7 Milliarden Euro. Der Fokus lag dabei besonders auf Japan, Indien und Lateinamerika.
Dennoch bleibt das Geschäft herausfordernd. Das zeigt sich bei der Rendite auf das eingesetzte Kapital (ROE). Die lag in den ersten drei Monaten bei 9,8 Prozent, nach 10,4 Prozent im Vorjahreszeitraum. Der hauseigene Strategieplan Ambition 2025, der vor anderthalb Jahren vorgestellt wurde, setzt hier ein jährliches Renditeziel fest von zwölf bis 14 Prozent bis ins Jahr 2025.
Einer der Gründe findet sich in der hauseigenen Geldanlage. Das Kapitalanlageergebnis des insgesamt rund 233 Milliarden Euro großen Portfolios sank in den ersten drei Monaten auf 987 Millionen Euro nach 1,691 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum. Mit der laufenden Rendite von 2,3 Prozent hat die Munich Re das eigene Ziel von 2,5 Prozent verfehlt.
Zudem belasteten Abschreibungen auf russische und ukrainische Anleihen von brutto beinahe 700 Millionen Euro. Der Effekt auf das Ergebnis liegt bei 370 Millionen Euro. Staatsanleihen wurden auf einen Wert von rund 20 Prozent abgeschrieben, Unternehmensanleihen liegen knapp darüber. Belastungen müssen sowohl die Rückversicherung als auch Ergo hinnehmen.
An anderer Stelle zeichnet sich jedoch Besserung ab. Die Wiederanlage auslaufender Wertpapiere, die wegen der anhaltenden Nullzinspolitik in den vergangenen Jahren stets ein Problem darstellte, stieg deutlich auf 2,1 Prozent an.
Trotz der zahlreichen Herausforderungen in vielen Bereichen schlug sich die Munich Re in den ersten drei Monaten besser als die Wettbewerber. Swiss Re und Hannover Rück meldeten in den vergangenen Tagen deutlich größere Belastungen.
Bei der Swiss Re, der Nummer zwei in der Branche, führten Krieg, Katastrophen und Pandemie im Zeitraum von Januar bis März gar zu einem Verlust von 248 Millionen Dollar. Unter anderem hatten die Schweizer für die Folgen des Ukrainekriegs 283 Millionen Dollar zurückgelegt. Die Hannover Rück hatte im Auftaktquartal zwar 14 Prozent weniger verdient als im Vorjahreszeitraum, konnte sich mit einem Nettogewinn von 264 Millionen Euro aber klar in den schwarzen Zahlen halten.
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