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27.10.2022

13:00

Wirtschaftsprüfer

Deloitte legt um 24 Prozent zu – „Keine Kriseneffekte im Beratergeschäft spürbar“

Von: Bert Fröndhoff

Der Wirtschaftsprüfer und Berater profitiert von drei Mega-Trends. Deutschland-Chef Volker Krug sieht auch 2023 großes Potenzial – trotz aller Rezessionsängste.

Zuletzt hat sich das Unternehmen bei einigen Dax-Konzernen als neuer Abschlussprüfer durchgesetzt. Reuters

Deloitte-Logo

Zuletzt hat sich das Unternehmen bei einigen Dax-Konzernen als neuer Abschlussprüfer durchgesetzt.

Düsseldorf An Wirtschaftsprüfern und Beratungsunternehmen ziehen die Auswirkungen des Ukrainekriegs und die aktuelle Wirtschaftskrise bisher vorbei. Einen Beleg liefern die am Donnerstag veröffentlichten Ergebnisse von Deloitte. Die viertgrößte deutsche Prüfungs- und Beratungsgesellschaft ist im abgelaufenen Geschäftsjahr 2021/22 um 24 Prozent gewachsen und kommt auf einen Umsatz von 1,92 Milliarden Euro.

Deloitte ist die erste große Prüfungsgesellschaft, die aktuelle Ergebnisse vorlegt. Darin sind zwar nur die Zahlen bis zum Stichtag 31. Mai 2022 enthalten – also erst wenige Wochen mit den wirtschaftlichen Verwerfungen des Krieges. Doch das seit Juni laufende neue Geschäftsjahr sei mit ebenfalls zweistelligem Wachstum stark gestartet, erläutert Deloitte-Deutschlandchef Volker Krug im Gespräch mit dem Handelsblatt: „Es sind bisher keine Kriseneffekte im Beratungsgeschäft spürbar.“

Krug sieht als Grund dafür den grundlegenden Umbau der deutschen Wirtschaft. Bei den Unternehmen dominiert die digitale Transformation, inzwischen kommt das Thema Nachhaltigkeit als zweiter Megatrend hinzu. „Auch wenn die Aktualität ein anderes Bild vermitteln mag: Die Diskussion um die Energiesicherheit und den Ausbau erneuerbarer Energien zeigt die Dringlichkeit der Transformation in diesem Bereich“, sagt Krug.

Das Thema Nachhaltigkeit könnten die Firmen auch in Krisenzeiten nicht auf die lange Bank schieben, weil es über die künftige Wettbewerbsfähigkeit entscheide, ergänzt er. Zudem verbinden sich die großen Trends: So wird Nachhaltigkeit mit neuen Daten-Analysetools gemessen und bewertet. Bei der Neuordnung der Lieferketten spielen ökologische und digitale Komponenten eine wachsende Rolle.

Dritter Trend, von dem die Berater kräftig profitieren: Vielen Unternehmen fehlt es an eigenen Talenten und Expertise. Deswegen buchen sie verstärkt Consultinghäuser. Diese beraten die Mandanten und übernehmen zudem ganze Services. Deloitte macht das etwa im Bereich IT-Sicherheit von Unternehmen.

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Über Nachwuchsmangel können Prüfer und Berater selbst nicht klagen. Deloitte hat binnen zwölf Monaten 3000 Mitarbeitende eingestellt. Zwar ist die Fluktuation in der gesamten Branche hoch. Doch kommt Deloitte erstmals auf mehr als 10.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Deutschland.

Im jüngst angelaufenen neuen Geschäftsjahr will die Nummer vier der deutschen Prüfer noch mal zulegen, eine konkrete Prognose wagt Krug aber wegen des unsicheren Umfelds nicht. Er arbeitet mit mehreren Szenarien für das kommende Jahr. „Wenn die gesamte Wirtschaft in eine Rezession gerät, wird das auch nicht vor Beratern haltmachen“, erwartet er.

Der hohe Beratungsbedarf beim Wirtschaftsumbau wird dem aber laut Krug entgegenwirken. Davon könne das Beratungsgeschäft weiter profitieren. Dies ist ohnehin schon dominant bei Deloitte. Die Consultingsparte mit der Managementberatung legte 2020/21 um 46 Prozent auf einen Umsatz von 863 Millionen Euro zu.

Deloitte hat keine Pläne für eine Aufspaltung

Zählt man die Leistungen Steuer- und Rechtsberatung sowie Financial Advisory – die Begleitung von Übernahmen und Fusionen – hinzu, kommt das Beratungsgeschäft auf 1,4 Milliarden Euro und stellt damit 75 Prozent des Konzernumsatzes.

Eine Aufspaltung wie bei EY lehnt der Deutschlandchef von Deloitte ab. Deloitte

Volker Krug

Eine Aufspaltung wie bei EY lehnt der Deutschlandchef von Deloitte ab.

Auf die traditionelle Wirtschaftsprüfung entfallen nur noch 510 Millionen Euro, gewachsen ist der Bereich aber ebenfalls. Das Plus von elf Prozent kommt zum einen aus neuen Mandaten für die Abschlussprüfung, die Deloitte gewonnen hat. Hinzu kommt ein wachsendes Geschäft mit der Prüfung regulatorischer Auflagen für Unternehmen, etwa bei Banken oder in der Cyber-Sicherheit.

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Zuletzt hat sich Deloitte bei einigen Dax-Konzernen als neuer Abschlussprüfer durchgesetzt, so bei der Deutschen Telekom, Merck und Infineon. Das bisherige Ziel, fünf Mandate zu gewinnen, ist erreicht. Krug will in den nächsten Jahren nun weitere Dax-Aufträge im Zuge der gesetzlich verschärften Prüferrotation gewinnen.

Der Deloitte-Chef machte abermals deutlich, dass die Gesellschaft keine Pläne für eine Aufspaltung hegt – so, wie es Konkurrent EY vorhat. EY arbeitet an der Trennung von Beratung und Wirtschaftsprüfung in zwei eigenständige Unternehmen.

„Wir sind nach wie vor von der Stärke unseres multidisziplinären Geschäftsmodells überzeugt. Prüfung und Beratung ergänzen sich durch ihre jeweiligen Stärken“, sagte Krug. Das hätten auch aktuelle Analysen ergeben. „Die integrierte Arbeit bietet auch den Mitarbeitenden mehr Chancen für ihre Entwicklung.“

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