Angesichts der hohen Inflation denkt die US-Notenbank über eine noch stärkere Straffung der Geldpolitik nach. Im Konjunkturbericht „Beige Book“ ist von einem „deutlichen Preisdruck“ die Rede.
Lael Brainard mit Jerome Powell
Die Kontrolle der Inflation ist laut Fed-Direktorin Lael Brainard derzeit die wichtigste Aufgabe für die US-Notenbank.
Bild: Reuters
Frankfurt Die Diskussion über eine schnelle geldpolitische Reaktion auf die hohe Inflation in den USA nimmt Fahrt auf. Mit James Bullard hat sich ein wichtiger Notenbanker für stärkere Zinsanhebungen ausgesprochen. „Ich denke jetzt, dass wir 2022 vielleicht vier Schritte machen sollten“, sagte der Chef der regionalen Notenbank von St. Louis dem „Wall Street Journal„.
Noch im November hatte Bullard zwei Zinsschritte als angebracht bezeichnet. Im Dezember signalisierten die Mitglieder der US-Notenbank Fed, dass sie in diesem Jahr dreimal die Zinsen anheben könnten.
Inzwischen fordern mehrere Vertreter ein noch schnelleres Vorgehen. Notenbankchef Jerome Powell hatte bereits am Dienstag in einer Anhörung vor dem US-Senat eine baldige Abkehr von der Politik des billigen Geldes bekräftigt.
Grund ist die stark gestiegene Inflation in den USA, die im Dezember den höchsten Stand seit rund 40 Jahren erreicht hat. Waren und Dienstleistungen kosteten im Dezember 7,0 Prozent mehr als im Vorjahresmonat.
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Die Preissteigerungen in diesem Jahr sind damit insgesamt deutlich höher ausgefallen, als die Fed zunächst erwartet hatte. In ihrem am Mittwochabend veröffentlichten Wirtschaftsbericht „Beige Book“ wies sie darauf hin, dass Lieferengpässe und ein Mangel an Arbeitskräften Ende 2021 für einen deutlichen Preisdruck gesorgt hätten.
Durch eine schnellere Straffung der Geldpolitik könnte die Fed den Preisdruck dämpfen. Dabei steht neben Zinserhöhungen auch zur Debatte, dass sie früher damit beginnen könnte, ihre Bilanz zu reduzieren.
Die Chefin der regionalen Fed von San Francisco, Mary Daly, und ihr Kollege Patrick Harker von der Fed Philadelphia stellen die erste Zinserhöhung schon in diesem Quartal in Aussicht. „Ich sehe definitiv Zinserhöhungen kommen, sogar schon im März, weil es wirklich klar ist, dass die Preise unangenehm hoch sind“, sagte Daly in einem Interview mit PBS News-Hour.
Harker befürwortet mindestens drei Erhöhungen in diesem Jahr und ist „sehr offen für einen Beginn im März“, sagte er der „Financial Times“. Außerdem sprach er sich dafür aus, dass die Fed relativ bald damit beginnt, ihre Bilanz zu reduzieren.
Diese ist durch den massiven Kauf von Anleihen in der Pandemie bis auf neun Billionen Dollar angeschwollen. Die Fed hat bereits angekündigt, dass sie die Zukäufe von Anleihen bis März beenden will, was als Voraussetzung für eine Zinserhöhung gilt. Auch danach hält sie aber zunächst ihren Bestand an Anleihen konstant, indem sie auslaufende Papiere ersetzt.
Eine Reduktion der Bilanz hieße, dass sie nicht mehr alle auslaufenden Papiere ersetzt und ihren Bestand an Anleihen dadurch absenkt. Dadurch würde sie dem Markt Liquidität entziehen.
Auch die Märkte gehen von einer schnelleren Straffung der Geldpolitik aus. Ökonomen von Goldman Sachs rechnen mit vier Zinsschritten in diesem Jahr. Jamie Dimon, Chef der US-Großbank JP Morgan Chase, glaubt, dass es sogar noch mehr sein könnten.
Die Kontrolle der Inflation ist laut Fed-Direktorin Lael Brainard derzeit die wichtigste Aufgabe für die US-Notenbank. Sie sei zuversichtlich, dass das Vorgehen an der „geldpolitischen Front“ den Preisdruck drücken werde, sagte sie am Donnerstag im Rahmen des Anhörungsverfahrens in einem Senatsausschuss.
Zugleich werde man die Bedingungen dafür schaffen, dass der von der Coronakrise zurückgeworfene Arbeitsmarkt wieder zu alter Stärke zurückkehren könne. „So werden wir nachhaltige Vollbeschäftigung erreichen und zugleich die Inflation auf zwei Prozent zurückführen“, betonte die langjährige Fed-Direktorin.
Mit Material von Bloomberg und Reuters.
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