Die Inflation in Japan steigt auf den höchsten Stand seit 40 Jahren. Doch Haruhiko Kuroda widerspricht Spekulationen über eine geldpolitische Wende.
Tokio Es ist erst wenige Tage her, da sorgte die Bank of Japan (BoJ) mit einer überraschenden Straffung ihrer Geldpolitik für Aufsehen – so interpretierten es jedenfalls viele Anleger. Nun versucht die Notenbank um ihren Chef Haruhiko Kuroda, die Schritte neu einzuordnen.
Am Montag stellte Kuroda auf einer Veranstaltung klar: Mit Blick auf die lockere Geldpolitik sei die jüngste Veränderung in der Zinskurvenkontrolle „definitiv kein Schritt in Richtung eines Ausstiegs“ aus der lockeren Geldpolitik. Die Veränderung solle vielmehr einen Beitrag zu einem funktionierenden Anleihemarkt leisten, sagte Kuroda.
Die Börse nahm die Kommentare positiv auf. Der japanische Nikkei-Index stieg am Montag um 0,65 Prozent. Die meisten internationalen Börsen blieben an dem Tag aufgrund der Weihnachtsfeiertage geschlossen.
Gerade auch am Freitag nach den jüngsten Inflationszahlen hatten manche Anleger die Lage anders interpretiert. In Japan sind die Verbraucherpreise so stark gestiegen wie seit mehr als 40 Jahren nicht mehr. Diese Entwicklung löste neue Spekulationen über den künftigen Kurs der japanischen Notenbank aus.
Die Währungshüter hatten am vergangenen Dienstag angekündigt, das Programm zur Kontrolle der Renditekurve anzupassen. Konkret entschied die Notenbank, dass die Rendite für zehnjährige Staatsanleihen künftig um 0,50 Prozentpunkte um den Zielwert von null Prozent schwanken kann statt wie bislang um 0,25 Prozentpunkte. Außerdem kündigte die BoJ an, ihre monatlichen Käufe von Staatsanleihen zu erhöhen.
Die Entscheidung der Währungshüter traf Anleger völlig unvorbereitet und führte zu Verlusten an den Aktienbörsen, aber auch an den Anleihemärkten rund um den Globus. Die Investoren hatten erwartet, dass die BoJ bis zum angekündigten Rücktritt von Kuroda im April 2023 keine Änderungen an ihrer Steuerung der Zinskurven mehr vornehmen wird. Sie nahmen die Schritte als mögliches Signal einer ersten Straffung der Geldpolitik auf.
>> Lesen Sie hier: Japanische Kerninflation erreicht höchsten Stand seit 1981
Die Bank of Japan hatte auch bis dahin immer betont, ihre Strategie der extrem lockeren Geldpolitik beibehalten zu wollen. Sie hatte sich darin stark von anderen weltweit führenden Notenbanken unterschieden.
Im November ist die Kerninflation in Japan um rund 3,7 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat angestiegen. Die Zahlen hatten am Freitag für fallende Aktienkurse gesorgt, denn die Kernteuerungsrate, in die die volatilen Preise für frische Nahrungsmittel nicht mit eingerechnet werden, hat sich damit so schnell erhöht wie seit 1981 nicht mehr. Im Oktober war die Teuerung noch um 3,6 Prozent nach oben geklettert.
Die Inflation in Japan liegt zwar deutlich unter den Teuerungsraten in Deutschland oder den Vereinigten Staaten. Allerdings übertrifft die Preissteigerung das Stabilitätsziel der Notenbank bereits seit Monaten deutlich.
Ähnlich wie die US-Notenbank Fed oder die Europäische Zentralbank strebt die BoJ eine Inflationsrate von um die zwei Prozent an. Japan hatte in den vergangenen Jahren immer wieder mit Deflationsphasen zu kämpfen, die Verbraucherpreise sind folglich gesunken.
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