Für das Edelmetall ist es aktuell schwierig, mit den steigenden Zinsen mitzuhalten. Doch Experten sehen mittelfristig Potenzial – bis in Richtung Rekordhoch.
Goldbarren
Das Edelmetall profitiert bei trüberen Aussichten für das globale Wirtschaftswachstum von seiner Funktion als Krisenwährung.
Bild: imago images/Newscast
Frankfurt Der Goldpreis dümpelt aktuell auf dem Niveau von rund 1850 US-Dollar je Feinunze. Unterschiedliche Einflussfaktoren halten den Preis für das Edelmetall auf dem Niveau. Doch Experten erkennen durchaus wieder Potenzial für einen Anstieg in Richtung bekannter Rekordhöhen.
Dem Goldpreis mangele es an einem klaren Trend, stellt Ole Hansen, Analyst der Saxo Bank fest. So sprächen die gestiegenen Anleiherenditen und der wieder stärkere US-Dollar nicht für Gold. Das Edelmetall wirft keine laufenden Erträge ab wie Bonds, was die Attraktivität von Gold tendenziell schwächt. Und ein anziehender Dollar macht die Münzen teurer für internationale Anleger. Interessanter machten Gold dagegen trübere Aussichten für das globale Wachstum etwa von der Weltbank in seiner Funktion als Krisenwährung.
Auch Adrian Ash, Researchdirektor bei der weltgrößten Edelmetallbörse Bullionvault, sieht den Goldpreis vorerst „gefangen“ – zwischen Inflation und Zinsen: „Die stärkste Abwertung des Bargelds seit vier Jahrzehnten steigert die Attraktivität von Gold als Wertaufbewahrungsmittel“, beobachtet er. Aber das Fehlen laufender Erträge oder Dividenden mache es für Gold schwierig, mit steigenden Zinsen mitzuhalten.
Zuletzt hat Gold deutlich verloren: Im Mai sank der Preis für das Edelmetall um 2,4 Prozent in Euro im Vergleich zum Monatsdurchschnitt im April und verzeichnete den stärksten Rückgang seit März 2021, wie Ash feststellt. Davor hatte Gold nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine im März ein neues Allzeithoch bei 2069 Dollar erreicht.
Für Mai stellt Ash allerdings fest, dass die Nachfrage westlicher Anleger, vor allem aus Deutschland, deutlich gestiegen sei „auf das höchste Niveau seit fast zwölf Monaten“.
Zwar erkennt auch Nitesh Shah, Leiter des Rohstoff-Researchs Europa beim US-Vermögensverwalter Wisdom Tree, Gegenwind für Gold durch höhere Anleiherenditen und einen stärkeren Dollar. Doch die hartnäckig hohe Inflation dürfte die Preise von Edelmetallen weiter steigen lassen. Bis zum ersten Quartal erwartet er einen Anstieg bis auf 2061 Dollar, also fast auf Rekordhöhe.
Bis vor Kurzem, als Anleiherenditen und US-Dollar noch niedriger waren, hatte er sogar mit einem Sprung auf 2300 Dollar gerechnet. Shah erwartet nun, dass die Renditen zehnjähriger US-Anleihen bis 3,2 Prozent steigen werden, der US-Dollar-Korb weiter leicht aufwertet und die Inflation auf 4,3 Prozent zurückgeht.
Dieser Artikel erschien zuerst am 08.06.2022 um 18:37 Uhr.
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