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29.07.2020

16:25

Immobilien

Wohnungspreise sinken in der Coronakrise

Von: Matthias Streit

PremiumDie wirtschaftlichen Folgen der Pandemie treffen insbesondere den Markt für Eigentumswohnungen. Dank der Lockerungen erholen sich die Preise.

Deutschlandweit sind die Wohnungspreise in der Coronakrise gesunken. dpa

Wohnungen in Berlin

Deutschlandweit sind die Wohnungspreise in der Coronakrise gesunken.

Erfurt Viel wurde gerätselt und prognostiziert, nun zeigt eine Analyse tatsächlicher Immobilienkäufe und -verkäufe: Die Preise für Wohneigentum sind in der Coronakrise spürbar gesunken. Im Vergleich zum Februar wurden Eigentumswohnungen im März und April 7,5 Prozent günstiger verkauft. Die Preise lagen deutschlandweit im Durchschnitt bei 2776 Euro pro Quadratmeter. Im Februar waren es 3002 Euro. Bei Ein- und Zweifamilienhäusern gingen die Preise um 1,8 Prozent von 2200 auf 2160 Euro pro Quadratmeter zurück, zeigt eine Analyse der Firma On-Geo auf Basis von 20.000 Transaktionen seit März.

Die Ergebnisse der bislang unveröffentlichten Studie liegen dem Handelsblatt vor. „Die Corona-Pandemie hat zu einer kurzfristigen Schockreaktion bei Wohnimmobilienpreisen geführt“, sagt Sanjo Nitschke, Leiter der Analyse bei On-Geo.

On-Geo ist ein Datendienstleister für den Immobilienmarkt. Nach eigenen Angaben nutzen 85 Prozent aller Sparkassen und Banken in Deutschland die Produkte des Münchener Unternehmens zur Immobilienbewertung. Jährlich ermittelt es die Werte für mehr als 1,5 Millionen Immobilien.

Grafik

Die auf realen Kaufpreisen basierende Studie setzt damit einen Kontrapunkt zu den zahlreichen Analysen auf Basis von Angebotsdaten seit Beginn der Coronakrise. Verschiedene Untersuchungen kamen bislang zu dem Ergebnis, dass in der Krise zeitweise zwar deutlich weniger Immobilien angeboten wurden, die Preise aber stabil blieben. So ergab etwa eine Untersuchung des Analysehauses F+B jüngst, dass die Preise der angebotenen Wohnungen zwischen Anfang März und Ende Mai sogar um sechs Prozent gestiegen sind.

Auch die On-Geo-Analyse zeigt, dass sich der Markt mit den schrittweisen Lockerungen nach den strengen Kontaktbeschränkungen wieder erholte. Eigentumswohnungen werden nahezu auf dem Niveau vor der Krise gehandelt, Ein- und Zweifamilienhäuser sogar darüber. „Welche langfristigen Auswirkungen es geben wird, kann noch nicht seriös gesagt werden. Das wird die fortlaufende Wertüberwachung zeigen“, sagt Nitschke.

Bis kurz vor der Krise war der Trend eindeutig: Wohneigentum in Deutschland war Ende des ersten Quartals 2020 rund neun Prozent teurer als im Vorjahr. Wie sich die Transaktionspreise im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahr entwickelt haben und wie der Trend in einzelnen Regionen oder gar Städten verläuft, verrät die Analyse von On-Geo leider noch nicht. Dazu gibt es bis auf Weiteres lediglich Angebotsdaten.

Auf dieser Basis hat der Immobiliendienstleister JLL erst vor wenigen Tagen eine Analyse der acht größten deutschen Städte veröffentlicht – Berlin, München, Hamburg, Köln, Frankfurt, Düsseldorf, Leipzig, Stuttgart. Demnach sind die Preise für Eigentumswohnungen im ersten Halbjahr um 9,3 Prozent gestiegen, nach 6,7 Prozent im Jahr zuvor. Die Mieten sind mit 5,0 Prozent sogar doppelt so stark gestiegen wie im Jahr zuvor.

In den acht größten Städten gebe es nach wie vor eine hohe Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage, erklärt Sebastian Grimm, Wohnimmobilienexperte von JLL. Die größte Lücke zwischen zukünftigem Bedarf und aktuellen Fertigstellungen sieht JLL in Köln, Stuttgart und Leipzig. Hamburg und Düsseldorf hingegen weisen hingegen „die besten Verhältnisse hinsichtlich dieser beiden Faktoren auf“.

Untersuchungen von Angebotsdaten haben aber mindestens einen Haken: Sie sagen noch nichts über den tatsächlich gezahlten Kaufpreis aus. Dass einige Analysen von weitgehend stabilen Preisen ausgehen, dürfe man nicht überinterpretieren, mahnte etwa schon der Wohnungsmarktexperte Harald Simons von Empirica. Dass Durchschnittspreise stabil sind, könne damit zusammenhängen, dass weniger Wohnungen im niedrigpreisigen Segment auf den Markt kommen, dafür aber mehr im hochpreisigen Segment. Die Statistik könne außerdem verzerrt sein, weil weniger Wohnungen inseriert wurden als im Vergleichszeitraum.

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