Auch Vermieter bekommen die Inflation im Portemonnaie zu spüren. Rasant steigende Nebenkosten verkleinern ihren Spielraum.
Berlin
Vermieter bekommen die hohe Inflation im Geldbeutel zu spüren.
Bild: EPA-EFE
Frankfurt Die Mieten in Deutschlands Großstädten steigen bereits seit Jahren. Jetzt drohen die massiv anziehenden Energiepreise zusammen mit der hohen Inflation das Wohnen für Mieter bundesweit noch deutlicher zu verteuern.
Das Immobilienportal Immoscout24 erwartet bundesweit einen Mietanstieg von sechs Prozent für Bestands- und sieben Prozent für Neubau-Mietwohnungen innerhalb der nächsten zwölf Monate. Der Ukraine-Krieg markiere einen Wendepunkt für den Immobilienmarkt, glaubt Thomas Schroeter, Geschäftsführer des Portals.
Noch schlägt sich das am Wohnungsmarkt kaum nieder. Für das erste Quartal 2022 zeigt ein Wohnbarometer des Immobilienportals, dass die Angebotspreise für Mietwohnungen trotz hoher Inflation deutschlandweit nur moderat gestiegen sind.
Das hat auch damit zu tun, dass der deutsche Mietmarkt reglementiert ist. In Gebieten, in denen Wohnungen rar sind und die Landesregierungen eine Mietpreisbremse umsetzen, gibt es strenge Vorgaben. So dürfen bei bestehenden Verträgen die Mieten nur bis zur ortsüblichen Vergleichsmiete erhöht werden – maximal aber binnen drei Jahren um 15 Prozent. SPD,
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Grüne und FDP haben im Koalitionsvertrag vereinbart, diese Kappungsgrenze sogar auf elf Prozent abzusenken. „Unsere Vorstellung war, die Kaltmieten für mehrere Jahre gar nicht zu erhöhen“, sagte jüngst Lukas Siebenkotten, der Präsident des Deutschen Mieterbunds.
Doch auch die Vermieter bekommen die hohe Inflation im Geldbeutel zu spüren. „Ein Geschäftsmodell, bei dem der Umsatz stabil bleibt und die Kosten mit der Inflation steigen, ist endlich“, betont Vonovia-Boss Rolf Buch. Nach einer Analyse des Verbands deutscher Pfandbriefbanken (VDP) stiegen die Preise für die bei Kapitalanlegern besonders begehrten Mehrfamilienhäuser im ersten Quartal dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahresquartal bundesweit um 9,1 Prozent, während die Mieten, die bei einem Neuabschluss eines Mietvertrags vereinbart wurden, um lediglich 3,7 Prozent anzogen.
Viele Vermieter suchen darum nach Wegen, ihre Mieteinnahmen an die Teuerung anzupassen. Rasant steigende Nebenkosten verkleinern hier indes den Spielraum. Gerade in Metropolen mit angespanntem Wohnraum werde die Koppelung der Miete an die Entwicklung der Lebenshaltungskosten in Indexmietverträgen zunehmend beliebter, berichtete der Deutsche Mieterbund.
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Die Politik sieht das mit Argwohn. Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey schlug vor wenigen Tagen die Einführung einer Belastungsgrenze für Mieter vor. Es gehe darum, „dass niemand in Berlin mehr als 30 Prozent seines Haushaltsnettoeinkommens für die Miete zahlen muss“, sagte sie dem „Tagesspiegel“. Der Vorschlag schaffe bloß ein „Bürokratiemonster“, kritisierte der Sprecher für Bau- und Wohnungspolitik der FDP-Bundestagsfraktion, Daniel Föst.
Laut Eigentümerverband Haus & Grund sind die Mieten in den letzten Jahren bezahlbarer geworden. Nach einer vom Verband beauftragten Studie stiegen die Löhne von 2015 bis 2020 im Schnitt um 11,3 Prozent, die Bestandsmieten aber nur um 6,0 Prozent und bei Neuvermietungen um 6,6 Prozent.
Der Mieterbund entgegnet, die durchschnittliche Lohnentwicklung allein sei nicht aussagekräftig. „Menschen mit weniger prall gefülltem Geldbeutel haben nichts davon, wenn Gutverdiener mehr verdienen“, sagte Siebenkotten.
Mehr: Vonovia-CEO Rolf Buch: „Wir können nicht so tun, als wenn die Inflation an den Mieten vorbeigeht“
Dieser Artikel erschien zuerst am 01.06.2022 um 04:08 Uhr.
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