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27.01.2023

08:47

IPO

United-Internet-Tochter Ionos peilt Börsenbewertung von bis zu 3,15 Milliarden Euro an

Von: Arno Schütze, Christof Kerkmann

Der Internetdienstleister Ionos plant den IPO und will Aktien für bis zu 543 Millionen Euro ausgeben. Der Börsenstart in Frankfurt ist für den 8. Februar geplant.

Der United Internet-Gründer benötigt Geld, weil der Mobilfunknetzaufbau seines Telekomunternehmens 1&1 teurer wird als geplant. dpa

Ralph Dommermuth

Der United Internet-Gründer benötigt Geld, weil der Mobilfunknetzaufbau seines Telekomunternehmens 1&1 teurer wird als geplant.

Hamburg, Düsseldorf Der Internetdienstleister und Telekomkonzern United Internet will seine Webhosting-Tochter Ionos am 8. Februar an die Frankfurter Börse bringen. Dabei sollen Aktien zu je 18,50 bis 22,50 Euro ausgegeben werden, wie das Unternehmen am Freitag mitteilte. Damit peilt das Unternehmen eine Marktkapitalisierung von 2,6 bis 3,15 Milliarden Euro an.

Insgesamt werden 15,7 Millionen Aktien zum Kauf angeboten, Finanzinvestor Warburg Pincus verkauft einen Anteil von 3,75 Prozent an Ionos, während Mehrheitseigner United Internet 11,75 Prozent anbietet. Einschließlich Aktien aus einer Mehrzuteilungsoption, die bei hoher Nachfrage ausgeübt werden kann, soll der Streubesitz nach dem Deal bei 17,3 Prozent liegen. Neue Anteilsscheine, deren Erlös Ionos direkt zufließen würde, sollen nicht ausgegeben werden.

Ionos wagt sich damit als erstes Unternehmen nach langer Zeit an die Börse. Angesichts des volatilen Marktumfelds hatte es 2022 in Deutschland nur einen größeren Börsengang gegeben, den von Sportwagenbauer Porsche. Der gilt als Sonderfall, da anders als bei normalen Erstemissionen die Bewertung für Verkäufer Volkswagen kaum eine Rolle spielte.

Mittlerweile ist die Volatilität deutlich abgeflaut, der VIX-Index, der die Nervosität der Finanzmärkte misst, stand die meisten Tage im Januar unter 20. In dieser Lage gelten Börsengänge als gut machbar.

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Ionos ist nach eigenen Angaben europäischer Marktführer beim Webhosting und bietet Infrastruktur wie Rechenleistung, Speicherplatz und Netzwerkdienste in der Cloud an, überdies Spezialdienste beispielsweise für die Datenverarbeitung.

Die Cloud-Sparte ist indes noch relativ klein. Kunden sind vor allem kleine und mittlere Unternehmen, die bei Ionos ihre Internetseite oder kleinere Onlineshops speichern. Der Anbieter erwirtschaftete 2021 einen Umsatz von 1,1 Milliarden Euro, wovon rund 90 Prozent aus den klassischen Webhosting-Abonnements stammen. Damit ist das Geschäft vergleichsweise gut planbar.

Ionos-Wettbewerber wie Godaddy, Squarespace und Digitalocean aus den USA sowie OVH aus Frankreich handeln zum Neun- bis 23-Fachen ihres für 2023 erwarteten Betriebsergebnisses (Ebitda). Investoren ziehen Finanzkreisen zufolge für die Einschätzung der Bewertung von Ionos vor allem Godaddy heran, das Unternehmen wird zum 14,5-Fachen gehandelt.

Ionos muss nach Einschätzung von Investmentbankern jedoch mit einem deutlichen Abschlag rechnen und könnte einschließlich seiner 1,2 Milliarden an Schulden mit 3,8 bis 4,4 Milliarden Euro bewertet werden, dem Neun- bis Zehnfachen des für 2023 erwarteten Ebitda.

United Internet will Ionos-Mehrheit behalten

United-Internet-Gründer und Mehrheitseigner Ralph Dommermuth benötigt Geld, weil der Mobilfunknetzaufbau seines Telekomunternehmens 1&1 teurer wird als geplant. United Internet will die Mehrheit an Ionos aber auf jeden Fall behalten, Dommermuth hält das Geschäft für besonders aussichtsreich.

Warburg war 2016 für 450 Millionen Euro bei der Webhosting-Sparte von 1&1 eingestiegen, die später in Ionos aufging. Maßgeblich beteiligt war seinerzeit Ex-Telekom-Chef René Obermann, der bis heute für Warburg arbeitet.

Mit einer erfolgreichen Erstnotiz könnte Ionos wieder etwas Bewegung in den europäischen Markt für Börsengänge bringen. Investmentbanker halten vor allem Kandidaten, die ähnlich wie Ionos großes Wachstumspotenzial haben, gleichzeitig bereits profitabel sind, für erfolgversprechende Kandidaten.

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Unter anderem könnten sich Schott Pharma, ein Hersteller von Glasverpackungen für Medikamente, oder der Tankkarten-Anbieter DKV Mobility trauen. Auch der Wasserstoff-Anlagenbauer Nucera, an dem Thyssen-Krupp maßgeblich beteiligt ist, hegt weiterhin Börsenpläne, wie auch die Oldenburgische Landesbank (OLB).

In Europa sieht sich Ionos – zu dem Unternehmen zählt seit der Übernahme im Jahr 2017 auch Strato – als Nummer eins auf dem Markt für Hostingdienstleistungen. Weitere 150 Millionen Euro Umsatz steuert der Domain-Marktplatz Sedo bei, über den Kunden Webadressen handeln können.

Das Cloud-Geschäft ist mit rund 100 Millionen Euro Umsatz deutlich kleiner, soll in den nächsten Jahren aber um 20 Prozent wachsen. Damit ist es ein wichtiger Bestandteil der Börsenstory. CEO Achim Weiß sieht hier „immenses Wachstumspotenzial“.

Bei der Cloud-Infrastruktur – im Fachjargon Infrastructure as a Service (IaaS) – ist Ionos allerdings ein Nischenanbieter: Den Markt dominieren Amazon Web Services (AWS), Microsoft und Google. Das Geschäft wächst zwar nach Einschätzung des Analysehauses Synergy Research kräftig, europäische Unternehmen, darunter auch OVH Cloud und Deutsche Telekom, verlieren jedoch Marktanteile an die amerikanische Konkurrenz. Ionos sieht sich hier als einziger Anbieter von Rang.

Viele Unternehmen investieren in digitale Innovationen wie die Analyse großer Datenmengen und die Vernetzung von Maschinen und Objekten – Cloud-Dienste sind die Grundlage dafür. Gerade große Kunden nutzen oft mehrere Plattformen parallel, um Abhängigkeiten zu verringern. Darauf hofft auch Ionos.

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