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19.08.2022

04:16

Meme-Aktien

Investor Ryan Cohen verkauft alle Anteile an Bed Bath & Beyond – Aktie stürzt ab

Von: Astrid Dörner

Nach der Kurs-Rally folgt die Kehrtwende: Der bei jungen Tradern eigentlich beliebte Aktivist sorgt mit seinem Schritt für heftige Kritik. Auch die Börsenaufsicht SEC ist nun im Fokus.

Der Aktienkurs des Einzelhändlers ist stark eingebrochen. Reuters

Bed Bath & Beyond

Der Aktienkurs des Einzelhändlers ist stark eingebrochen.

Denver Ryan Cohen galt als der Held der Reddit-Trader. Der aktivistische Investor hat sich in den vergangenen zwei Jahren bei den jungen Investoren beliebt gemacht, die sich auf sozialen Medien wie dem Onlineforum Reddit über ihre Trades absprechen. Erst in den vergangenen Wochen stand er erneut im Mittelpunkt.

Über seine Investmentfirma RC Ventures hatte er sogenannte Call-Optionen auf 1,67 Millionen Aktien von Bed Bath & Beyond erworben, wie kürzlich bekannt wurde. Seine Firma hielt bereits rund zwölf Prozent der Anteile an dem Einzelhändler. Die Optionen gaben ihm das Recht, bis zum Januar 2023 die Aktien zu einem vorher festgelegten Preis zu kaufen. Mit den Call-Optionen wettete er also auf einen steigenden Kurs der Aktie.

Seine Fans werteten das als Kaufsignal und ließen das Papier in den vergangenen Tagen um über 300 Prozent steigen. Am Donnerstag folgte nun die Kehrtwende. Cohen hatte über eine Mitteilung an die US-Börsenaufsicht SEC am Mittwoch zunächst seine Absicht signalisiert, die Aktien verkaufen zu wollen.

Das ließ den Kurs am Donnertag im regulären Handel um knapp 20 Prozent einbrechen. Nach Börsenschluss gab er dann bekannt, dass er sich von seinen kompletten Anteilen und von den Optionen getrennt habe. Die Aktie stürzte daraufhin nachbörslich um bis zu 46 Prozent ab. Das hat sowohl unter Profis als auch unter Kleinanlegern eine neue Diskussion um eine mögliche Marktmanipulation ausgelöst.

„Das ist eine Untersuchung der SEC wert“, wetterte Gary Black vom Investmenthaus The Future Fund, der vor allem für seine detaillierten Tesla-Analysen bekannt ist. Cohens Firma habe den Preis der Bed-Bath-&-Beyond-Aktie zunächst gezielt in die Höhe getrieben, „nur um die anderen Aktionäre zu zerquetschen“.

Kritik an der SEC

Hedgefonds-Manager Mark Spiegel von Stanphyl Capital bezeichnete Cohens Vorgehen als Pump-and-Dump-Schema. Dabei wird der Kurs zunächst von einem Großinvestor durch irreführende positive Aussagen künstlich in die Höhe getrieben, bevor dieser seine zuvor günstig gekauften Aktien an gutgläubige Anleger zu einem höheren Kurs verkauft und der Kurs letztendlich wieder einbricht.

Die Taktik verstößt gegen Wertpapiergesetze und war in den vergangenen Jahren wiederholt in der Kryptowelt zu beobachten. Spiegel warf SEC-Chef Gensler vor, die Märkte nicht mehr im Griff zu haben. Es sei „wie im Wilden Westen“.

Cohen machte mit den Trades 68,1 Millionen Dollar Gewinn, wie der Finanzdienstleister Bloomberg berechnet hat – eine Rendite von 56 Prozent in einem Zeitraum von sieben Monaten.

Ob es sich nun tatsächlich um Marktmanipulation handelt, sei derzeit nicht abschätzbar, gab der frühere SEC-Ermittler Howard Fischer im US-Börsensender CNBC zu bedenken. Dafür sei immer „ein Element von betrügerischer Absicht notwendig“, das man ihm nachweisen müsse. In diesem Fall sei es wichtig zu zeigen, „dass er andere absichtlich dazu animiert habe, an dem Hype in den sozialen Medien teilzunehmen“.

Cohen genießt Kultstatus unter Reddit-Tradern

Dennoch beobachte die Börsenaufsicht solche Vorfälle sehr genau. Es sei schließlich wichtig, strukturell sicherzustellen, „dass Kapital zu jenen Unternehmen fließt, die es am effektivsten einsetzen können, und nicht zu denen, die die beste Kampagne in den sozialen Medien fahren“. Allerdings seien die Marktstrukturen nicht für die heutige Zeit gerüstet, „in der der Besitz von Aktien eine Art sozialer Identität geworden ist“.

Der Milliardär, dessen Vermögen auf 2,6 Milliarden Dollar geschätzt wird, genießt schon länger Kultstatus bei den Reddit-Tradern. Er war im vergangenen Jahr bei dem Videospiele-Händler Gamestop eingestiegen und löste damit eine beispiellose Kursrally aus. Cohen gründete einst Chewy, eine E-Commerce-Plattform für Haustiere, ehe er sie für einen Milliardenbetrag verkaufte. Er gilt als absoluter Experte für digitale Geschäftsmodelle und führt den Verwaltungsrat bei Gamestop.

Beide Unternehmen schreiben weiter Verluste. Bed Bath & Beyond ist hochverschuldet und „hat in den vergangenen Wochen unter Hochdruck mit Finanzberatern und Geldgebern daran gearbeitet, die Bilanz zu stärken“, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Details sollen Ende August bekannt gegeben werden.

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