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22.03.2023

16:15

Überraschender Gewinn

Gamestop-Aktie steigt um 40 Prozent

Von: Andreas Neuhaus

Der US-Computerspielehändler erzielt den ersten Quartalsgewinn seit zwei Jahren. Anleger feiern das, vergessen aber einen entscheidenden Punkt.

Der Computerspielehändler will sich künftig auf das digitale Geschäft konzentrieren. Bloomberg

Gamestop-Filiale in New York

Der Computerspielehändler will sich künftig auf das digitale Geschäft konzentrieren.

Düsseldorf Dass der US-Videospielehändler Gamestop in die Gewinnzone zurückgekehrt ist, wird an der Börse gefeiert. Gamestop-Aktien starteten am Mittwoch mit einem Kurssprung in den Handel an der Wall Street. Die Titel legen um rund 40 Prozent zu auf knapp 25 Dollar.

Auch am Terminmarkt war Gamestop gefragt: Laut der „Options Clearing Corporation“ wurden am Mittwoch zum Handelsstart mehr als 15 Mal so viele Optionen auf Gamestop-Aktien gehandelt wie üblich und damit mehr als von Apple, Amazon oder Alphabet. Dabei handelte es sich zum überwiegenden Teil um Call-Optionen, mit denen Anleger von steigenden Kursen profitieren können.

Gamestop hat im abgelaufenen Quartal, das mit Januar endete, einen Gewinn von 48,2 Millionen Dollar erzielt. Das gab das Unternehmen am Dienstagabend nach Börsenschluss bekannt. Im Vorjahr hatte es noch einen Verlust von 147,50 Millionen Dollar erlitten. Damit wurden die Erwartungen der Analysten klar übertroffen: Diese hatten mit einem Verlust von 13 Cent pro Aktie gerechnet – tatsächlich erzielte Gamestop aber einen Gewinn von 16 Cent je Anteilsschein.

Das kommt gerade bei jüngeren Privatanlegern gut an. In dem bei dieser Investorengruppe beliebten Forum „Wallstreetbets“ auf der Onlineplattform Reddit waren die Gamestop-Aktien die mit Abstand am häufigsten besprochenen Wertpapiere.

Gamestop-Aktie steigt um 40 Prozent – aber es gibt einen Haken

Allerdings gibt es trotz des ersten Quartalsgewinns seit Anfang 2021 einen Wermutstropfen: Der Gewinn ist vor allem auf Kostensenkungen und einer Reduzierung der Personalkosten zurückzuführen. Analyst Michael Pachter von Wedbush Securities sieht darin ein Warnsignal: „Es ist unwahrscheinlich, dass sie wachsen können, indem sie weniger ausgeben. Ich erwarte, dass sie im nächsten Quartal wieder Verluste machen werden, und denke, dass dies ein einmaliges Ergebnis ist.“

Zwar lag auch der Umsatz mit 2,23 Milliarden Dollar über den durchschnittlichen Schätzungen der Analysten von 2,18 Milliarden Dollar. Im Jahresvergleich sank er allerdings um 1,2 Prozent.

Grafik

Gamestop befindet sich seit rund zwei Jahren in einem Transformationsprozess: Das Unternehmen will sein ursprüngliches Kerngeschäft, den stationären Handel, immer weiter zurückfahren. Grund dafür ist, dass die Konkurrenz durch größere Einzelhändler immer stärker wird.

Stattdessen will Gamestop seine digitale Präsenz stärken. Dabei ging das Unternehmen sogar eine Partnerschaft mit der gescheiterten Kryptoplattform FTX ein.

Der Transformationsprozess könnte weitere harte Entscheidungen notwendig machen, erklärte Vorstandschef Matt Furlong in einer Telefonkonferenz nach Veröffentlichung der Quartalszahlen. Er gab zu verstehen, dass weitere Entlassungen möglich seien, um die Gewinne und den Aktienkurs zu steigern.

Wir werden im Geschäftsjahr 2023 eine Reihe von Maßnahmen ergreifen, um unsere Effizienz zu verbessern und diese übergreifenden Ziele zu unterstützen. Dazu gehört auch, dass wir weiterhin überschüssige Kosten abbauen. Matt Furlong, Gamestop-CEO

„Wir konzentrieren uns aggressiv auf die Verbesserung der Rentabilität im Jahresvergleich und verfolgen gleichzeitig ein pragmatisches, langfristiges Wachstum“, sagte Furlong. „Wir werden im Geschäftsjahr 2023 eine Reihe von Maßnahmen ergreifen, um unsere Effizienz zu verbessern und diese übergreifenden Ziele zu unterstützen. Dazu gehört auch, dass wir weiterhin überschüssige Kosten abbauen.“

Allzeithoch der Gamestop-Aktie weit entfernt

Gamestop wurde Anfang 2021 einer breiteren Öffentlichkeit in Deutschland bekannt. Nachdem Hedgefonds exzessiv auf eine Pleite des Unternehmens gewettet hatten, sorgte der Einstieg des Investors Ryan Cohen für einen Stimmungsumschwung am Aktienmarkt.

Vor allem über Onlineforen wie Wallstreetbets verabredeten sich Privatanleger zu Käufen der Gamestop-Aktie und feuerten sich zu immer weiteren Investitionen an. Im Zuge dessen stieg die Aktie um mehrere Hundert Prozent an. Die Hedgefonds machten dadurch mit ihren Wetten auf fallende Kurse zeitweise milliardenschwere Verluste.

Seitdem flammt der Gamestop-Hype immer mal wieder für kürzere Phasen auf. Eine ähnlich starke Entwicklung wie im Jahr 2021 gab es bislang aber nicht. Selbst nach dem jüngsten Kurssprung in Richtung 25 Dollar liegt die Aktie deutlich unter ihrem damaligen Hoch von knapp 121 Dollar.

Mit Material der Nachrichtenagentur Reuters.

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