Spekulationen über einen möglichen Bankrott Russlands hielten sich zuletzt hartnäckig. Nun zahlt Moskau Zinsen auf Dollar-Anleihen. Doch der nächste Test steht an.
Russische Zentralbank
Die Notenbank scheint einer Staatspleite weiterhin zu entkommen.
Bild: Bloomberg
Frankfurt Russland hat es offensichtlich geschafft, fällige Zinsen auf zwei Dollar-Anleihen pflichtgemäß zu zahlen. Damit hat das Land eine Staatspleite infolge der westlichen Sanktionen zunächst abwenden können. Einige Besitzer von Anteilen russischer Dollar-Anleihen im Volumen von 117 Millionen Dollar haben die fälligen Zinszahlungen nach Angaben der Nachrichtenagenturen Reuters und Bloomberg erhalten.
Die Zahlungen werden als erster Test gewertet, ob die Regierung in Moskau ihren internationalen Schuldenverpflichtungen nachkommen kann, nachdem der Westen auch den russischen Finanzmarkt mit Sanktionen treffen will. Das Finanzministerium in Moskau hatte bereits am Donnerstag bekannt gegeben, die Zahlungen angewiesen zu haben. Die Zinszahlungen auf die Anleihen waren bereits am Mittwoch fällig. Offiziell wird ein Zahlungsausfall aber erst, wenn die 30-tägige Nachfrist verstrichen ist.
Das ist für die beiden Anleihen zunächst vom Tisch, doch der nächste große Test droht am 4. April. Dann wird eine zwei Milliarden Dollar schwere russische Anleihe fällig, die in Dollar zurückgezahlt werden muss. Verstreicht auch dabei eine 30-tägige Frist, wäre es das erste Mal seit 1998, dass Russland seine Schulden nicht bedient.
Die Zahlung in Dollar ist für Russland aufgrund der Sanktionen schwierig. Außerdem hatte Russlands Präsident Wladimir Putin per Dekret angeordnet, dass Investoren aus Ländern, die Sanktionen gegen Russland verhängt haben, Zahlungen nur in Rubel bekommen. Offensichtlich entschied sich Moskau jetzt aber anders.
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Die großen Ratingagenturen hatten betont, dass sie Zinszahlungen in Rubel statt in Dollar als Zahlungsausfall werten würden. Das US-Finanzministerium hatte zwischenzeitlich erklärt, dass Russland Zinsen in Dollar zahlen dürfe. Dies war zuvor unklar. Mit Zinszahlungen fließen aber Devisen aus dem Land und fallen von daher wohl nicht unter die Sanktionen.
>> Lesen Sie hier: Investoren bangen um weitere Zinszahlungen für russische Anleihen
Der Auszahlprozess war allerdings komplex. Russland überwies laut Bloomberg-Informationen die Zahlungen zunächst an die US-Bank JP Morgan als Korrespondenzbank. Diese leitete sie nach Rücksprache mit dem US-Finanzministerium dann an die Citigroup weiter, die für die Auszahlung an Investoren zuständig ist.
Die Ratingagenturen sind trotz der Zahlung äußert skeptisch. S&P Global hat die Bonitätsnote für Russland noch weiter gesenkt. Die Note für langfristige Fremdwährungsanleihen liegt nunmehr bei „CC“ – nach einem „CCC-“-Rating, das ohnehin bereits für Schrottniveau stand. Bei Moody’s und Fitch steht Russland ebenfalls sehr schlecht da.
Die Ratingagenturen werden Russland aus heutiger Sicht aber nur noch bis zum 15. April bewerten. Ab dann greifen neue Sanktionen, wonach die führenden Ratingagenturen in der EU Russland nicht mehr bewerten dürfen. S&P, Moody’s und Fitch sind zwar US-Agenturen, haben aber allesamt Töchter in der EU und fallen von daher auch unter die europäische Regulierung.
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