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11.04.2022

14:01

Ukraine-Krieg

Russland will vorerst keine Anleihen mehr begeben

Der Wirtschaftsminister des Landes nennt „astronomische“ Kosten als Grund für das Ende der Platzierungen. Die derzeitigen Einnahmen reichten aus, um Ausgaben zu decken.

Russland hat angekündigt, vorerst keine Staatsanleihen mehr zu begeben. AP

Kremlchef Wladimir Putin

Russland hat angekündigt, vorerst keine Staatsanleihen mehr zu begeben.

Moskau, Frankfurt Der russische Staat will angesichts der Wirtschaftssanktionen wegen des Ukrainekriegs vorerst keine Staatsanleihen mehr begeben. In einem in der Nacht zum Montag veröffentlichten Interview mit der Tageszeitung „Iswestija“ kündigte der russische Wirtschaftsminister Anton Siluanow an, dass das Land im weiteren Verlauf des Jahres keine Bonds mehr platzieren werde.

Nach Einschätzung des Ministers reichen die Einnahmen unter anderem aus dem Verkauf von Öl und Gas aus, um die laufenden Ausgaben des Staates zu decken.

Aber hinter der Entscheidung stehen auch noch andere Gründe: „Wir planen, nicht an die lokalen Märkte zu gehen und auch nicht an die internationalen. Die Kosten wären astronomisch“, sagte Siluanow mit Blick auf die hohen Zinsen, die der russische Staat derzeit den Investoren bieten müsste. In der vergangenen Woche signalisierten Derivate, mit denen sich Anleger gegen den Ausfall russischer Staatsanleihen absichern können, eine Wahrscheinlichkeit von 99 Prozent, dass Russland seinen finanziellen Verpflichtungen nicht nachkommen wird.

Siluanow kündigte in dem Interview außerdem an, dass Russland rechtliche Schritte ergreifen werde, sollte das Land durch die westlichen Sanktionen in einen Zahlungsausfall gezwungen werden. „Natürlich werden wir klagen, wir haben alle Vorkehrungen getroffen, um unsere Verbindlichkeiten bedienen zu können“, betonte der Minister.

Zuvor hatte Russland, dessen Devisenreserven wegen der westlichen Sanktionen weitgehend blockiert sind, die Rückzahlung von zwei Anleihen in Rubel und nicht wie vorgesehen in Dollar beglichen. Das Finanzministerium in Washington hatte die Regierung in Moskau daran gehindert, die fälligen Zahlungen aus den bei US-Banken gehaltenen Devisenreserven zu leisten, was bis zu dem Zeitpunkt noch möglich gewesen war. Die US-Großbank JP Morgan Chase hatte bis dahin die russischen Zahlungen als Korrespondenzbank abgewickelt. Sie wurde nun vom Finanzministerium gestoppt.

Daraufhin hat am Wochenende die US-Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) die Kreditwürdigkeit Russlands abermals herabgestuft und die Bewertung auf „Selective Default“ gesenkt. Damit wird ein teilweiser Zahlungsausfall gekennzeichnet.

Die Herabstufung war die vorerst letzte Bewertung von Russlands Kreditwürdigkeit durch S&P. Die Ratingagentur hat die Bonitätsprüfung für Emittenten aus dem Land eingestellt, genau wie bereits zuvor die beiden anderen international führenden Ratingagenturen Moody’s und Fitch. Hintergrund sind Sanktionen der Europäischen Union, die es den Agenturen verbieten, die Kreditwürdigkeit Russlands künftig zu bewerten.

Erstmals seit Kriegsausbruch Zahlungsausfall bei russischem Unternehmen

Am Monta hat außerdem eine europäische Gläubigervereinigung erstmals seit Kriegsbeginn den Zahlungsausfall eines russischen Unternehmens festgestellt. Bei einer von der Russischen Eisenbahn ausgegebenen Anleihe sei ein Zahlungsversäumnis („failure to pay“) festgestellt worden, wie das EMEA Credit Derivatives Determinations Committee mitteilte, dem einige der weltgrößten Investmentbanken angehören.

Dabei handelt es sich um ein Darlehen in Höhe von 250 Millionen Schweizer Franken mit Fälligkeit 2026. Bank of America, Goldman Sachs und JPMorgan Chase sind einige der Ausschussmitglieder, die einen Zahlungsausfall sehen.

Mit Agenturmaterial

Von

HB

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