Die europäische Gemeinschaftswährung gibt gegenüber dem US-Dollar weiter nach. Deutlich schwächer als der Euro tendiert derzeit allerdings der Yen.
Euro- und Dollarschein
Noch ist der Euro mehr wert als der US-Dollar.
Bild: Thomas Trutschel/photothek.net
Frankfurt Der Euro steht an den Finanzmärkten weiter unter Druck. Zu Wochenbeginn fiel die Gemeinschaftswährung unter die Marke von 1,05 US-Dollar. Am Montag kostete ein Euro am Abend 1,0423 Dollar und damit so wenig wie zuletzt Mitte Mai. In der Nacht zum Montag hatte die Gemeinschaftswährung noch über 1,05 Dollar notiert. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0455 (Freitag: 1,0578) Dollar fest.
Der US-Dollar hingegen profitiert derzeit von seinem Status als „sicherer Hafen“. Anleger sähen im Dollar eine Art der Möglichkeit, sich gegen eine globale Stagflation abzusichern, meint etwa George Saravelos, Chef der Devisen-Researchabteilung der Deutschen Bank in London.
Zudem treiben Spekulationen auf eine längere Serie kräftiger Zinserhöhungen der Notenbank Fed die US-Währung nach oben. Geschürt wurden die Spekulationen von dem überraschenden Anstieg der US-Inflation am Freitag. Die Teuerungsrate für Waren und Dienstleistungen stieg im Mai auf 8,6 von 8,3 Prozent.
Die US-Notenbank hatte Anfang Mai den größten Zinsschritt seit 22 Jahren unternommen und den Leitzins um einen halben Punkt auf die neue Spanne von 0,75 bis 1,0 Prozent angehoben. Fed-Präsident Jerome Powell signalisierte für die Sitzungen am Mittwoch und im Juli jeweils ähnlich starke Erhöhungen.
Noch deutlich schwächer als der Euro tendiert seit einiger Zeit der Yen. Die japanische Regierung hat sich erneut besorgt wegen der aktuellen Schwäche der Landeswährung geäußert. Schon am Freitag hatte sie dies in einer seltenen gemeinsamen Erklärung mit der japanischen Notenbank zum Ausdruck gebracht.
Doch der Vorstoß reichte nicht aus, um dem Kursrutsch einzudämmen. Zum Dollar fiel der Yen zuletzt auf ein Niveau von 135,22 Yen, der niedrigste Kurs seit Oktober 1998. Die wiederholten Äußerungen sind ein Signal an die Finanzmärkte, dass es zu Interventionen zu Gunsten des Yen kommen könnte.
„Wir sind bereit, nötigenfalls angemessen zu reagieren, während wir eng mit den Währungsbehörden eines jedes Landes kommunizieren“, sagte Kabinettschef Hirokazu Matsuno am Montag auf einer Pressekonferenz. Es sei wichtig, dass sich die Wechselkurse stabil bewegen und die Fundamentaldaten widerspiegeln. „Aber in letzter Zeit gab es starke Yen-Kursrückgänge, worüber wir besorgt sind.“ Er sagte aber nicht, ob die Regierung einschreiten werde.
Im Unterschied zu anderen großen Notenbanken, die zum Teil aggressive Zinserhöhungen ansteuern, will Japans Zentralbank die Zinsen weiter sehr niedrig halten. Das macht angesichts der zunehmenden Zinsdifferenz japanische Vermögenswerte für internationale Investoren allerdings weniger attraktiv. Letztmalig hatte Japan 1998 zu Gunsten des Yen an den Finanzmärkten interveniert.
Zentralbankchef Haruhiko Kuroda warnte am Montag ebenfalls vor den Nachteilen der aktuellen Yen-Schwäche. Er wich damit von seiner bisherigen Auffassung ab, dass ein schwacher Yen generell gut für die exportabhängige Wirtschaft sei.
„Der jüngste starke Rückgang des Yen ist negativ für Japans Wirtschaft und daher unerwünscht, da er es den Unternehmen erschwert, Geschäftspläne aufzustellen“, sagte er im japanischen Parlament.
Die Bank von Japan werde mit der Regierung in engem Austausch stehen und die Auswirkungen von Wechselkursbewegungen auf die Wirtschaft und die Preise genau untersuchen. Kuroda bekräftigte, dass die Notenbank ihre Geldpolitik weiter locker halten werde. Damit soll die Konjunktur unterstützt werden, die sich noch nicht vollständig von den Folgen der Corona-Pandemie erholt hat.
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