Die japanische Währung erholt sich etwas. Experten streiten, ob eine Trendwende bevorsteht oder es sich nur um einen kurzfristigen Effekt handelt.
Yen vor Landesflagge
Die japanische Notenbank hat das Land mit ihrer Niedrigzinspolitik in eine verzwickte Lage gebracht.
Bild: Reuters
Frankfurt Der japanische Yen hat am Dienstag ein Zweimonatshoch gegenüber dem US-Dollar erreicht. Shortseller lösten Wetten gegen die japanische Währung auf. Diese hat seit Jahresbeginn rund 13 Prozent gegenüber dem Dollar an Wert verloren und etwa drei Prozent im Vergleich zum Euro.
Experten führen die Schwäche vor allem auf gestiegene Zinsdifferenzen zwischen Japan und dem Rest der Welt zurück. Viele Notenbanken haben angesichts der steigenden Inflation die Zinsen angehoben – hingegen verfolgen die Währungshüter in Japan nach wie vor einen ultralockeren Kurs.
Das schwächt tendenziell den Yen, weil es für internationale Investoren so attraktiver wird, Kapital außerhalb von Japan anzulegen. Die pessimistische Stimmung gegenüber dem Yen könnte sich aber drehen.
„Der jetzige Rückgang des Dollars gegenüber dem Yen ist erst der Anfang“, erwartet der Chefvolkswirt des Internationalen Bankenverbands (IIF), Robin Brooks. Er rechnet damit, dass die japanische Währung im Falle einer weltweiten Rezession um zehn Prozent gegenüber der US-Währung aufwerten könnte.
Bereits in einer Analyse Mitte Juli hatte der IIF darauf hingewiesen, dass es an den globalen Devisenmärkten erhebliche Shortpositionen auf den Yen gibt, also Investoren, die auf fallende Kurse setzen. Damit steige „das Risiko einer ungeordneten Anpassung des Yen-Kurses, wenn die weltweiten Rezessionsängste weiter zunehmen“.
Zuletzt haben die Stimmen von Ökonomen zugenommen, die vor einer weltweiten Rezession warnen. Hintergrund sind die scharfe Straffung der Geldpolitik in den USA, Lockdowns in China und die Folgen des Ukrainekriegs.
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Dieses schwierige Umfeld könnte die Fed und andere Notenbanken dazu veranlassen, die Zinsen weniger drastisch anzuheben, als Investoren bisher erwarten. Seit Jahresbeginn hat die Fed den Leitzins in den USA bereits von null bis 0,25 Prozent auf die Marke von 2,25 bis 2,5 Prozent angehoben.
Die japanische Notenbank dagegen hält bisher an ihrer Politik der Kontrolle der Renditekurve fest. Sie will die Rendite zehnjähriger japanischer Staatsanleihen bei null Prozent halten. Um dieses Ziel zu erreichen, musste sie in den vergangenen Monaten in großem Umfang Anleihen kaufen.
In den vergangenen Wochen haben Investoren aber ihre Erwartungen über künftige Zinserhöhungen in den USA und anderswo etwas nach unten korrigiert. Das spiegelt sich unter anderem in der Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen. Sie notiert derzeit bei etwas über 2,5 Prozent. Zuvor hatte sie schon Höchststände von deutlich über drei Prozent erreicht.
Ob nun eine Trendwende für den Yen bevorsteht oder es sich um eine kurzfristige Erholung handelt, ist unter Experten umstritten. DZ-Analystin Dorothea Huttanus sieht die Chance für ein kurzes Comeback des Yens, solange sich der US-Anleihemarkt nicht stabilisiert. Das geldpolitische Umfeld für den Yen bleibe aber belastend. Hendrik Tuch, Anleihechef beim Vermögensverwalter Aegon, rechnet für die nahe Zukunft nach wie vor mit einem deutlich schwächeren Yen.
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