Der E-Autohersteller will Zahlungen mit Bitcoin akzeptieren. Die Digitalwährung schießt knapp 18 Prozent in die Höhe auf über 46.000 Dollar.
Frankfurt, Düsseldorf Kein Unternehmer treibt die Kryptowelt derzeit so um wie Elon Musk, Chef des Elektroautobauers Tesla. Am Montag wurde bekannt, dass Tesla mehr als 1,5 Milliarden Dollar in Bitcoin investiert hat – und die Kryptowährung künftig unter bestimmten Voraussetzungen als Zahlungsmittel für seine Produkte akzeptieren will. Das geht aus einer Meldung des E-Autobauers bei der US-Börsenaufsicht SEC hervor.
Den Kurs der ältesten und wichtigsten Digitalwährung trieb das auf ein neues Rekordhoch: Der Preis für einen Bitcoin zog etwa 20 Prozent an. Zuletzt notierte der Bitcoin laut Daten des Analysehauses Coinmarketcap bei rund 46.800 Dollar.
Tesla hat damit einen erheblichen Teil seines Geldes in die Kryptowährung investiert. Das Unternehmen verfügte Ende 2020 über liquide Mittel in Höhe von 19,38 Milliarden Dollar, wie aus der SEC-Meldung hervorgeht.
Darin erklärt Tesla, es habe Bitcoin gekauft, um „mehr Flexibilität zu haben, um die Rendite unseres Bargeldes weiter zu diversifizieren und zu maximieren“. Sollte das Unternehmen seine Pläne in die Tat umsetzen, wäre Tesla der erste große Autohersteller, der die Kryptowährung als Zahlungsmittel akzeptiert.
Im New Yorker Handel zählte Tesla zu den Favoriten, die Aktie gewann 1,3 Prozent. Die Kryptowährungs-Konzerne Riot Blockchain und die Marathon Patent Group legten jeweils mehr als 40 Prozent zu. Paypal-Papiere stiegen um 4,7 Prozent. Der Online-Bezahldienst hatte bereits im vergangenen Jahr angekündigt, Bitcoin-Zahlungen akzeptieren zu wollen.
Bitcoin-Analyst Timo Emden vom gleichnamigen Analysehaus sieht im Tesla-Investment einen „weiteren Ritterschlag“ für den Bitcoin. „Die Hausse könnte nun wieder richtig Fahrt aufnehmen. Dass Tesla nun im großen Stil in die Nummer eins der Kryptowährungen investiert, lässt Anleger auf Wolke sieben schweben.“
„Wenn es Zweifel an der Akzeptanz von Bitcoin im Mainstream gab, wird dies das Ende jeder Skepsis bedeuten“, sagte Simon Peters, Analyst und Krypto-Experte bei der Investment-Plattform eToro. „Die Welt wird immer digitaler und der Bitcoin steht im Mittelpunkt von Online-Transaktionen. Mit dieser Art der Unterstützung durch ein Milliarden-Dollar-Unternehmen wird der Preis wahrscheinlich bis Ende der Woche 50.000 US-Dollar erreichen.“
Einige Tesla-Anleger könnte die Offenlegung des Bitcoin-Investments allerdings beunruhigen, warnte Neil Wilson, Chefanalyst des Onlinebrokers Markets.com. Die Cyberdevise sei schließlich sehr schwankungsanfällig. Damit hole sich der Elektroautobauer Risiken in die Bilanz.
Skeptisch gibt sich auch der ehemalige Wall-Street-Analyst und Tesla-Experte Gary Black, der am Montag nach der Ankündigung von Tesla seine Anteile am E-Autobauer verkaufte. Zwar hält er das Bewertungsrisiko des Bitcoin-Investments bei einem maximalen Verlust von 1,5 Milliarden Dollar (1,30 Dollar/Aktie) für gering, allerdings würden die Ertragsströme des Unternehmens dadurch volatiler.
Aus diesem Grund sowie unter anderem aus den fehlenden klaren Lieferzielen für das Geschäftsjahr 2021 habe er seine Position bei Tesla geschlossen. Zu einem günstigeren Kurs werde er aber wieder einsteigen. Die Tesla-Aktie hat seit dem Tief von rund 70 Dollar im vergangenen März mehr als 1000 Prozent an Wert gewonnen.
Tesla-Chef Elon Musk hatte sich bereits in den vergangenen Wochen auffällig intensiv mit Kryptowährungen auseinandergesetzt. Im vergangenen Dezember hatte der als Krypto-Fan bekannte Musk sich bereits bei Twitter nach der Möglichkeit erkundigt, das Firmenvermögen von Dollar in Bitcoin umzuwandeln.
Zuletzt hatte Musk über Twitter dem Bitcoin weiteren Auftrieb gegeben und auch den Kurs anderer Internetwährungen mit positiven Tweets angeheizt. Die Digitalwährung Dogecoin erreichte daraufhin am Montag ein Rekordhoch.
Mit seinen Twitter-Nachrichten dürfte Musk zunehmend wieder in den Fokus der Aufseher geraten, auch wenn die SEC sich bislang dazu nicht geäußert hat. Schon einmal haben seine Tweets die Börsenaufsicht beschäftigt. 2018 hatte er auf diesem Weg angekündigt, Tesla von der Börse zu nehmen und dabei einen Rückkaufpreis für die Aktien von 420 Dollar genannt. Die Finanzierung dafür sei gesichert. Daraufhin schnellte der Aktienkurs nach oben. Letztendlich stellte sich aber heraus, dass die Finanzierung gar nicht feststand.
Die SEC verklagte Musk deshalb wegen Betrug. Schließlich einigte man sich auf einen Vergleich: Musk zahlte eine Geldstrafe von 20 Millionen Dollar und trat als Vorstandsvorsitzender des Unternehmens zurück. Zudem sollten künftig bestimmte Postings und Tweets des Tesla-Chefs von einem Anwalt abgesegnet werden.
Auch bei Ether, nach dem Bitcoin die zweitgrößte Kryptowährung nach Marktkapitalisierung, geht es immer weiter nach oben. Ein Grund dafür ist, dass sich Investoren seit Montag über Terminkontrakte, sogenannte Futures, an der Chicagoer Terminbörse CME absichern können. Bereits die Aussicht auf die Einführung der Terminkontrakte für Ether trug in der vergangenen Woche dazu bei, dass die Preise für die beliebte Kryptowährung auf ein Rekordniveau stiegen.
Seit Jahresbeginn stieg der Ether-Kurs um über 120 Prozent, aktuell notiert die Kryptowährung bei rund 1700 Dollar. Am vergangenen Freitag hatte die Cyberdevise mit rund 1750 Dollar erneut einen Höchststand erreicht.
Langfristig könnten die Ether-Termingeschäfte den Wert der Kryptowährung aber schmälern, so Nikolaos Panigirtzoglou, Marktstratege bei JP Morgan Chase, und warnt vor einer „negativen Preisdynamik“. Denn da der Kurs allein in den vergangenen zwölf Monaten um über 640 Prozent stieg, könnten Spekulanten mithilfe der neuen Terminkontrakte versuchen, diese Dynamik für schnelle Gewinne zu nutzen.
Die Federal Reserve Bank von San Francisco vergleicht die aktuelle Situation daher mit der Einführung von Bitcoin-Futures 2017. Damals hatte die Bank beschrieben, dass der rasche Anstieg und anschließende Rückgang des Bitcoin-Kurses infolge der Einführung von Futures „kein Zufall zu sein scheint“. Die Terminkontrakte hätten damals „Pessimisten den Markteintritt“ ermöglicht, was „zur Umkehrung der Bitcoin-Preisdynamik beitrug“.
Mit Material von Reuters.
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