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05.12.2022

14:59

Opec plus

Fördermenge für Rohöl bleibt konstant

Von: Jakob Blume, Harald Thomeczek

PremiumDie staatlichen Ölexporteure lassen ihre Fördermenge unverändert. Eine Reaktion auf die neuen Sanktionen gegen die russische Ölindustrie bleibt aus.

Der Ölverbund Opec plus riskiert keinen neuen Streit mit den G7-Industriestaaten. dpa

Ölpumpe

Der Ölverbund Opec plus riskiert keinen neuen Streit mit den G7-Industriestaaten.

Zürich, Frankfurt Die Allianz der Ölexportstaaten, Opec plus, wird ihre bis Ende Dezember gültige Förderquote auch im neuen Jahr beibehalten. Das haben die Ölminister der 23 Opec-plus-Mitglieder am Sonntag bei einem virtuellen Treffen beschlossen.

Die Entscheidung fiel einstimmig und ohne größere Diskussionen, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg und der Branchendienst Energy Intelligence übereinstimmend berichteten. Das nächste Mal will die Opec plus Anfang Februar über die Förderpolitik entscheiden.

Damit behalten die Opec-plus-Staaten um Saudi-Arabien und Russland ihre im Oktober festgelegte Fördermenge von rund 41,9 Millionen Barrel pro Tag bei. Die Fortschreibung der gegenwärtigen Förderziele über Ende Dezember hinaus hat sich bereits abgezeichnet, nachdem die Opec-plus-Staaten das ursprünglich in Wien geplante Gipfeltreffen der Ölminister auf ein virtuelles Meeting verlegt hatten. Einige Delegierte, die schon in Wien angekommen waren, reisten der Nachrichtenagentur Reuters zufolge vorzeitig ab.

Konfliktvermeidung: Opec plus behält Fördermenge bei

Die Opec-plus-Allianz geht mit dieser Ankündigung neuem Streit mit den USA und anderen Industriestaaten aus dem Weg. Die Entscheidung im Oktober, die Angebotsmenge um zwei Millionen Barrel pro Tag zu drosseln, hatte insbesondere in den USA Empörung ausgelöst. Eine Sprecherin des Weißen Hauses sagte seinerzeit: „Es ist klar, dass sich die Opec plus mit Russland verbündet.“ Russland ist nach Saudi-Arabien das einflussreichste Mitglied der Opec-plus-Allianz.

Die Opec verteidigte am Sonntag nochmals ihre im Oktober getroffene Entscheidung. Diese sei „einzig aufgrund von Marktüberlegungen getroffen worden“ und im Nachhinein von Marktteilnehmern als notwendige und richtige Entscheidung anerkannt worden.

Die USA hatten auf die Reduzierung der Fördermengen reagiert, indem sie ihre strategischen Ölreserven anzapften. US-Präsident Joe Biden wollte so vor den wichtigen Zwischenwahlen den Preis für Benzin und Diesel an den Zapfsäulen drücken.

EU-Sanktionen der G7-Staaten schürten Unsicherheit

Das Ergebnis des Dezember-Gipfeltreffens der Opec plus war auch deshalb mit Spannung erwartet worden, weil die größten sieben Industriestaaten Ende vergangener Woche neue Sanktionen gegen Russland auf den Weg gebracht hatten. Die G7 haben sich auf einen Preisdeckel für russisches Öl von 60 Dollar pro Barrel (rund 159 Liter) verständigt.

Der Maximalpreis liegt somit deutlich unterhalb des aktuellen Preises für russisches Rohöl. Die lokale Ölsorte Urals wird momentan mit einem Abschlag von etwa 20 Dollar auf den Weltmarktpreis gehandelt, weil viele Händler seit Beginn des Kriegs den Handel mit russischem Öl auf dem Spotmarkt eingestellt haben. Auch hat die getarnte Einfuhr russischen Öls über Umwege in die EU die Transportkosten erheblich erhöht.

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Mit dem Preisdeckel wird Dienstleistern – beispielsweise Reedereien und Versicherungen – das Geschäft mit russischem Öl verboten, wenn der Preis für die Ware über der Preisobergrenze liegt. Der Preisdeckel ist eine Ergänzung zum Einfuhrstopp für russisches Öl in Europa. Beide Maßnahmen sind am Montag in Kraft getreten. Das Embargo gilt nur für Öllieferungen aus Russland, die mit Tankern auf dem Seeweg kommen, nicht aber für Öl, das über eine Pipeline in die EU fließt.

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Opec-Gipfeltreffen: Russland konnte Forderungen nicht durchsetzen

Ein Preisdeckel von 60 Dollar liegt außerdem nicht weit über den geschätzten Produktionskosten in Russland. Für Russland wären deshalb weitere Produktionskürzungen vorteilhaft gewesen, weil sie die Kosten der Sanktionspolitik für die G7-Staaten in die Höhe getrieben hätten. Doch damit konnte sich der russische Energieminister und Putin-Vertraute Alexander Nowak offenbar nicht durchsetzen.

Ohnehin fielen die jüngsten Förderkürzungen geringer aus als öffentlich angekündigt. Laut einer Bloomberg-Umfrage kürzte die Opec plus ihre Ölproduktion im November tatsächlich nur um gut eine Million Barrel pro Tag.

Dass die Angebotskürzung de facto viel kleiner ausfiel als auf dem Papier, lag daran, dass viele Opec-Länder schon vorher viel weniger Öl förderten, als sie hätten fördern dürfen. Opec-Mitglieder wie Nigeria oder Angola leiden unter einem Investitionsstau in der Ölinfrastruktur und können daher ihre Quoten nicht erfüllen.

Erstpublikation: 04.12.22, 14:05 Uhr (zuletzt aktualisiert am: 05.12.22, 15:00 Uhr).

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