PremiumEin Zeitungsbericht belastet den Ex-Chef der gescheiterten Kryptobörse FTX schwer. Bankman-Fried soll Investorengeld in Millionenhöhe in die eigene Tasche gesteckt haben.
FTX-Gründer Sam Bankman-Fried
Nach der Pleite der Kryptobörse gerät der Gründer immer mehr in die Kritik. Auch eine Sammelklage gegen Bankman-Fried wurde bereits eingereicht.
Bild: The Washington Post/Getty Images
New York FTX-Gründer Sam Bankman-Fried soll knapp drei Viertel des Geldes, das Investoren 2021 in einer Finanzierungsrunde zugesagt hatten, für eigene Zwecke verwendet haben. Das berichtet das „Wall Street Journal“.
FTX hatte im Oktober letzten Jahres 420 Millionen Dollar von einer Reihe namhafter Investoren eingenommen. Die Kryptowährungsbörse, zwischenzeitlich die drittgrößte der Welt, erklärte damals, mit dem Geld das eigene Unternehmenswachstum befördern zu wollen. Außerdem sollte die Investition demnach die Nutzerfreundlichkeit der Plattform und die Zusammenarbeit mit den Regulierungsbehörden verbessern.
Laut dem Zeitungsbericht blieb jedoch unerwähnt, dass 300 Millionen Dollar nicht an FTX, sondern vielmehr an Gründer und Firmenchef Bankman-Fried gingen. Dieser verkaufte einen Teil seines Anteils am Unternehmen. Das „Wall Street Journal“ zitiert aus entsprechenden Finanzunterlagen und Insiderkreisen.
Die Auszahlung an Bankman-Fried gilt im Vergleich zu den Gepflogenheiten anderer Startup-Finanzierungsrunden als sehr hoch. Üblicherweise gilt es als Tabu, dass Gründer vor den Investoren derart große Gewinne selbst einstecken. Bankman-Fried soll den Vorgang mit der teilweisen Rückerstattung von Geldern begründet haben, die er einige Monate zuvor für den Kauf der FTX-Beteiligung des Konkurrenten Binance ausgegeben habe.
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Der Vorgang ist ein weiterer Beleg für die problematischen Geldströme bei FTX, die zuvor bereits der Insolvenzverwalter offengelegt hatte.
>> Passend dazu: Verschwundenes Vermögen, manipulierte Software, Millionentransfers per Emoji: Die Horrorbilanz von FTX
Noch am vergangenen Wochenende hatte Bankman-Fried laut Medienberichten versucht, neue Investoren für FTX zu finden. Das Vorhaben blieb ohne Erfolg. US-Ermittler verdächtigen Bankman-Fried, Vermögenswerte von FTX unrechtmäßig abgezweigt zu haben, unter anderem, um Löcher bei seinem Hedgefonds Alameda zu stopfen.
Folgt man der Darstellung der Insolvenzspezialisten, dann hat FTX über die eigenen Barbestände „keine zentrale Übersicht“ geführt. Auch eine genaue Liste der Bankkonten und Unterzeichnungsberechtigten existiere nicht, erklärte Insolvenzanwalt John J. Ray. Der Kreditwürdigkeit der Bankpartner sei ebenfalls nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt worden.
„In meinem ganzen Berufsleben habe ich noch kein solches Versagen der internen Kontrollsysteme und ein so vollständiges Fehlen vertrauenswürdiger Finanzinformationen erlebt wie hier“, schrieb Ray.
Sein beim Gericht eingereichtes Dossier zeichnet ein chaotisches Bild der Finanzen, der Buchhaltung und der Führung der Kryptobörse. Es stellt die erste unabhängige Beschreibung der Zustände bei FTX dar.
Darin heißt es, die Integrität der Softwaresysteme von FTX sei „kompromittiert“ gewesen, womöglich, um Ausnahmen für Transaktionen an Alameda zu ermöglichen. FTX habe Software eingesetzt, um „den Missbrauch von Kundengeldern“ zu verschleiern. Auszahlungen wurden im internen Firmenchat dadurch genehmigt, dass Vorgesetzte „mit personalisierten Emojis antworteten“.
Außerdem habe die auf den Bahamas registrierte drittgrößte Kryptobörse der Welt an der „mangelhaften behördlichen Aufsicht im Ausland“ gekrankt. Die Führung sei „in den Händen einer sehr kleinen Gruppe unerfahrener, unbedarfter und potenziell gefährdeter Personen“ konzentriert gewesen. Die Gesamtsituation sei „beispiellos“, so Ray.
Mit Agenturmaterial.
Erstpublikation: 19.11.2022, 03:38 Uhr.
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