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08.12.2022

08:48

Rohstoffe

Ölpreise steigen zunächst nach Embargo der EU

Von: Harald Thomeczek

PremiumZum Wochenstart ist ein weitgehendes Embargo gegen russisches Erdöl in Kraft getreten. Zudem will die EU mit anderen großen Ländern eine Preisobergrenze für russisches Erdöl durchsetzen.

Russland hat angekündigt, den Preisdeckel von 60 Dollar nicht zu akzeptieren. IMAGO/Sipa USA

Ölplattform im Kaspischen Meer

Russland hat angekündigt, den Preisdeckel von 60 Dollar nicht zu akzeptieren.

Frankfurt Nach 20 Minuten Videokonferenz war alles vorbei: Der von Saudi-Arabien und Russland angeführte Ölverbund Opec plus fährt auf Sicht. Die Ölallianz wird ihre bis Ende Dezember gültige Förderquote auch im neuen Jahr beibehalten und fördert weiterhin 41,9 Millionen Barrel (159 Liter) Rohöl am Tag. Die Opec plus betont gleichzeitig, sie stehe jederzeit für eine Zusammenkunft bereit, um – falls erforderlich – sofortige Maßnahmen zu treffen.

Der Zusammenschluss wappnet sich damit für mögliche Verwerfungen, die die westlichen Ölsanktionen gegen Russland auslösen könnten - will sich aber auch nicht ohne Not erneut den geballten Ärger der USA zuziehen.

Am Montag ist das Ölembargo der Europäischen Union gegen Russland samt Preisdeckel auf Lieferungen in andere Regionen der Welt in Kraft getreten. Über den Seeweg darf russisches Erdöl nun nicht mehr in die EU gelangen. Bei anderen Ländern will die EU eine bewegliche Preisobergrenze für Ural-Öl von aktuell 60 Dollar durchsetzen. Gelingen soll das, indem unter anderem europäische Reedereien oder Versicherungen, die im Ölgeschäft schwer durch andere Unternehmen ersetzt werden können, nur noch dann Geschäfte mit Öltransporten machen dürfen, wenn das Öl zum festgelegten Maximalpreis gehandelt wird.

Embargo der EU: Die Ölpreise ziehen an

Embargo und Preisdeckel sollen Russlands Finanzierung des Ukrainekriegs erschweren. 60 Dollar – das wären gut zehn Prozent weniger als der aktuelle Marktpreis für russisches Ural-Öl. Russland hat hingegen angekündigt, an kein Land mehr zu liefern, das sich an die Obergrenze hält.

Die Ölpreise zeigten in dieser Gemengelage durchaus messbare Ausschläge nach oben. Der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent stieg zum Wochenauftakt zeitweise auf 88 US-Dollar pro Barrel – ein Plus von mehr als drei Prozent im Vergleich zu Freitag. Die amerikanische Sorte West Texas Intermediate (WTI) legte zeitweise um 2,5 Prozent auf 82,40 Dollar zu.

Der Anstieg der Ölpreise ist auch darauf zurückzuführen, dass sich Marktteilnehmer eine stärkere Nachfrage aus China erhoffen. Im Reich der Mitte machen Nachrichten über Corona-Lockerungen in Schanghai und anderen Großstädten die Runde. Die Proteste der Bevölkerung sollen erste Wirkung zeigen – auch wenn eine generelle Neujustierung der chinesischen Corona-Politik immer noch in weiter Ferne liegt.

Giovanni Staunovo, Ölanalyst der Schweizer Großbank UBS, hält angesichts einer volatilen Gesamtsituation an seiner bisherigen Prognose fest: Er erwartet in den kommenden Monaten einen Anstieg des Brent-Preises auf mehr als 100 Dollar. Auftrieb soll der Ölpreis von drei Faktoren erhalten: einer Erholung der Ölnachfrage in China, einem absehbaren Ende der Freigabe strategischer Ölreserven etwa in den USA und einer gedrosselten Ölproduktion in Russland.

Die Ölanalysten von JP Morgan haben ihre Prognose für 2023 dagegen von 98 auf 90 Dollar nach unten korrigiert. Sie erwarten, dass das Angebot im kommenden Jahr um 30 Prozent schneller wachsen wird als die Nachfrage, weil Russland bis Mitte 2023 wieder so viel Öl fördern werde wie vor dem Angriff auf die Ukraine und auch andere Länder die Produktion hochfahren würden.

Erstpublikation am 05.12.22, um 16:42 Uhr.

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