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27.04.2022

14:24

US-Newsletter „Zukunftslabor USA“

Auf den Bahamas trifft sich die neue Finanzelite

Von: Astrid Dörner

In dem Urlaubs- und Steuerparadies kommt das Who-is-Who der Wall Street und der Kryptowelt zu einer Konferenz zusammen. Gemeinsam wollen sie ein neues Finanzsystem bauen.

Sie kommen auf den Bahamas zusammen (v.l.): Sam Bankman-Fried, Cathie Wood, Anthony Scaramucci. Getty, Bloomberg, Imago

Teilnehmer

Sie kommen auf den Bahamas zusammen (v.l.): Sam Bankman-Fried, Cathie Wood, Anthony Scaramucci.

Es ist eine ungewöhnliche Mischung an Experten, die sich in dieser Woche auf den Bahamas einfindet. Der Hedgefonds-Manager Anthony Scaramucci und Krypto-Wunderkind Sam Bankman-Fried laden zu einer gemeinsamen Konferenz in das Urlaubs- und Steuerparadies und haben dafür das Who-is-Who der Wall Street und der Kryptowelt gewonnen: Tech-Investorin und Bitcoin-Fan Cathie Wood ist da, genauso wie Mike Novogratz, der mit seinem Galaxy Digital eine Art Goldman Sachs für die Kryptowelt aufbauen will. Dazu die Mitgründer von Blockchains wie Solana und Avalanche, Investoren, Anwälte und Regulierer.

Selbst Ex-US-Präsident Bill Clinton und der frühere britische Premier Tony Blair werden auftreten. „Das ist sowas wie das Davos der neuen Finanzelite“, sagte ein New Yorker Krypto-Manager, der keine Einladung für das exklusive Event bekommen hat.

Die Symbolik ist unmissverständlich: Die alte und die neue Finanzwelt sind aufeinander zugegangen und bauen ein – in ihren Augen – besseres System, das auch den Segen der Regulierer bekommen soll. Das Handelsblatt wird vor Ort berichten.

Vor ein paar Jahren noch wäre so ein Zusammentreffen undenkbar gewesen. Lange haben die Banker die „Krypto-Bros“ verspottet und bei der Frage nach dem rasant steigenden Bitcoin-Kurs gerne auf die Tulpen-Manie aus dem 17. Jahrhundert verwiesen. Doch langsam, aber sicher haben sich die Welten angenähert und nun immerhin eine kleine Schnittmenge, wie in Blick auf die Agenda zeigt.

„Wie sich institutionelle Anleger der Kryptowelt nähern“, ist eine Paneldiskussion überschrieben. Eine andere: „Die Boomer kommen: Wie die Krypto-Branche die Wall Street verändert“. Eine weitere beschäftigt sich mit „der Disruption der traditionellen Markt-Infrastrukur.“ Über letzteres Thema wird schon seit Wochen leidenschaftlich gestritten.

Grund dafür ist ein Vorschlag von Sam Bankman-Fried, unter anderem Gründer von FTX, der drittgrößten Kryptobörse der Welt, die mit einer Bewertung von 32 Milliarden Dollar mehr wert ist als die Deutsche Bank. Er will alle Aspekte des sogenannten Clearings für Krypto-Derivate künftig selbst übernehmen und hat einen entsprechenden Antrag bei der zuständigen Regulierungsbehörde CFTC eingereicht.

Algorithmen sollen bei dem wichtigen und lukrativen Prozess helfen, der sicherstellt, dass am Ende die Verkäufer ihr Geld und die Käufer ihre Wertpapiere bekommen.

Das hat Schockwellen durch die Wall Street gesendet. Denn sollte FTX die Genehmigung erhalten, wäre diese Art des Clearings auch für den traditionellen Handel von Wertpapieren denkbar. Das könnte dann Broker, Banken und andere Finanzintermediäre überflüssig machen. Damit verbunden ist auch die Erkenntnis, dass wahre Disruption wehtut, vor allem den alteingesessenen Institutionen.

Grundsätzlich herrscht in der traditionellen Finanzwelt immer noch große Skepsis, was die Kryptowelt angeht – angesichts der vielen Skandale und Hacks ist das aus meiner Sicht auch durchaus angebracht. Doch man muss auch feststellen: So nah wie jetzt waren sich die beiden Welten noch nie. Der Vermögensverwalter Fidelity kündete am Montag an, dass seine Kunden künftig auch einen Teil ihrer Rentenersparnisse über die sogenannten 401k-Konten in Bitcoin investieren können. Das ist eine kleine Revolution.

Die große Frage ist nun: Führt diese Nähe zu einer eher friedlichen Kooperation zwischen Old und New Finance oder ist dies der Anfang einer neuen konfrontativen und disruptiven Phase? Auch darüber wird auf den Bahamas heftig diskutiert werden.

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