Die Anleger reagierten erleichtert auf die moderate Reaktion von Peking auf den Besuch Pelosis in Taiwan. Die Fed deutet einen weiteren großen Zinsschritt im September an.
Börse in New York
US-Aktienmärkte haben am Donnerstag im Handelsverlauf ihre Gewinne ausgebaut und deutlich fester geschlossen.
Bild: Reuters
Frankfurt, New York Gestützt auf ermutigende Firmenbilanzen sind Anleger am Mittwoch an die Wall Street zurückgekehrt. Der Dow Jones gewann 1,3 Prozent auf knapp 32.813 Punkte. Der technologielastige Nasdaq rückte 2,6 Prozent auf 12.668 Punkte vor und der breit gefasste S&P 500 legte 1,6 Prozent auf 4155 Punkte zu.
Erleichtert reagierten Investoren zudem auf die bislang vergleichsweise moderate Reaktion der Regierung in Peking auf den Besuch der US-Spitzenpolitikerin Nancy Pelosi in Taiwan, sagte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade. China werde die Sache damit aber kaum auf sich beruhen lassen. Die Volksrepublik betrachtet Taiwan als abtrünnige Provinz.
Weitere Stimmungsaufheller waren starke US-Konjunkturdaten. Der Einkaufsmanagerindex für den US-Dienstleistungssektor stieg überraschend. Der Zuwachs bei den Auftragseingängen der US-Industrie fiel mit zwei Prozent größer aus als gedacht. „Wachstumssorgen sollten vor diesem Hintergrund tendenziell kleiner werden“, sagte Helaba-Ökonom Ulrich Wortberg.
In diesem Zusammenhang zogen sich Investoren aus den als sicher geltenden US-Staatsanleihen zurück. Dies trieb die Rendite der zehnjährigen Bonds auf 2,7101 Prozent. Verstärkt wurde der Verkaufsdruck von den Aussagen führender US-Notenbanker, die eine weitere Zinserhöhung um 0,75 Prozentpunkte im September als möglich bezeichneten. Offenbar gingen der Fed die jüngsten Spekulationen auf ein verlangsamtes Zinserhöhungstempo zu weit, schrieben die Analysten der Bank Mitsubishi UFJ.
Nach Darstellung der Notenbankerin Mary Daly könnte die Fed im September erneut einen deutlichen Zinsschritt unternehmen. Eine Anhebung um 0,5 Prozentpunkte – 50 Basispunkte – wäre vernünftig, sagte die Präsidentin der Federal Reserve Bank von San Francisco am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. Sollte die Inflation jedoch weiter stark steigen, könnten 75 Basispunkte angebracht sein. Ein Leitzins von 3,4 Prozent zum Jahresende sei ein vernünftiges Ziel. Am Dienstag hatte der Präsident der Fed-Zweigstelle in Chicago, Charles Evans, ebenfalls Erhöhungen von 50 oder 75 Basispunkten in Aussicht gestellt.
Es sei voreilig von den Märkten, Zinssenkungen im kommenden Jahr zu erwarten, sagte Daly weiter. Ihr Kollege Neel Kashkari, Präsident der Fed von Minneapolis, äußerte sich kurz darauf ähnlich. Es sei ein sehr unwahrscheinliches Szenario, dass die Fed 2023 die Zinsen wieder senken werde, sagte er. Wahrscheinlicher sei, dass sie nach einer Anhebung zunächst eine Weile auf dem Niveau bleiben werden. Es werden vermutlich mehrere Jahre dauern, um die Inflation wieder zur Zielmarke von zwei Prozent zu bekommen. Im Kampf gegen die Teuerung müsse dringend gehandelt werden.
Am Rohölmarkt ging der Preis für die US-Sorte WTI auf Achterbahnfahrt. Einem Opec+-Dokument zufolge einigte sich das Exportkartell auf eine Anhebung der Förderquoten um 100.000 Barrel pro Tag. „Das ist so wenig, dass es bedeutungslos ist“, kritisierte Raad Alkadiri, Manager bei der Beratungsfirma Eurasia Group. Als politische Geste gegenüber US-Präsident Joe Biden, der auf eine deutliche Ausweitung der Produktion gepocht hatte, sei es fast eine Beleidigung. Ein überraschender Anstieg der US-Lagerbestände beendete die zwischenzeitliche WTI-Rally allerdings. Bis zum Abend verbilligte sich die Ölsorte um drei Prozent auf 90,78 Dollar je Barrel (159 Liter).
Paypal: Bei den Unternehmen stach PayPal mit einem Kursplus von 9,2 Prozent heraus. Der Zahlungsabwickler hatte auf Basis eines überraschend starken Quartalsergebnisses seine Gewinnziele angehoben. Zusammen mit den Einsparungen und den Aktienrückkäufen hätten die Papiere ihre Talsohle durchschritten, prognostizierte Analyst Christopher Brendler vom Research-Haus D.A. Davidson. Daher bekräftige er seine Kaufempfehlung und das Kursziel von 120 Dollar.
Meta: Ein Medienbericht über die Ausgabe der ersten Anleihe der Unternehmensgeschichte verhilft Meta zu Kursgewinnen. Die Aktie der Facebook-Mutter stieg an der Wall Street um 5,4 Prozent. Der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge will das Unternehmen das frische Geld unter anderem in das Geschäft mit virtuellen Welten, das sogenannte Metaversum, investieren.
CVS Health: Die Aktien des Drogeriemarktbetreibers und Pharmacy Benefits Managers stiegen um 4,8 Prozent, weil das Unternehmen die Schätzungen für den Umsatz und das Ergebnis übertroffen und die Gewinnprognose für das Gesamtjahr angehoben hat. Dazu trugen auch die hohen Verkäufe von rezeptfreien Covid-19-Tests sowie durch eine positive Entwicklung der Versicherungseinheit bei.
Under Armour: Der US-Sportartikel-Hersteller ächzt unter steigenden Transport- und Rohstoffkosten und hat daher sein Gewinnziel eingedampft. Erhöhte Werbeaktivitäten und Währungsprobleme haben die Gewinnmargen von Under Armour beeinträchtigt. Aber das Unternehmen meldete für das letzte Quartal einen Gewinn, der den Schätzungen entsprach, und einen Umsatz, der leicht über dem Konsens lag. Die Aktie legt 5,4 Prozent zu.
Moderna: Der US-Biotechkonzern hat die Umsatzprognose für seinen Covid-19-Impfstoff für dieses Jahr trotz eines neuen milliardenschweren Deals mit der US-Regierung nur bekräftigt. Moderna erwartet weiter einen Umsatz von 21 Milliarden Dollar, da die Bestellungen aus Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen im Rahmen der Impfallianz Covax zurückgehen. „Covax will die Dosen, die sie bestellt haben, nicht haben“, sagte Vorstandschef Stephane Bancel am Mittwoch. Die Aktionäre will Moderna mit einem drei Milliarden Dollar schweren Aktienrückkaufprogramm bei der Stange halten. Das Papier stieg um 16 Prozent.
Starbucks: Starbucks-Aktien, ebenfalls im Nasdaq 100 zu finden, gewannen 4,3 Prozent. Die Kaffeehauskette steigerte im abgelaufenen Quartal trotz Belastungen in China den Umsatz deutlich. Außerdem ging der Gewinn zwar zurück, übertraf aber dennoch die Erwartungen.
Match Group: Die Aktien des Dating-Service-Betreibers rutschten um 21 Prozent ab, nachdem die Quartalsergebnisse hinter den Erwartungen zurückblieben und das Umsatzwachstum in der zweiten Jahreshälfte stagnieren wird. Match kündigte außerdem das Ausscheiden von Renate Nyborg, Vorstandschefin der Tinder-Einheit, an.
Airbnb: Das Unternehmen meldete ein Quartalsergebnis, das besser als erwartet ausfiel, wobei die Einnahmen im Wesentlichen im Einklang mit der boomenden Reisenachfrage standen. Die Aktie rutschte jedoch um 3,5 Prozent ab, weil die Prognose für die Buchungen im laufenden Quartal geringer als erwartet ausfiel.
Tupperware: Ein Quartalsergebnis über Markterwartungen beflügelt den Anbieter von Frischhalte-Boxen. Tupperware-Aktien stiegen an der Wall Street zwischenzeitlich um 65 Prozent auf ein Drei-Monats-Hoch von 11,88 Dollar – und schlossen dann mit einem Plus von 32,4 Prozent. Das ist der zweitgrößte Kurssprung der Firmengeschichte. Der Quartalsgewinn fiel den Angaben zufolge mit 0,41 Dollar je Aktie doppelt so hoch aus wie erwartet. Der Umsatz überraschte mit 340,4 Millionen Dollar ebenfalls positiv.
AMD: Die Anteilscheine von AMD büßten als einer der größten Verlierer im Nasdaq-Auswahlindex 1,2 Prozent ein. Der Chipkonzern enttäuschte mit seiner Umsatzprognose für das laufende dritte Quartal. Die Tinder-App-Mutter Match Group sackte als Schlusslicht um 17,0 Prozent ab, nachdem der Ausblick auf das laufende dritte Quartal enttäuscht hatte.
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