Dax-Kurve
Wie sind die Perspektiven für den deutschen Leitindex?
Bild: Bloomberg Creative/Getty Images [M]
Trotz positiver Vorgaben aus den USA und China hat der Leitindex Verluste verbucht. 2022 war für den Dax das schlechteste Börsenjahr seit vier Jahren.
Düsseldorf Der Dax hat das Börsenjahr 2022 im Minus beendet. Am Ende des verkürzten Handelstages schloss der Leitindex 1,1 Prozent im Minus bei 13.924 Punkten. Gleich zu Handelsbeginn fiel der Dax wieder unter die psychologisch wichtige Marke von 14.000 Punkten und konnte sie im Handelsverlauf auch nicht wieder überschreiten. Grund dafür waren Sorgen über die weitere Geldpolitik der Zentralbanken, das Risiko einer Rezession und die neue Corona-Welle in China.
Auf Jahressicht verbucht der Dax damit ein Minus von 11,4 Prozent. 2022 war damit das schlechteste Börsenjahr seit vier Jahren. Zum Vergleich: 2021 legte das Frankfurter Börsenbarometer noch 15,8 Prozent zu. Selbst nach dem Corona-Jahr 2020 stand nur ein Minus von 3,7 Prozent zu Buche. Noch größer ist der Verlust beim Technologieindex TecDax: Auf Jahressicht verlor der Index fast 25 Prozent.
Aus China und den USA kamen an diesem Tag positive Vorgaben. An Chinas Börsen ging es am Freitag aufwärts: Anleger setzen wohl auf eine nachlassende Inflation, und die Sorgen über den Corona-Ausbruch in China treten vorerst in den Hintergrund.
So war es auch an den US-Märkten: Die wichtigsten Indizes schlossen ebenfalls im Plus. Anleger hofften hier außerdem, dass ein sich abkühlender Arbeitsmarkt die US-Notenbank Fed dazu veranlasst, ihre Zinsschritte zu verkleinern. Die Zahl der wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe, die am Donnerstag veröffentlicht wurde, verharrte mit 225.000 zuletzt in der Nähe ihres historischen Tiefs.
Der robuste US-Arbeitsmarkt hatte am Donnerstag auch den deutschen Leitindex Dax beflügelt: Er ging mit 14.071 Zählern mit einem Plus von etwa einem Prozent aus dem Handel. Jochen Stanzl, Analyst beim Online-Broker CMC Markets, sieht in der jüngsten Rally eine technische Reaktion: „Wenn Kurse steigen, aber das Handelsvolumen fast nicht vorhanden ist, ist zumindest ein wenig Skepsis angebracht.“
Die Marke von 14.000 Punkten hatte sich in den vergangenen Handelstagen als besonders hartnäckiger Widerstand erwiesen – seit der Sitzung des Rats der Europäischen Zentralbank (EZB) am 15. Dezember konnte der Dax dieses Niveau nicht nachhaltig überwinden. Sprünge darüber waren – wie auch der am Donnerstag – nur von kurzer Dauer.
Aus charttechnischer Sicht ist darunter zunächst die Marke von 13.800 Punkten relevant, hier liegt das Verlaufstief des Dax seit Mitte November. Oberhalb der 14.000 Punkte blicken Anleger auf die Marke von 14.150 Punkten als nächsten wichtigen Widerstand. Hier liegt die untere Grenze der mehrwöchigen Seitwärtsbewegung des Dax vor dem EZB-Zinsentscheid.
Am letzten Handelstag des Jahres gab es für den Dax erneut nur wenige Impulse: Zwischen Weihnachten und Neujahr ist das Handelsvolumen in der Regel gering. Am Freitag wechselten nur etwa 11,3 Stücke den Besitzer – durchschnittlich waren es in diesem Jahr mehr als 77 Millionen.
Das liegt vor allem daran, dass zwischen den Feiertagen kaum Profis an der Börse handeln. Es sind vor allem Privatanleger, die ihre Depots anpassen – daher können bereits kleine Impulse für Bewegung an den Märkten sorgen.
Am Freitag steht nur ein börsenrelevanter Termin auf dem Programm: Am Nachmittag werden Daten zur Stimmung von Einkaufsmanagern in den USA erwartet – allerdings erst nach Handelsschluss. Der Handel endet in Frankfurt bereits um 14 Uhr.
In der ersten Börsenwoche 2023 stehen dagegen wieder einige Termine auf dem Programm: Am Dienstag legt das Statistische Bundesamt die vorläufigen Daten zur Inflation im Dezember in Deutschland vor. Im November war die Teuerungsrate leicht auf 10,0 Prozent zurückgegangen.
Am Mittwoch veröffentlicht die Fed das Protokoll ihrer Dezembersitzung, am Freitag werden die Preisdaten für die Euro-Zone und die monatlichen US-Arbeitsmarktzahlen veröffentlicht.
Die Ölpreise sind am Freitag erneut gefallen. Ein Barrel der Nordseesorte Brent zur Lieferung im März kostete am Mittag 83,03 US-Dollar. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur Lieferung im Februar lag zuletzt nahezu unverändert bei 78,03 Dollar.
Die Corona-Welle in China hat Hoffnungen auf eine schnelle konjunkturelle Erholung der Volkswirtschaft und damit auf eine stärkere Nachfrage nach Rohöl gedämpft.
Der Euro wurde am Freitag zu 1,0662 US-Dollar gehandelt. Der Kurs lag damit etwas unter dem vom Vorabend. Die EZB hatte den Referenzkurs zuletzt am Donnerstagnachmittag auf 1,0649 Dollar festgesetzt.
Der japanische Yen könnte dagegen Kursgewinne verbuchen. Die japanische Notenbank hat ihre Käufe von Staatsanleihen am Markt fortgesetzt. Die Bank of Japan hatte zuletzt mit einer überraschenden Straffung ihrer Geldpolitik für Aufsehen gesorgt. Notenbankchef Haruhiko Kuroda hatte den daraufhin aufkommenden Spekulationen über eine geldpolitische Wende kürzlich widersprochen. Auch Marktbeobachter gehen davon aus, dass die Notenbank versuchen wird, die Spekulationen einzudämmen.
>>Lesen Sie hier: Neue Signale an die Märkte: Japans Notenbankchef ordnet Schritte neu ein
Der Bitcoin verbucht den größten Jahresverlust seit 2018 hin. Nach satten Kursgewinnen in den vergangenen Jahren (plus 305,1 Prozent in 2020, plus 59,8 Prozent in 2021) ist der Kurs seit Jahresbeginn um mehr als 64 Prozent gefallen. Ein Bitcoin kostete zuletzt 16.515 US-Dollar.
Energiekontor: Die Papiere des Bremer Entwicklers von Wind- und Solarparks verloren 2,4 Prozent. Energiekontor verkauft eine niedersächsische Windenergieanlage an den dänischen Investor Difko.
Fresenius Medical Care: Der Konzern setzte sich mit einem Plus von 0,8 Prozent an die Spitze des Dax. Seit Jahresanfang verbucht die Aktie jedoch ein Minus von knapp 47 Prozent.
Grenke: Der Leasingspezialist hat bekanntgegeben, vier weitere Franchise-Unternehmen für insgesamt 3,5 Millionen Euro zu kaufen. Die Papiere schlossen 0,3 Prozent im Plus.
Sartorius: Der Laborzulieferer kommt mit seinen Wachstumsplänen schneller voran als zunächst gedacht. Der Dax-Konzern gewann gestern angesichts dieser Ankündigung bereits am Donnerstag 3,9 Prozent. Am Freitag verloren die Papiere 0,6 Prozent.
Luxusmarken: Die neue Corona-Welle nach den Lockerungen der strengen Corona-Politik in China macht Aktien europäischer Luxuskonzerne zu schaffen. Die Louis-Vuitton-Mutter LVMH, der Luxus-Jacken-Hersteller Moncler, die Uhren- und Accessoire-Marke Hermes und die Modegruppe Kering verlieren zwischen 0,7 und 2,1 Prozent. China gilt als Kernmarkt für die Modebranche. Die Lockerungen hatten zunächst Hoffnungen auf zahlreiche chinesische Shopping-Touristen geschürt.
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