Dax-Kurve
Wie sind die Perspektiven für den deutschen Leitindex?
Bild: Bloomberg Creative/Getty Images [M]
Nach dem neuen Jahreshoch am Vortag fällt der Dax am Freitag wieder deutlich zurück. Die Ölpreise hingegen legen ordentlich zu.
Frankfurt Belastet von einem Kurseinbruch bei Adidas, hat sich die Stimmung am deutschen Aktienmarkt zum Wochenschluss eingetrübt. Der Dax liegt zum Handelsschluss bei 15.308 Punkten, ein Verlust von 1,4 Prozent.
Die Adidas-Aktien stürzten um 11,5 Prozent ab und verbuchten ihren schwärzesten Börsentag seit der Anfangszeit der Coronapandemie im März 2020. Die abrupte Trennung von dem amerikanischen Skandal-Rapper Kanye West drückt den Sportartikelkonzern im laufenden Jahr voraussichtlich in die roten Zahlen. „Ein furchtbarer Ausblick – weit unter allen Erwartungen“, kommentierten die Experten von Baader Helvea.
Auch die schwachen Vorgaben der Wall Street vermiesten den Anlegern hierzulande die Laune. „Die große Unbekannte ist und bleibt der Zinskurs der Fed, der weiterhin tiefe Sorgenfalten bei Anlegern verursacht und somit für unstete und volatile Kursverläufe sorgt“, fassten die Strategen von Raiffeisen Research zusammen.
Am Freitag eröffneten die US-Börsen mit leichten Kursverlusten. Ein Anstieg der Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihe setzte Technologiewerten wie Amazon, Apple, und Tesla zu. Diese fielen zwischen 0,9 und 2,8 Prozent.
Höhere Zinsen entwerten Experten zufolge zukünftige Gewinne dieser wachstumsstarken Firmen. Zudem verloren die Aktien des Fahrdienstanbieters Lyft nach einem enttäuschenden Ausblick rund ein Drittel ihres Werts.
>> Lesen Sie hier: Warum Anlageprofis auf Europa setzen und welche Aktien sie besonders mögen
Nach den jüngsten Kursgewinnen hatten die Experten erwartet, dass die Anleger am deutschen Aktienmarkt zum Wochenschluss Kasse machen und Gewinne mitnehmen würden. Der deutsche Leitindex hatte am Donnerstag mit 15.659 Punkten ein neues Jahreshoch markiert.
Derweil veröffentlichte das britische nationale Statistikamt ONS wichtige Kennzahlen: Die Wirtschaft in Großbritannien ist Ende vergangenen Jahres auf der Stelle getreten. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stagnierte zum Schlussquartal im Vergleich zum Sommer 2022, wie ONS am Freitag mitteilte. Binnen Jahresfrist allerdings legte die Wirtschaft um 0,4 Prozent zu. Damit hatten Ökonomen jeweils gerechnet.
Die deutschen Exporte nach Russland sind wegen der Sanktionen infolge des Ukrainekriegs eingebrochen, während die Importe zugelegt haben. Der Wert der Ausfuhren nach Russland fiel im vergangenen Jahr um gut 45 Prozent, gemessen am Vorjahr, auf 14,6 Milliarden Euro. Das geht aus Daten des Statistischen Bundesamtes hervor. In der Rangfolge der wichtigsten Abnehmerstaaten deutscher Exporte fiel Russland im Jahresvergleich von Rang 15 auf Platz 23.
Den Börsen machten auch drohende Sanktionen im Streit um einen abgeschossenen chinesischen Ballon im Luftraum der Vereinigten Staaten zu schaffen. „Die Spionageaffäre hat das Potenzial, nicht nur die diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden Supermächten zu belasten, sondern auch beide Volkswirtschaften“, sagte Portfoliomanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners.
>> Lesen Sie hier: US-Spionagestreit und Konjunktursorgen lasten auf den Börsen in China
Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe stieg um zeitweise sechs Basispunkte und war damit auf dem Weg, den höchsten wöchentlichen Anstieg seit Jahresbeginn zu verzeichnen. Bundesbank-Präsident Joachim Nagel hatte angesichts der anhaltend hohen Inflation davor gewarnt, vom eingeschlagenen geldpolitischen Straffungskurs zu schnell wieder abzurücken.
An den Ölmärkten ging es mit den Preisen steil nach oben, nachdem Russland Produktionskürzungen ankündigte. Die Nordseesorte Brent verteuerte sich um gut zwei Prozent auf 86,40 Dollar je Fass. Ab März soll die Produktion in Russland um 500.000 Barrel pro Tag gedrosselt werden. Energiewerte wie die britischen Ölkonzerne BP und Shell profitierten von den höheren Preisen und gewannen bis zu drei Prozent.
>> Lesen Sie hier: Zinssorgen trüben die Stimmung an der Wall Street – Tech-Aktien besonders unter Druck
Die Kryptowährung Bitcoin fängt sich etwas, nachdem es am Donnerstag zu einem Minus von fast fünf Prozent gekommen war. Das war der höchste Tagesverlust seit November. Auslöser waren Spekulationen über strengere regulatorische Vorschriften. Der Bitcoin-Kurs steht am Freitagmorgen bei etwa 21.660 Dollar.
Das Börsenjahr 2023 zeigt sich – ungeachtet der heutigen Tagesform des Dax – weiterhin von seiner freundlichen Seite. Im bisherigen Jahresverlauf konnte der MSCI World Index in Euro bereits über acht Prozent zulegen.
Laut Thomas Grüner, Gründer und Vice Chairman von Grüner Fisher Investments, stehen viele Marktteilnehmer dem Aufschwung allerdings skeptisch gegenüber – aus den unterschiedlichsten Gründen. „Es ist immer noch die Rede von überhöhten Bewertungen, die Stimmungslage bezüglich der globalen Wirtschaft ist bescheiden und durch die allmähliche ,Rückkehr der Zinsen‘ gibt es scheinbar wieder echte Alternativen zum Aktienmarkt“, so Grüner.
Grundsätzlich würden Aktieninvestitionen gerne als „riskant“ bezeichnet. In der aktuellen Phase lasse sich Grüner zufolge allerdings nüchtern feststellen: „Nachdem mittlerweile mehr als ein Jahr vergangen ist, seit die Aktienmärkte ihren letzten Höchststand markiert haben, ist es vor allem riskant, nachhaltig im Bärenlager zu verharren.“
Das Dax-Allzeithoch vom November 2021 liegt bei 16.290 Zählern. Im Januar 2022 lag der Leitindex zuletzt fünf Punkte darunter.
„Wer an der Seitenlinie steht, um mögliche Abwärtsbewegungen auszuklammern, geht ein hohes Risiko ein“, sagt Grüner. „Denn wer dynamische Aufwärtsphasen verpasst, erhöht die Wahrscheinlichkeit erheblich, dass die vom Markt angebotene langfristige Rendite außer Reichweite gerät.“ Der breite Aktienmarkt sei schon immer in der Lage gewesen, Rückgänge wieder aufzuholen, betont Grüner: „Je höher die aufzubringende Geduld, desto kräftiger fällt die Belohnung aus.“
Hellofresh: Eine Herunterstufung durch JP Morgan belastet den Kochboxenversender. Die Analysten der US-Großbank senkten ihre Bewertung auf „underweight“ von „neutral“ und das Kursziel auf 22 von 27 Euro. Am Donnerstag hatten die Aktien bei 25,48 Euro geschlossen. Am Freitag notierten sie zum Handelsschluss mit einem Abschlag von fast zwölf Prozent.
Standard Chartered: Die Spekulationen auf ein Barangebot für Standard Chartered lösen sich nach dem Abwinken von First Abu Dhabi Bank in Luft auf. Die Aktien des Finanzinstituts fallen um 5,5 Prozent auf 726 Pence ans Ende des Londoner Leitindexes. Die arabische Großbank teilte mit, derzeit keine Offerte für die Briten zu prüfen, und reagierte damit auf einen Bericht der Finanznachrichtenagentur Bloomberg. Der Aktienkurs von Standard Chartered war am Donnerstag um mehr als elf Prozent gestiegen.
Hier geht es zur Seite mit dem Dax-Kurs, hier gibt es die aktuellen Tops & Flops im Dax.
Auf tippen, dann auf „Zum Home-Bildschirm“ hinzufügen.
Auf tippen, dann „Zum Startbildschirm“ hinzufügen.
×