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18.05.2022

17:53

Dax aktuell

Dax geht nach starkem Vortag mit Minus aus dem Handel

Von: Leonidas Exuzidis, Lisa Oenning

Die US-Börsen setzen dem Leitindex zu: Er beendet den Handel 1,3 Prozent tiefer. Damit scheitert das Barometer an einer wichtigen Marke.

Dax-Kurve Bloomberg Creative/Getty Images [M]

Dax-Kurve

Wie sind die Perspektiven für den deutschen Leitindex?

Düsseldorf Nach dem starken Vortag hat der deutsche Aktienmarkt den Großteil seiner Gewinne am Mittwoch wieder abgegeben: Bis Mittag pendelte der Dax um das Vortagesniveau, nach der Eröffnung der US-Börsen geriet der deutsche Leitindex jedoch unter Druck und beendete den Handel 1,3 Prozent tiefer bei 14.008 Punkten. Am Dienstag war das Frankfurter Börsenbarometer noch 1,6 Prozent höher bei 14.186 Zählern aus dem Handel gegangen – dies war der höchste Schlusskurs seit vier Wochen.

Aus Angst vor noch drastischeren Zinserhöhungen haben sich Anleger am Mittwoch an den US-Börsen zurückgezogen: Die Leitindizes Dow Jones, Nasdaq und S&P 500 notierten jeweils mindestens zwei Prozent im Minus.

Dem Dax ist es am Mittwoch damit nicht gelungen, die 50-Tages-Linie für den mittelfristigen Trend nachhaltig zu überschreiten. Dafür hätte der Leitindex zum Handelsschluss bei 14.060 Punkten liegen müssen.

Auf der Unterseite entwickelt sich die runde Marke von 14.000 Zählern zu einem wichtigen Bereich. Diese sollte der Dax in den nächsten Tagen verteidigen, um weitere Kursgewinne zu ermöglichen. Der Bereich um 13.500 und 13.800 Punkte, in dem zuletzt hohes Kaufinteresse herrschte, rückt zunächst in den Hintergrund.

Es ist nicht auszuschließen, dass der Dax besagte Niveaus nochmal testet. Das ist ein an der Börse üblicher Vorgang. Sollte es jedoch auf globaler Ebene kurzfristig keine negativen Entwicklungen geben, etwa eine weitere Eskalation im Ukrainekrieg, sollten diese Tests erfolgreich verlaufen.

Unternehmensseitig gab es am Mittwoch nur geringe Impulse. Zwar standen etliche Hauptversammlungen auf der Agenda, etwa beim Dax-Schwergewicht SAP. Große kursbewegende Neuigkeiten blieben aus.

Stattdessen rückte das Thema Inflationsbekämpfung wieder stärker in den Blickpunkt. In Großbritannien sind die Verbraucherpreise im April um neun Prozent gestiegen, so stark wie seit 40 Jahren nicht mehr, wie am Morgen bekannt gegeben wurde.

Am Vorabend hatte Jerome Powell, der wichtigste Währungshüter der Welt, die Handlungsfähigkeit der US-Notenbank Fed betont – und seinen Willen, die hohe Inflation im Land einzudämmen. „Niemand sollte an unserer Entschlossenheit zweifeln“, sagte er, wobei auch ein aggressiveres Vorgehen als bislang denkbar sei, sollte der Preisdruck hoch bleiben.

In der Folge kletterte die Rendite für zehnjährige Staatsanleihen leicht nach oben, sie lag wieder an der Marke von drei Prozent.

Grafik

Die Situation im Euro-Raum ist nur bedingt vergleichbar. Zwar liegt die Inflation auch hier auf einem historisch hohen Niveau, doch die Konjunkturindikatoren mahnen, anders als in den USA, zur Vorsicht. Die Teuerungsrate im April liegt bei 7,4 Prozent. Eine zweite Schätzung des Statistikamts Eurostat korrigierte die ursprüngliche Prognose um 0,1 Punkte nach unten.

Dennoch: Obwohl die Zinswende der Europäischen Zentralbank (EZB) noch gar nicht begonnen hat, hat die intensive Debatte in den USA um ein strikteres Vorgehen auch den Euro-Raum erreicht. So erklärte der Niederländer Klaas Knot, Mitglied des EZB-Rats, dass eine Zinsanhebung um einen halben Prozentpunkt zumindest denkbar sei, falls die Inflation weiter steigt. Dieser Umfang war bislang öffentlich noch nicht diskutiert worden.

Die Worte Knots treiben die Anleiherenditen und stärken den Euro. Die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen ist wieder über die Marke von einem Prozent gestiegen und baut ihre Gewinne am Mittwoch weiter aus. Sie werfen am Abend 1,0270 Prozent ab.

Auch der Euro bleibt über der Marke von 1,05 Dollar, trotz Verlusten am Vormittag. „Hoffnungen auf eine Bodenbildung werden damit bestärkt“, schreiben die Analysten der Helaba. Vor Wochenfrist war der Euro bis auf 1,0348 Dollar zurückgefallen. Es sei positiv hervorzuheben, dass dieses Mehrjahrestief einem Test standgehalten hat, so die Experten.

Auf den ersten Blick überraschend ist die Tatsache, dass die klaren Äußerungen Powells den Dollar kaum beeinflussen. „Wenn zwei falkenhaft klingen, ist das nicht das gleiche“, bemerken die Devisenexperten der Commerzbank etwas läppisch. Als „Falken“ werden Befürworter einer strikteren Geldpolitik bezeichnet.

Blick auf die Einzelwerte

Hellofresh: Die Gedankenspiele bezüglich eines Zinsschritts von 50 Basispunkten lasten auf den Wachstumswerten. Hellofresh und Delivery Hero liegen mit minus 10,8 beziehungsweise minus 8,7 Prozent am Dax-Ende. Höhere Zinsen verteuern die Finanzierung der wachstumsstarken Firmen und reduzieren den Gegenwartswert erwarteter Gewinne in der Zukunft.

Service: Folgen Sie News zu den Dax-Konzernen

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Tui: Der Reisekonzern hat zur Rückzahlung von Staatshilfen rund 425 Millionen Euro frisches Kapital eingesammelt. Knapp 162,3 Millionen neue Aktien wurden zu einem Preis von 2,62 Euro bei Investoren platziert, teilte das Unternehmen mit. Tui war mit insgesamt 4,3 Milliarden Euro Finanzhilfe in der Coronakrise gestützt worden. Die Aktie verliert mehr als elf Prozent.

Allianz: Der Hedgefonds-Streit in den USA erreicht eine neue Dimension. In einem Vergleich mit dem US-Justizministerium musste sich die US-Einheit der Fondstochter Allianz Global Investors (AGI) des Wertpapierbetrugs schuldig bekennen. Insgesamt kostet der Streit den Versicherer knapp sechs Milliarden Euro. Die Aktie, die am Dienstag dennoch im Plus geschlossen hatte, verliert am Mittwoch 0,7 Prozent.

ABN Amro: Die niederländische Bank hat zum Jahresauftakt besser abgeschnitten als erwartet. Der Nettogewinn erreichte im ersten Quartal 295 Millionen Euro nach einem Minus von 54 Millionen vor Jahresfrist. Die Aktie bricht in Amsterdam dennoch um bis zu zehn Prozent ein. „Die Ergebnisse von ABN für das erste Quartal sind unserer Ansicht nach enttäuschend“, schreibt Jefferies. Das liege vor allem an den überraschend hohen Kosten.

Commerzbank: Einem Bericht der „Financial Times“ zufolge traf sich Andrea Orcel, Chef der italienischen Unicredit, Anfang des Jahres zu informellen Gesprächen mit Commerzbank-Chef Manfred Knof. Diese Pläne seien aber vom Ukrainekrieg durchkreuzt worden. In der Vergangenheit hatte es schon mehrfach Gerüchte um eine mögliche Übernahme durch die Italiener gegeben. Commerzbank-Titel gewinnen im MDax 3,1 Prozent, ebenso Unicredit-Anteile in Mailand.

Siemens Energy: Der Energietechnikkonzern Siemens Energy hat Überlegungen über eine mögliche Komplettübernahme der Windkraft-Tochter Siemens Gamesa bestätigt. Dabei erwäge das Management ein Kaufangebot in bar, um die Tochter im Anschluss potenziell von der Börse zu nehmen, hieß es am Mittwoch. Siemens Energy besitzt bereits gut zwei Drittel der Gamesa-Anteile. Siemens-Energy-Titel steigen zeitweise um drei Prozent, Gamesa-Titel sogar um 13 Prozent.

Hier geht es zur Seite mit dem Dax-Kurs, hier gibt es die aktuellen Tops & Flops im Dax.

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