Dax-Kurve
Wie sind die Perspektiven für den deutschen Leitindex?
Bild: Bloomberg Creative/Getty Images [M]
Zinssorgen haben den deutschen Leitindex zwischenzeitlich gedrückt, doch „Schnäppchenjäger“ wirken stabilisierend. Der Ifo-Geschäftsklimaindex steigt, die Inflation beschleunigt sich.
Düsseldorf Zinssorgen haben die Börsen in Europa am Mittwoch belastet, wobei es dem deutschen Leitindex Dax am Mittwoch gelang, seine zwischenzeitlich deutlicheren Verluste einzudämmen. Zum Handelsschluss notierte der Dax bei 15.400 Zählern und damit gerade einmal zwei Punkte höher als am Vortag.
Am Vortag hatten überraschend starke Konjunkturdaten an der Wall Street die Furcht vor einer weiter steigenden Inflation und höheren Zinsen angeheizt und die wichtigsten US-Indizes um rund zwei Prozent nach unten gezogen.
„Der Markt befürchtet, dass die Zentralbanken die Zinsen noch viel stärker anheben müssen, um die Inflation einzudämmen“, sagte Stratege Kerry Craig von JPMorgan Asset Management. Hinweise zu den weiteren Zinsaussichten erhoffen sich Investoren von der Veröffentlichung der jüngsten Sitzungsprotokolle der US-Notenbank Fed am Mittwochabend.
Trotz des leichten Abwärtstrends befindet sich der Dax damit weiterhin in einer Seitwärtsbewegung mit einer Handelsspanne von 400 Punkten: Auf der Oberseite hat sich das am Jahreshoch vom 9. Februar bei 15.659 Punkten als Widerstand etabliert.
Auf der Unterseite erwies sich bereits mehrfach das Niveau zwischen 15.250 und 15.275 Zählern als Unterstützung. In diesem Bereich liegen die Tagestiefs vom 6., 7. und 10. Februar. Angesichts der verbreiteten Erwartung von erneut steigenden Zinsen wäre das Halten der aktuellen Handelsspanne als Erfolg für den Dax zu bewerten, erklärte Kapitalmarktexperte Thomas Altmann.
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Bislang entzieht sich der deutsche Leitindex damit einem massiveren Abwärtstrend. „Noch wird der Deutsche Aktienindex von Schnäppchenjägern vor der negativen Sogwirkung aus New York regelmäßig in Sicherheit gebracht“, urteilen die Marktexperten von CMC Markets.
Ihrer Ansicht nach würde erst ein Rutsch zum Handelsschluss unter 15.240 Punkte eine Trendwende aktivieren. Zögen sich die Käufer also zurück, drohe eine stärkere Korrektur. Genauso aber wahre ihre derzeitige Standfestigkeit die Chance auf eine Fortsetzung der Rally in Richtung Allzeithoch, da der Aufwärtstrend intakt bleibe.
Die Mehrheit der Investorinnen und Investoren in den USA erwarten, dass die am heutigen Mittwoch anstehende Veröffentlichung der Protokolle der jüngsten US-Notenbank-Sitzung Fed auf eine weitere Straffung der US-Geldpolitik hindeuten wird. Daher gab es an der Wall Street die höchsten Verluste seit Dezember.
„Der Markt befürchtet, dass die Zentralbanken die Zinssätze noch viel stärker anheben müssen, um die Inflation einzudämmen“, sagte Kerry Craig von JP Morgan. Die Fed könnte wieder größere Zinsschritte in Erwägung ziehen.
Mit Spannung hatten Anlegerinnen und Anleger in Deutschland daher auf die Veröffentlichung des aktuellen Geschäftsklimaindexes gewartet – und wurden nicht enttäuscht. Die Stimmung in den Chefetagen deutscher Firmen hat sich im Februar den vierten Monat in Folge aufgehellt. Der Ifo-Geschäftsklimaindex stieg auf 91,1 Zähler von 90,1 Punkten im Vormonat, wie das Münchener Ifo-Institut am Mittwoch zu seiner Umfrage unter rund 9000 Führungskräften mitteilte.
Von Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem Anstieg auf 91,2 Zähler gerechnet. „Die deutsche Wirtschaft arbeitet sich allmählich aus ihrer Schwächephase heraus“, sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Mit den aktuellen Geschäften waren die Unternehmen zwar unzufriedener als im Januar, die Erwartungen mit Blick auf die nächsten sechs Monate indes legten zu.
In der Industrie kletterte die Stimmung auf den höchsten Wert seit Mai 2022, vor allem wegen merklich verbesserter Erwartungen der Unternehmen. „Sie beurteilten jedoch ihre laufenden Geschäfte etwas schlechter“, betonte Fuest. „Die Unternehmen verzeichneten weniger Neuaufträge.“
Trotz positiver Signale gibt es daher ausreichend mahnende Stimmen. Auch die aktuellen Inflationszahlen stimmen eher pessimistisch. So hat sich in Deutschland die Inflation zu Jahresbeginn deutlich beschleunigt. Die Verbraucherpreise stiegen im Januar offiziellen Daten zufolge um durchschnittlich 8,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Im Dezember hatte die Teuerungsrate noch 8,1 Prozent betragen, im November 8,8 Prozent.
Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer gab sich auch wegen des schwächelnden Neugeschäfts zurückhaltend. „Für das Exportland Deutschland bleibt eine Konjunkturdelle wahrscheinlich, nicht aber eine klassische Rezession.“
Ganz ähnlich sieht es das Ifo-Institut selbst. „Die deutsche Wirtschaft wird um eine Rezession nicht herumkommen“, sagte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe, der Nachrichtenagentur Reuters. „Diese wird aber mild ausfallen.“
Es gibt keinen Grund für allzu viel Zuversicht, urteilt auch Chefvolkswirt Alexander Krüger von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. Die Erwartungen hätten sich vor allem wegen Gewöhnungseffekten an den Ukrainekrieg und fehlender neuer Hiobsbotschaften aufgehellt. „Die Konjunktur ist auch trotz abnehmender Materialengpässe nicht über den Berg.“
Auch die Bundesbank sprüht in ihrem aktuellen Monatsbericht nicht gerade vor Zuversicht. Im Gegensatz zur EU-Kommission erwartet sie weiterhin, dass die deutsche Wirtschaftsleistung in diesem Jahr leicht zurückgehen wird.
Vor den am Abend erwarteten Fed-Protokollen geraten auch die Rohstoffe unter Druck. Das Rohöl der Nordsee-Sorte Brent und das US-Leichtöl WTI verbilligen sich jeweils um mehr als 2,5 Prozent auf 81,22 Dollar und 74,58 Dollar pro Barrel (159 Liter).
Industriemetalle wie Kupfer, Zinn und Zink verloren zwischen 0,7 und 2,0 Prozent. Höhere Zinsen sorgen in der Regel für eine Stärkung des Dollars und machen Rohstoffe damit teurer für Anleger außerhalb den USA. Die Hoffnung auf eine Erholung der chinesischen Nachfrage konnte die Verluste eingrenzen, jedoch nicht beheben. Der Aufschwung wurde Analysten zufolge bereits eingepreist.
Der Euro verlor etwas und kostete zuletzt 1,0623 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs am Dienstag auf 1,0664 Dollar festgesetzt.
Fresenius und FMC: Im Leitindex ging die Kursentwicklung von Fresenius und Fresenius Medical Care (FMC) stark auseinander: Während die Aktien des Klinik- und Medizintechnikunternehmens nach Zahlen sowie Aussagen zur künftigen Konzernstruktur mit minus 4,4 Prozent ans Indexende rutschten, standen die 7,3 Prozent festeren Titel der Dialysetochter FMC unangefochten an der Dax-Spitze.
Telefónica Deutschland: Zahlen legte auch Telefónica Deutschland (O2) vor. Erstmals seit zehn Jahren erzielte die Tochter des spanischen Telekomkonzerns Telefónica aus eigener Kraft einen satten Gewinn, was sie auf Milliardeninvestitionen in den vergangenen drei Jahren und das daraus resultierende Kundenwachstum zurückführte. Die seit Jahresbeginn gut gelaufenen Aktien zählten mit einem Minus von 1,1 Prozent dennoch zu den Verlierern im MDax.
Evonik und Wacker Chemie: Die Aktien der Chemieunternehmen Evonik und Wacker Chemie reagierten unterschiedlich stark auf Hochstufungen: Evonik-Papiere schlossen nach der neuen „Overweight“-Empfehlung der britischen Investmentbank Barclays 0,3 Prozent im Plus, Papiere von Wacker Chemie verteuerten sich nach einer Hochstufung ebenfalls auf „Overweight“ durch Morgan Stanley um 5,7 Prozent.
ProSiebenSat1: Das Medienhaus machte mit einer neuen Großaktionärin Schlagzeilen – die Papiere verzeichneten allerdings ein Minus von 0,4 Prozent. Renata Kellnerova hat eine Beteiligung von 9,1 Prozent, wie der Fernsehkonzern mitteilte.
Erstellt mit Agenturmaterial
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