Dax-Kurve
Wie sind die Perspektiven für den deutschen Leitindex?
Bild: Bloomberg Creative/Getty Images [M]
Größere Gewinne aus dem Mittagsgeschäft kann der deutsche Leitindex nicht halten. Nach Börsenschluss steht der Zinsentscheid der Fed im Fokus.
Düsseldorf Der Dax hat sich am Mittwoch vor der Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed behauptet. Zum Handelsschluss lag der deutsche Leitindex 0,1 Prozent über dem Vortagesstand bei 15.216 Punkten.
Der Dax konnte größere Gewinne aus dem Mittagsgeschäft nicht halten und bröckelte im späten Handel im Gleichklang mit dem Dow-Jones-Index ab. Von der US-Notenbank erwarten Volkswirte nach den jüngsten Banken-Turbulenzen eher eine kleine Zinserhöhung um 0,25 Prozentpunkte.
Am gestrigen Dienstag hatte es noch ein Plus von 1,8 Prozent und einen Endstand von 15.195 Zählern gegeben. Damit ist der Dax seit dem Tagestief am Montag mit 14.458 Punkten zunächst um fünf Prozent nach oben geklettert.
Die Chancen am heutigen Mittwoch auf ähnliche Kursgewinne wie am Vortag waren angesichts der bevorstehenden US-Zinsentscheidung eher gering. Für Thomas Altmann vom Investmenthaus QC Partners „ist es gut möglich, dass die ersten bald anfangen, einen Teil ihres Einsatzes vom Tisch zu nehmen“.
Auf der Unterseite diente eine Aufwärtskurslücke als Unterstützung, die am gestrigen Dienstag aufgerissen wurde. Solche Lücken entstehen, wenn der niedrigste Kurs eines Handelstags oberhalb der höchsten Notierung des Vortags liegt.
Konkret: Am Montag vergangener Woche lag der höchste Kurs bei 14.980 Zählern, am Freitag notierte der Dax nicht unterhalb von 15.056 Zählern. Solche Lücken sind quasi eine Neubewertung des Marktes, weil in dieser Spanne kein Handel stattgefunden hat. Diese Lücke unterstreicht die Bedeutung der wichtigen Unterstützungszone zwischen 15.000 und 14.800 Zählern.
Sollte die heutige Zinsentscheidung in den USA allerdings keine größeren Gewinnmitnahmen auslösen, stehen die Chancen gut, dass die Rally bald wieder Fahrt aufnehmen wird.
Das lässt sich auch an den Zinsmärkten bereits ablesen. Noch Anfang März rutschten die Kurse einer zehnjährigen US-Staatsanleihe deutlich ab, die Rendite kletterte im Gegenzug auf 4,07 Prozent – ein Warnsignal für die Aktienmärkte.
Doch mittlerweile haben Bundesanleihen und US-Staatsanleihen zumindest temporär eine deutliche Trendumkehr eingeleitet. Die Rendite einer zehnjährigen US-Staatsanleihe ist wieder auf 3,60 Prozent abgerutscht, die Notierungen der Bonds sind entsprechend nach oben geklettert. Vieles spricht dafür, dass diese Bewegung anhält.
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Durch diese Entwicklung der Anleihekurse ist es nach Meinung von Christoph Mertens von der Fürst Fugger Privatbank „gerade bei längeren Laufzeiten einiger Portfolios zu überproportionalen Gewinnen gekommen“. Dadurch richte sich nun der Fokus wieder auf den Aktienmarkt. „Geben die Zinsen tendenziell weiter nach und bleibt die Konjunktur robust, dann besteht eine hohe Chance auf eine weitere deutliche Erholung der Aktienmärkte, die bis in den Mai reichen kann“, meint der Kapitalmarktexperte.
Denn im April gibt es keine weiteren Impulse durch die Zentralbanken. Zwar stehe nach der Unruhe im Bankensektor aktuell noch die Skepsis der Anleger im Raum, allerdings dürfte diese in Kürze abklingen. Und: Viele Marktteilnehmer verfügten über hohe Cash-Positionen.
Über eine hohe Cash-Position verfügen auch internationale Fondsmanager. Das zeigt die aktuelle Umfrage der Bank of America unter 212 Portfoliomanagern mit einem verwalteten Vermögen von knapp 550 Milliarden Dollar.
Deren durchschnittliche Cash-Quote in den Portfolios ist laut der BofA-Umfrage von 5,2 auf 5,5 Prozent gestiegen. Die Bargeldbestände liegen jetzt seit 15 Monaten über fünf Prozent. Das ist die längste Periode mit überdurchschnittlich hohen Cash-Quoten seit dem Platzen der Dotcomblase.
Gleichzeitig ist die Stimmung in die Nähe des 20-Jahrestiefs gefallen und US-Aktien sind noch unbeliebter geworden. Hohe Cashquote und schlechte Stimmung: Bessere Nachrichten für die Aktienmärkte kann es kaum geben. Zumindest ist ein Crash an den weltweiten Aktienmärkten sehr unwahrscheinlich geworden.
Zumal ein Blick auf die großen US-Indizes eine konstruktive Entwicklung zeigt. Alle drei großen Börsenbarometer – Dow Jones, Nasdaq und S&P 500 – sind mittlerweile wieder über die 200-Tage-Linie geklettert, die vor allem von langfristigen Investoren beachtet wird. Setzt sich dieser Trend, müssen die internationalen Fondsmanager kaufen. Denn im Gegensatz zu den Privatanlegern können die Profis nicht tatenlos zuschauen, wenn die Kurse steigen und die Performance ihres verwalteten Portfolios deutlich hinterherhinkt.
Die US-Notenbank steht am heutigen Mittwoch sicherlich vor einer ihrer schwierigsten Aufgaben seit Langem. Dabei darf sie sich keinen Fehler erlauben. Eine weitere drastische Zinserhöhung dürfte den bereits unter Stress stehenden Banken zusätzlich schaden. Eine Zinspause hingegen würde vermutlich als Krisensignal gewertet werden. Die Mehrheit der Analysten geht davon aus, dass der Notenbank ein fehlerfreier Auftritt am ehesten mit einer Zinserhöhung um 25 Basispunkte gelingen dürfte.
Immobilienwerte: Vonovia-Aktien tauchen im Dax um bis zu 4,6 Prozent auf 17,71 Euro ab, nachdem die Analysten von Morgan Stanley die Titel auf „Underweight“ von „Equal-Weight“ heruntergesetzt haben. Aroundtown gerät im MDax noch stärker unter die Räder und verliert fast zehn Prozent auf ein Rekordtief von 1,66 Euro.
LEG und TAG Immobilien fallen um bis zu 3,9 Prozent. Im gesamten europäischen Immobiliensektor steigen den Experten von Morgan Stanley zufolge die Risiken, dass die Unternehmen die Kapitalmärkte anzapfen müssen.
Eon: Nach einer Hochstufung durch JP Morgan greifen Anleger bei der Aktie zu. Die Titel gewinnen 1,5 Prozent auf 11,01 Euro. Die Bewertung wurde auf „Overweight“ von „Neutral“ angehoben. Das Kursziel setzten die Analysten auf 13 von zuvor 10,50 Euro herauf.
Varta: Die Papiere lagen zwischenzeitlich 4,4 Prozent im Plus, schlossen aber zwei Prozent im Minus. Der angeschlagene Batteriehersteller bekommt von seinem Großaktionär die von den Banken geforderte Kapitalspritze von 51 Millionen Euro, was aber offenbar dem Kurs auch nicht geholfen hatte.
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