Dax-Kurve
Wie sind die Perspektiven für den deutschen Leitindex?
Bild: Bloomberg Creative/Getty Images [M]
Die schlechten Nachrichten über BASF belasten den Aktienkurs massiv. Auch eine Meldung aus den USA sorgt für Verkäufe an der Frankfurter Börse.
Frankfurt 8Die Kurse am deutschen Aktienmarkt stehen am Freitag unter Druck. Der Leitindex Dax sackt am Nachmittag deutlich ab und liegt zum Handelsschluss 1,7 Prozent tiefer bei 15.210 Punkten.
Erst kurz vor Börsenschluss hat der Dax die wichtige Unterstützungsmarke bei 15.240 Punkten gerissen. Sollte diese Marke in der neuen Woche nicht schnell zurückerobert werden, könnte die jüngste Seitwärtsbewegung innerhalb einer Handelsspanne von 400 Punkten beendet sein und eine Trendwende folgen.
Wesentlichen Einfluss haben der Aktieneinbruch von BASF und der aktuell gemeldete und verstärkte Anstieg der Preise bei den US-Konsumausgaben um 5,4 Prozent im Januar im Vergleich zum Vorjahr. Die BASF-Aktie verliert etwa sieben Prozent.
Hinzu kommen schwache Konjunkturdaten. Die deutsche Wirtschaft ist im vierten Quartal 2022 um 0,4 Prozent geschrumpft. Das ist deutlich mehr als in der Schnellschätzung von Ende Januar, in der ein Rückgang von 0,2 Prozent gemeldet wurde.
Die aktuellen Rücksetzer sind jedoch vor dem Hintergrund einer zuvor bemerkenswerten Rally zu sehen: Der Dax hat gegenüber dem Tief Ende September beachtliche 29 Prozent gewonnen – in nur knapp fünf Monaten. Das kam für die meisten Finanzprofis unerwartet.
Gleichzeitig sorgt der rasante Anstieg dafür, dass der Dax nur noch fünf Prozent von seinem Höhepunkt entfernt ist: Am 18. November 2021 hatte er bei 16.290 Punkten das höchste Niveau aller Zeiten erreicht. Kurz darauf ließen der Ukrainekrieg, die stark weiter nach oben steigende Inflation und die massive geldpolitische Wende der Notenbanken die Kurse von Aktien und Anleihen absacken.
Der bekannte Fondsmanager Jens Ehrhardt erklärt den markanten Anstieg unter anderem mit der China-Öffnung, nachdem das Land lange strikte Corona-Regeln durchgesetzt hatte. Außerdem sorgte der Zinsrückgang bei den US-Anleihen für positivere Nachrichten auf den Aktienmärkten.
Für den Gründer der Vermögensverwaltung DJE Kapital spielen Leerverkäufer – Englisch: Shortseller – eine tragende Rolle. Diese Investoren leihen sich Aktien von Banken oder Fonds und verkaufen sie in der Hoffnung, sie zu einem niedrigeren Preis zurückkaufen und sie dann an den Verleiher zurückzugeben zu können. Die Differenz, abzüglich einer Leihprämie, ist ihr Gewinn.
Als Reaktion auf die steigenden Aktienkurse in Europa mussten die Profi-Anleger und Trader ihre Wetten auflösen und Papiere nachkaufen. Auch das habe kurssteigernde Effekte gehabt, sagt Ehrhardt.
Ehrhardt ist jedoch für die Zukunft sehr vorsichtig. Er hält US-Aktien für teuer bewertet und erwartet eine schlechte Gewinnentwicklungen bei den Unternehmen. Die Profi-Anleger rechneten mit einem Zinshoch bei 5,25 bis 5,50 Prozent für den Interbankensatz (Federal Funds) – also den Satz mit dem sich Banken untereinander Geld leihen können. Bei Fed-Funds-Sätzen von über fünf Prozent ist die Dotcom-Blase zur Jahrtausendwende geplatzt und die Märkte in die Finanzkrise 2007 geschlittert.
Beim Blick auf den globalen Leitmarkt Wall Street rechnet auch Frank Thormann vom Vermögensverwalter Schroders mit negativen Überraschungen bei den Gewinnen. Die bisherigen Zahlen im Rahmen der fast beendeten Berichtssaison seien mit Vorsicht zu genießen. So hätten viele Unternehmen im Vorfeld ihre Gewinnerwartungen zurückgeschraubt, um am Berichtstag positiv überraschen zu können.
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Auch Christian Jasperneite, Chefstratege bei der Bank M.M. Warburg & Co, sieht eher Risiken. Der Rückgang der Inflation verlaufe sehr zäh. Die US-Notenbank sei daher gut beraten, die Leitzinsen weiter anzuheben und vielleicht länger als von vielen vermutet auf dem hohen Niveau zu belassen. Die Anleiherenditen könnten also noch weiter steigen.
Die Analysten der Bank Metzler glauben jedoch, dass den weiteren Zinserhöhungen der Fed und der EZB Grenzen gesetzt sind. Sie nennen für die USA eine schrumpfende Geldmenge, die invertierte Zinskurve, bei denen die kurzfristigen Zinsen höher sind als die langfristigen, einen rezessiven Immobilienmarkt und fragile Finanzmärkte.
BASF: Der Chemiekonzern meldete am frühen Morgen, dass er sein Aktienrückkaufprogramm vorzeitig beendet. Außerdem streicht das Unternehmen nach einem deutlichen Ergebnisrückgang im vergangenen Jahr und den hohen Belastungen durch die Energiekrise weltweit 2600 Stellen – ein großer Teil davon entfällt auf Deutschland. Für das laufende Jahr stellt sich BASF auf einen weiteren Ergebnisrückgang ein.
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Nagarro: Nach einem kritischen Magazinbericht und wachsenden Drucks von Hedgefonds haben Anleger bei Nagarro Reißaus genommen. Die Aktien des Münchner Software-Entwicklers brachen am Freitag um bis zu 17 Prozent auf 90,10 Euro ein, so stark wie noch nie seit der Abspaltung vom ehemaligen Mutterkonzern Allgaier Ende 2020. Nach Pflichtveröffentlichungen im Bundesanzeiger hat der Hedgefonds SIH Partners seine Wetten auf einen Kursverfall ausgeweitet; er hält nun Leerverkaufspositionen von 2,64 Prozent der Anteile. Zum Handelsschluss liegen die Papiere noch etwas zehn Prozent im Minus.
Hochtief: Der Baukonzern veröffentlichte gute Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr und gab einen positiven Ausblick. Die Aktie gewinnt 3,6 Prozent und ist der Tagesgewinner im SDax.
Hensoldt: Die Anteilscheine des Herstellers von Rüstungselektronik gewinnen am Jahrestag des russischen Angriffs auf die Ukraine etwa drei Prozent und erreichen damit ein Allzeithoch. Seit Kriegsbeginns hat sich der Kurs der SDax-Aktie fast verzweieinhalbfacht.
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