Dax-Kurve
„Böse Erinnerungen an Finanzkrise.“
Bild: Bloomberg Creative/Getty Images [M]
Im freien Fall befinden sich die Titel von Europas größter Laborkette Synlab. Die Anteilsscheine haben in der Spitze 25 Prozent an Wert verloren.
Düsseldorf Am deutschen Aktienmarkt geht es den dritten Tag in Folge abwärts. Der Dax schließt 0,2 Prozent im Minus bei 15.321 Zählern.
Der gestrige Handelstag mit einem Minus von 0,8 Prozent und einem Endstand von 15.345 Zählern war allerdings eher eine gesunde Verschnaufpause als ein Indikator für eine Trendwende Richtung Süden. Denn das Handelsvolumen ging gegenüber den Vortagen deutlich zurück und hat sich mit rund 54 Millionen Stücken gegenüber dem Donnerstag mehr als halbiert.
An dem Tag schnellte der Dax um mehr als zwei Prozent nach oben und erreicht mit 15.520 Punkten ein neues Jahreshoch.
Da ein hohes Handelsvolumen einen Trend bestätigt, lässt sich aus dem niedrigen Handelsvolumen am gestrigen Montag eine abwartende Haltung ableiten. Viele Anlegerinnen und Anleger haben aktuell offenbar die Vermutung, dass es zum Einstieg zu spät sein könnte.
Schließlich ist der Dax seit Ende September um mehr 3650 Punkte gestiegen und hat allein in diesem noch jungen Börsenjahr rund zehn Prozent zugelegt. Mit dem Jahreshoch in Form von 15.520 Zählern war es ein Plus von 11,5 Prozent.
Und diejenigen, die investiert sind, haben offenbar Angst zu früh zu verkaufen oder erwarten zumindest keinen größeren Rücksetzer, der die Chance auf einen günstigen Einstieg ermöglicht. Zumindest haben einige Anleger den zwischenzeitlichen Kursrückgang von etwas mehr als ein Prozent am Montag genutzt, um ihre Short-Positionen auf den Dax zu schließen.
Denn das Euwax-Sentiment der Börse Stuttgart ist vom tiefsten Stand seit dem Corona-Crash wieder angestiegen, notiert mit minus 15 aber immer noch auf einem sehr niedrigen Niveau. Je mehr Anleger ihre Short-Positionen schließen, desto geringer ist die Chance auf einen Short-Squeeze, einen fulminanten Kursanstieg ohne fundamentale Neuigkeiten.
Denn beim Kauf eines Short-Derivats auf den Dax, wird der Dax zunächst verkauft. Und beim Verkauf des Derivats muss der Dax wieder zurückgekauft werden. Starke Absicherungen spannen also eine Art Sicherheitsnetz, das einen Kursverfall bis zu einem gewissen Grad abfedert. Die nächsten Handelstage dürften je nach Höhe der offenen Short-Positionen entscheiden: Bleibt auf der Unterseite dieses Netz erhalten und besteht bei weiter steigenden Kurse noch die Chance auf einen Short Squeeze?
Auf der Unterseite hat sich kurzfristig eine Unterstützung herausgebildet. Es ist die Aufwärtskurslücke im Bereich zwischen 15.222 und 15.264 Punkten, die der Dax am vergangenen Donnerstag aufgerissen hat. Solch eine Lücke entsteht, wenn der höchste Kurs des Vortages unter der tiefsten Notierung des Folgetages liegt, und gilt dann als Unterstützungsmarke.
Auch am gestrigen Montag lag das Tagestief mit 15.275 Zählern nur knapp über dieser Lücke. Offenbar war das ein Einstiegssignal für einige Anleger. Dieses Spiel hat sich auch am heutigen Dienstag mit dem bisherigen Tagestief von 15.273 Zählern wiederholt. Zudem liegt das Hoch aus dem vergangenen Monat mit 15.270 Zählern gleich in der Nähe.
Solange diese Lücke offen bleibt, also der Dax nicht auf 15.222 Zählern fällt, ist auch der Aufwärtstrend seit dem vergangenen Donnertag intakt und damit auch ein neues Jahreshoch wahrscheinlich.
Im Fokus der Anleger steht angesichts wieder aufgeflammter Zinssorgen eine Rede des Chefs der US-Notenbank, Jerome Powell. Börsianer erhoffen sich von seinem Auftritt beim Economic Club of Washington weitere Hinweise zum geldpolitischen Kurs der Fed. Die Rede beginnt aber erst nach Börsenschluss in Deutschland.
Nach dem starken Arbeitsmarktbericht am Freitag haben sich die Markterwartungen für die Leitzinsen in den USA leicht nach oben angepasst. Nach wie vor glaubt der Markt jedoch, dass die Fed im Jahresverlauf ihren Leitzins senken wird.
Vermutlich dürfte daran auch die Powell-Rede wenig ändern. Eher sollten Anleger auf neue Konjunktursignale achten. Allerdings stehen diese Woche keine Datenveröffentlichungen der ersten Reihe an. Spannend dürfte es dann wieder nächste Woche werden, wenn die Daten zur Verbraucherpreisinflation aus den USA bekanntgegeben werden.
Synlab: Im freien Fall befinden sich die Titel von Europas größter Laborkette Synlab, die in der Spitze um 25 Prozent einbrachen. Anleger nahmen angesichts der düsteren Aussichten nach dem durch die Corona-Pandemie getriebenen Boom Reißaus. Zum Handelsschluss lagen die Papiere 18,5 Prozent im Minus.
Teamviewer: Das kräftige Wachstum zum Jahresende stimmte die Anleger für das laufende Jahr optimistisch. Mit einem Plus von 17,7 Prozent ließ der Wert die übrigen MDax-Titel weit hinter sich. Neben der „soliden Prognose“ treibe auch das am Montagabend angekündigte zweite Aktienrückkaufprogramm die Aktie des Spezialisten für Fernwartungssoftware, sagte ein Händler.
Siemens Energy: Der Energietechnikkonzern will spätestens 2025 wieder schwarze Zahlen schreiben. Die Aussichten auf 2024 würden noch überprüft. Im laufenden Jahr erwartet der Konzern wegen der Probleme bei der spanischen Windturbinentochter Gamesa einen Nettoverlust auf dem Niveau des Vorjahreswertes von minus 647 Millionen Euro. Die Aktie ist mit einem Verlust von 2,3 Prozent einer der größten Verlierer im Dax 40.
Aktionären stieß vor allem eine geplante Kapitalmaßnahme von bis zu 1,5 Milliarden Euro sauer auf. Hintergrund ist der Erwerb sämtlicher Anteile der spanischen Windturbinen-Tochter Siemens Gamesa, deren Verluste Siemens Energy im ersten Quartal einen Nettoverlust von mehr als einer halben Milliarde Euro eingebrockt hat.
Sixt: Eine Hochstufung sorgt Händlern zufolge für Rückenwind. Die Titel des Autovermieters stiegen um 1,5 Prozent. Hintergrund sei die Hochstufung der Aktien auf „Outperform“ von zuvor „Underperform“ vom Broker Exane.
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