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12.07.2022

17:56

Dax aktuell

Dax schließt im Plus – Deutliche Verluste bei Immobilienwerten

Von: Jürgen Röder

Folgt der deutsche Leitindex seinem klassischen saisonalen Muster? Wenn ja, wäre das eine gute und eine schlechte Nachricht für die Anleger.

Dax-Kurve Bloomberg Creative/Getty Images [M]

Dax-Kurve

Wie sind die Perspektiven für den deutschen Leitindex?

Düsseldorf Am Aktienmarkt bleiben Notierungen oberhalb von 13.000 Punkten wie am vergangenen Freitag offenbar nur eine kurze Episode. Dennoch gibt es eine positive Erkenntnis: Im Handelsverlauf konnte sich der Dax von seinem Tagestief bei 12.652 Zählern deutlich lösen und lag bei Handelsschluss 0,57 Prozent im Plus. 12.905,48 Punkte standen auf der Anzeigetafel.

Angesichts der aktuellen Risiken rund um die ungelöste Energiefrage, internationale Lieferschwierigkeiten, der Ukrainekrieg, Inflation, geopolitische Spannungen und Rezessionsrisiko hält sich der Dax bislang wacker. Solang der Leitindex nicht nachhaltig unter das bisherige Jahrestief von 12.390 Punkten fällt, ist eine Bärenmarktrally innerhalb des intakten Abwärtstrends jederzeit möglich.

Entsprechend rät der Sentimentexperte Stephan Heibel nach Auswertung der Handelsblattumfrage Dax-Sentiment Anlegern „kleine Schritte zu machen“. Aktien, die in die neue Börsenwelt nicht mehr passen, sollten in solche Aufwärtsbewegung verkauft werden. Dadurch könnten im Falle eines erneuten Abrutschens andere Aktien, die von den Krisenherden weniger stark betroffen sind, eingesammelt werden.

Klar ist aber auch: Eine Trendwende hin zu nachhaltig steigenden Kursen ist derzeit nicht in Sicht.

Vielleicht folgt der Dax in diesem Jahr seinem klassischen saisonalen Muster. Das würde wie folgt aussehen: Nach einer kleinen Sommerrally kommt der finale Ausverkauf mit Kursen unterhalb von 12.000 Punkten. Dafür ist der statistisch schwache Börsenmonat September prädestiniert.

Ein finaler Ausverkauf hätte einen VDax oberhalb von 50 zur Folge. Bei allen großen Trendwenden in der Vergangenheit war das die Folge, wie etwa beim Platzen der Technologieblase, bei der Finanzkrise oder während des Corona-Crashs.

Der VDax ist das sogenannte Angstbarometer der Börse und zeigt die künftigen Kursschwankungen an, die Profis aufgrund ihrer Engagements an der Frankfurter Terminbörse Eurex erwarten. Je höher der VDax notiert, desto höhere Schwankungen erwarten die Terminhändler in den folgenden 30 Tagen.

Aktuell liegt der VDax bei einem Wert von 30, was lediglich einen nervösen Handel anzeigt. Da der Dax derzeit rund 350 Punkte unterhalb des Jahrestiefs notiert, signalisiert dieser vergleichsweise geringe VDax-Wert noch etwas anderes. Um einen Wert von 50 zu erreichen, könnte der Dax noch deutlich tiefer fallen.

Immobilienwerte weiter unter Druck

Immobilienwerte standen angesichts steigender Zinsen europaweit am stärksten unter Druck, wie der Subindex im marktbreiten Stoxx Europe 600 zeigte. Seit Jahresanfang hat dieser Index 30 Prozent an Wert verloren.

Bei Grand City Properties belastete zudem eine Abstufung. Die Aktien büßten über fünfeinhalb Prozent ein und waren so günstig zu haben wie zuletzt 2015. Die US-Investmentbank Goldman Sachs strich im Rahmen einer skeptischen Branchenstudie ihre Kaufempfehlung für den Wohnimmobilienkonzern und empfiehlt die Aktie nun mit „Neutral“

Beim ebenfalls im MDax gelisteten Branchenkollegen TAG Immobilien begann derweil der Umsetzung der Kapitalerhöhung. Dabei werden die Aktien ohne Bezugsrecht gehandelt. Für 101 Altaktien erhielten die Anteilseigner je ein Recht zum Erwerb 20 neuer Aktien. Wer von seinem Bezugsrecht Gebrauch machen will, muss zusätzlich je 6,90 Euro für die neuen Papiere zahlen. Die Bezugsrechte wurden am Morgen zu 0,38 Euro gehandelt und die TAG-Aktien zu 8,82 Euro – in Summe also 9,20 Euro. Gegenüber dem Xetra-Vortagesschluss von 9,48 Euro ergibt sich also rechnerisch ein Minus von fast drei Prozent.

Am Donnerstag hatte TAG mitgeteilt, zur teilweisen Refinanzierung der Übernahme der polnischen Immobiliengesellschaft Robyg rund 29 Millionen neue Aktien auszugeben. Das entspricht knapp einem Fünftel der bislang ausstehenden Aktien. Damit sollen etwa 200 Millionen Euro eingenommen werden. Seitdem war es für den Aktienkurs deutlich bergab gegangen auf das niedrigste Niveau seit dem Jahreswechsel 2014/15.

Euro gleichauf mit US-Dollar

Am Vormittag erreichte der Euro die Parität gegenüber dem Dollar. Am heutigen Dienstag gab es neues 20-Jahres-Tief mit 0,9998 Dollar. Vom Jahreshoch im Februar gerechnet hat die Gemeinschaftswährung damit 13 Prozent verloren.

Laut Commerzbank-Devisenanalyst Ulrich Leuchtmann wird der Abwärtstrend weitergehen. „Ich fürchte, wenn dieser Damm einmal gebrochen ist, dass sich dann der Euro erst einmal darunter einnisten könnte, bis wir Ende nächster Woche (hoffentlich) wissen, ob das Gas wieder fließt“, meint er.

Auch die technische Seite liefert kaum Hoffnung für die Gemeinschaftswährung. Aus charttechnischer Sicht befindet sich der Euro weiter in einem intakten Abwärtstrend.

Martin Utschneider, technischer Analyst bei der Privatbank Donner & Reuschel, hat am Freitag, als der Euro noch bei 1,09 Euro notierte, ein Rückschlagpotenzial auf 0,992 Dollar errechnet . „Das ist eklatant – und aktuell auch absolut realistisch“, sagt Utschneider. „Es gibt keinerlei Signale für eine Umkehr oder eine Bodenbildung.“ Unterhalb der Parität liegt noch der Wert von 0,9603 Dollar – ein Tief aus dem Jahr 2002.

Die Anlegerstimmung hat noch lange kein Niveau erreicht, das den Negativrekord im Wechselkurs widerspiegeln würde. Das signalisiert zumindest der Fünf-Wochen-Durchschnitt des Sentiments. Auch die geplanten Einstiegsmarken der Investoren verschieben sich wöchentlich nach unten.

Blick auf die Einzelwerte

BASF: Trotz überraschend starker Quartalszahlen und einer bestätigten Prognose für das Gesamtjahr gibt der Aktienkurs um ein Prozent nach. Die Anleger dürften die Zahlen angesichts des schwierigen Umfelds aber eher als Blick in den Rückspiegel empfinden, merkte Goldman-Analystin Georgina Fraser an. Zudem könnten sie kritisieren, dass der Bereich Nutrition & Care enttäuscht habe und die positive Überraschung massiv von der Rubrik Sonstige geprägt worden sei.

Uniper: Weitere Kursabschläge mussten im MDax auch die zuletzt gebeutelten Uniper-Anteilseigner verkraften. Die Aktien des angeschlagenen Gasversorgers gaben um mehr als drei Prozent nach und blieben nur minimal über dem Rekordtief vom Vortag, auf das sie angesichts des befürchteten Gasstopps aus Russland abgestürzt waren.

Adtran: Die künftige US-Muttergesellschaft von Adva Optical Networking ersetzt den Münchner Netzwerkausrüster von Freitag an im SDax. Statt der zum Umtausch eingereichten Adva-Aktien würden in dem Kleinwerteindex dann die Aktien der Adtran Holdings notiert.

Die Adva-Aktionäre bekommen für ihre Papiere je 0,8244 Aktien der Adtran Holdings, in der bei dem Zusammenschluss Adva und der US-Glasfaserspezialist Adtran Inc aufgehen. Adtran Holdings soll an der Frankfurter Börse und an der US-Technologiebörse Nasdaq gelistet sein. Die Adva-Aktien werden zu 17,50 Euro gehandelt, ein Plus von 0,1 Prozent.

Hier geht es zur Seite mit dem Dax-Kurs, hier gibt es die aktuellen Tops & Flops im Dax.

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