Dax-Kurve
Wie sind die Perspektiven für den deutschen Leitindex?
Bild: Bloomberg Creative/Getty Images [M]
Der Autozulieferer Continental hat den Betriebsgewinn trotz massiver Kostenerhöhungen überraschend gesteigert. Die Aktie ist größter Tagesgewinner im Dax.
Düsseldorf Am deutschen Aktienmarkt stand zum Handelsauftakt nicht mehr die Jagd nach einem Jahreshoch im Fokus, sondern eher die Frage: Wie tief kann der Leitindex fallen? Doch nach einem schwachen Auftakt stabilisierte sich der Dax am Mittwoch wieder und schließt am Abend 0,5 Prozent im Plus bei 15.631 Punkten.
Noch am gestrigen Dienstag hatte das Börsenbarometer mit 15.706 Zählern zeitweise ein neues Jahreshoch markiert. Die Rede von US-Notenbankchef Jerome Powell, der mehr Tempo bei den Zinserhöhungen in Aussicht stellte, ließ den Index allerdings wieder bis auf 15.544 Punkte abrutschen.
Die Rede von Powell hat die Erwartungen der Profis drastisch verändert. Laut dem Fed-Watch-Tool der Chicagoer Terminbörse hatte vorher nur jeder Dritte eine Zinserhöhung um 50 Basispunkte während der Sitzung am 22. März erwartet, nun sind es zwei Drittel.
Der maximale Zinssatz bewegt sich in Richtung sechs Prozent. Knapp jeder Dritte erwartet dieses Niveau – allerdings gibt es noch eine Mehrheit, die 5,75 Prozent Ende des Jahres 2023 prognostiziert.
Für den Kapitalmarktexperten Thomas Altmann werden Anleihen zur immer größeren Konkurrenz für Aktien. „Wenn US-Unternehmensanleihen im unteren Investment-Grade-Bereich bei manchen Laufzeiten um die sechs Prozent Rendite abwerfen, dann sind sie für diejenigen, die weniger langfristig anlegen wollen oder die schwächere Nerven haben, möglicherweise die attraktivere Anlageklasse“, erläutert der leitende Portfoliomanager vom Investmenthaus QC Partners.
Der Aufwärtstrend des Dax seit Anfang des Jahres bleibt insgesamt intakt. Auch für Martin Utschneider, technischer Analyst bei der Privatbank Donner & Reschel, steht nach Auswertung mehrerer technischer Indikatoren fest: „Der Seitwärtsmodus auf sehr hohem Niveau setzt sich fort.“
Denn der Leitindex ist quasi zurück in alte Zeiten gefallen, in die Seitwärtsbewegung seit Anfang Februar, die auf der Unterseite bei rund 15.200 Zählern liegt.
Diese Marke wurde in den vergangenen fünf Wochen nur einmal per Tagesschlusskurs um wenige Punkte unterschritten und bildete rückblickend betrachtet den Ausgangspunkt für ein neues Jahreshoch. Deswegen bietet sich dieser Bereich als Stop-Loss-Marke an.
Auf dem Weg in diese Richtung aber sollten kurzfristig orientierte Anleger die Aufwärtskurslücke beachten, die am vergangenen Freitag aufgerissen wurde. Solche Lücken entstehen, wenn der niedrigste Kurs eines Handelstags oberhalb der höchsten Notierung des Vortags liegt.
Konkret: Am Donnerstag vergangener Woche lag der höchste Kurs bei 15.329 Zählern, am Freitag notierte der Dax nicht unterhalb von 15.410 Zählern. Solche Lücken sind quasi eine Neubewertung des Marktes, weil in dieser Spanne kein Handel stattgefunden hat.
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Möglicherweise hat sich durch den Fehlversuch auf der Oberseite die Seitwärtsspanne von ursprünglich gut 400 Punkten auf mehr als 550 Punkte vergrößert. Das lässt vermuten, dass die Bewegungen im Dax in den kommenden Handelstagen größer werden dürften. Das wäre keine Überraschung, da die Spanne von 400 Punkten im Februar sehr klein war.
Die US-Unternehmen haben im Februar einer Umfrage zufolge mehr als doppelt so viele Jobs geschaffen wie im Vormonat. Unter dem Strich entstanden 242.000 Stellen, wie der Personaldienstleister ADP am Mittwoch zu seiner Firmenbefragung mitteilte.
Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Experten hatten lediglich mit einem Zuwachs im Privatsektor von 200.000 gerechnet, nach revidiert 119.000 im Januar. Die Löhne zogen mit 7,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat deutlich an, wenn auch etwas langsamer als zuvor.
„Wir verzeichnen robuste Neueinstellungen, was gut für die Wirtschaft und die Arbeitnehmer ist, aber das Lohnwachstum bleibt recht hoch“, sagte ADP-Chefvolkswirtin Nela Richardson. „Die bescheidene Verlangsamung des Lohnanstiegs allein wird die Inflation in nächster Zeit wahrscheinlich nicht schnell nach unten treiben.“ Viele Experten befürchten, dass die Unternehmen höhere Personalkosten auf ihre Verkaufspreise umlegen und so die Inflation noch länger hoch halten.
Am Freitag veröffentlicht die US-Regierung ihren Arbeitsmarktbericht, der auch Jobs im öffentlichen Dienst erfasst. Ökonomen erwarten für Februar ein Stellenplus von 203.000 nach 517.000 im Januar.
Der US-Notenbank Fed zufolge, die im Kampf gegen die Inflation weiterhin auf Zinserhöhungskurs ist, übersteigt die Nachfrage nach Arbeitskräften das Angebot an verfügbarem Personal in den USA bei weitem. Eine Abkühlung des heiß gelaufenen Arbeitsmarkt wäre aus Sicht der Fed daher wünschenswert, damit die gestörte Balance wieder ins Lot kommt.
Brenntag: Der Chemikalienhändler hat im vergangenen Jahr trotz der Inflation einen Wachstumssprung geschafft und will seine Aktionäre daran mit einer höheren Dividende beteiligen. Zudem kündigte Konzernchef Christian Kohlpaintner einen Aktienrückkauf an, den die Agentur Bloomberg bereits vorher prognostiziert hatte.
Die Brenntag-Aktionäre sollen eine um 55 Cent auf zwei Euro je Aktie angehobene Dividende erhalten. Im Zuge des geplanten Aktienrückkaufs, der im März starten soll, sollen rund 10,5 Millionen Aktien im Volumen von bis zu 750 Millionen Euro erworben werden. Das wären 6,8 Prozent des Grundkapitals. Die Aktie verliert am Mittwoch rund ein Prozent.
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Continental: Der Autozulieferer hat den Betriebsgewinn trotz massiver Kostenerhöhungen überraschend gesteigert. Die Dividende will Continental um 70 Cent auf 1,50 Euro je Anteilschein senken, weil der Nettogewinn wegen diverser Sondereffekte eingebrochen ist. Die Aktie steigt um mehr als sieben Prozent und ist damit größter Tagesgewinner im Dax.
Symrise: Die Anleger des Duft- und Aromenherstellers Symrise mussten die vorgelegten Geschäftszahlen und Kartelluntersuchungen wegen möglicher Absprachen gegen Symrise und weitere Firmen verdauen. Die Papiere legen um 0,6 Prozent zu.
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