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02.03.2023

17:38

Dax-Kurve Bloomberg Creative/Getty Images [M]

Dax-Kurve

Wie sind die Perspektiven für den deutschen Leitindex?

Dax aktuell

Dax schließt kaum verändert – Heimische Anlageprofis bleiben pessimistisch

Von: Jürgen Röder

Die Renditen am Anleihemarkt steigen auf neue Mehrjahreshochs. Der Wert für eine zehnjährige US-Staatsanleihe hat zudem eine psychologisch wichtige Hürde überwunden.

Düsseldorf Am deutschen Aktienmarkt konnte der Leitindex seine anfänglichen Verluste wieder wettmachen. Der Dax notiert zum Handelsschluss 0,2 Prozent im Plus bei 15.327 Zählern.

Im Vormittagshandel rutschte das Börsenbarometer bis auf 15.150 Zähler ab und markierte damit ein neues Verlaufstief seit Anfang Februar, was ein Signal für weiter fallende Kurse ist. Das bisherige Verlaufstief lag bei 15.162 Zählern und wurde vergangene Woche erreicht.

Damit erhält der Bereich zwischen 15.000 und 14.800 Punkten eine vorentscheidende Bedeutung, die sich auch aus der charttechnischen Lage ableiten lässt. In den vergangenen beiden Jahren war dieser Bereich zunächst eine wichtige Unterstützung, anschließend ein wichtiger Widerstand, der erst Anfang Januar 2023 überwunden wurde.

Vor allem die gestiegenen Zinsen belasten. Die Rendite einer zehnjährigen US-Staatsanleihe kletterte am gestrigen Mittwoch wieder über die Marke von vier Prozent und notiert derzeit bei 4,02 Prozent. Diesen Anstieg hatte Jörg Scherer, Leiter der technischen Analyse bei HSBC Deutschland, bereits Mitte Februar nach dem Bruch des Abwärtstrends prognostiziert und ein Kursziel von 4,34 Prozent ausgegeben, das letztjährige Mehrjahreshoch.

Auch die zehnjährige Bundesanleihe ist auf den höchsten Stand seit Anfang 2011 geklettert und notiert am heutigen Donnerstag bei 2,76 Prozent. Die Bundesanleihe mit einer Laufzeit von zwei Jahren notiert mit 3,26 Prozent auf dem höchsten Stand seit Ende 2008. Dadurch werden Anleihen immer mehr zu einer Alternative für Investoren.

Heimische Anlageprofis bleiben pessimistisch

Kaum verändert hat sich Ausgangslage bei der Anlegerstimmung. Laut der Umfrage der Börse Frankfurt haben sich die heimischen institutionellen Investoren seit dem vergangenen Mittwoch kaum von der Stelle gerührt. Ihre Haltung bleibt ausdauernd pessimistisch.

Dieser Pessimismus darf nicht überraschen, wenn man sich die Prognosen von Anlagestrategen für das Börsenjahr 2023 anschaut, die Ende des vergangenen Jahres abgegeben wurden. Der einhellige Tenor damals: schwaches erstes Halbjahr mit anschließender Chance auf wieder steigende Notierungen. Wer sich entsprechend dieser Prognose positioniert hat, ist entweder in Aktien untergewichtet oder versucht nun, seine Short-Positionen zu verkaufen.

Joachim Goldberg, der die Frankfurter Erhebung auswertet, schließt aus der Haltung der professionellen Investoren, dass viele dieser Pessimisten, „Bären“ genannt, mit ihren Short-Positionen immer noch im Minus oder nur ganz leicht im Plus stehen.

Der Verhaltensökonom rechnet damit, dass diese Bären ihre Short-Positionen vermutlich erst bei deutlicheren Kursrückgängen schließen, wahrscheinlich erst bei einem Dax-Stand von knapp unter 15.000 Zählern.

Solche Short-Spekulationen funktionieren wie ein Leerverkauf. Dabei wird zuerst der Basiswert verkauft in der Hoffnung, ihn später wieder günstiger zurückkaufen zu können. Wird beim Schließen der Short-Position der Basiswert zurückgekauft, stützt das den Markt.

Die aktuelle Zahl der Pessimisten ist aber nicht so hoch, dass sie im Falle weiterer Kurssteigerungen mit ihren Verkäufen zu einem sogenannten Short-Squeeze, einem fulminanten Kurssprung, beitragen könnten. Für Goldberg hängt die Robustheit beim Dax allerdings auch vom Fortbestand der internationalen Kapitalzuflüsse ab, die sich bislang aber nicht groß verringert zu haben scheinen.

Inflationsrate für die Euro-Zone

Die Inflationsrate für die Euro-Zone am heutigen Donnerstag hat bestätigt, was Deutschland, Frankreich und Spanien mit ihren höher als erwartet ausgefallenen Verbraucherpreisen schon gezeigt haben. Die Inflation ist im Februar hartnäckig hoch geblieben.

Die Verbraucherpreise im Euro-Raum stiegen um 8,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Das teilte das europäische Statistikamt Eurostat am Donnerstag auf Basis einer ersten Schätzung mit. Im Januar lag die Teuerungsrate bei 8,6 Prozent.

Für den Kapitalmarktexperten Thomas Altmann vom Investmenthaus QC Partners dürfte es aufgrund der neuen Inflationsdaten im EZB-Rat frühestens im Mai wieder größere Diskussionen geben. „Der nächste 50-Basispunkte-Schritt für den März ist jetzt in Stein gemeißelt“, meint er.

Blick auf die Einzelwerte

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Covestro: Der Kunststoffhersteller stellt sich nach Verlusten 2022 auch im neuen Geschäftsjahr auf einen operativen Ergebnisrückgang ein. Die Aktie rutscht deswegen etwa sechs Prozent ab und ist damit am heutigen Handelstag schwächster Wert im Dax.

Das Unternehmen kämpft mit den hohen Energiekosten. Hinzu seien anhaltende Beeinträchtigungen durch die Coronavirus-Pandemie in China gekommen, eine hohe Inflation sowie ein insgesamt nachlassendes Weltwirtschaftswachstum.

Evonik: Der Spezialchemiekonzern rechnet wegen hoher Energiepreise und der Unsicherheit um die konjunkturelle Entwicklung für 2023 mit einem Gewinnrückgang. Insbesondere im ersten Quartal dürfte sich die negative Entwicklung der zweiten Jahreshälfte 2022 noch fortsetzen, danach sollte sich die Lage aufhellen. Die Aktie verliert nach dieser Aussicht 0,2 Prozent an Wert.

Credit Suisse: Die Aktien der krisengeplagten Credit Suisse haben am Donnerstag im Handelsverlauf zehn Prozent an Wert eingebüßt und damit ein neues Rekordtief markiert. Marktteilnehmer erklärten, mehrere kritische Medienberichten hätten die Anleger verunsichert. Ein klarer Grund, wieso die Titel der Schweizer Großbank bei 2,497 Franken einen Tiefststand erreichten, konnten sie aber nicht ausmachen. Zum Handelsschluss notierten die Credit-Suisse-Aktien 6,95 Prozent unter dem Vorabend bei 2,57 Franken. Das Handelsvolumen fiel mit 150 Millionen Franken fast drei Mal so hoch wie üblich aus.

Merck: Nach einem deutlichen Gewinnanstieg im vergangenen Jahr stellt sich das Unternehmen auf zunehmenden Druck ein. Wegen des sich abschwächenden Markts für Halbleiter, eines weiteren Nachfragerückgangs bei Coronamedikamenten sowie der anhaltend hohen Inflation rechne Merck 2023 mit einem herausfordernden Jahr.

Belastend dürften sich für das Pharma- und Technologieunternehmen auch negative Wechselkurseffekte auswirken. Die Aktie konnte die Anfangsverluste wieder wettmachen und liegt 1,3 Prozent im Plus.

Hier geht es zur Seite mit dem Dax-Kurs, hier gibt es die aktuellen Tops & Flops im Dax.

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