Handelsblatt App
Jetzt 4 Wochen für 1 € Alle Inhalte in einer App
Anzeigen Öffnen
MenüZurück
Wird geladen.

27.12.2022

09:34

Dax-Kurve Bloomberg Creative/Getty Images [M]

Dax-Kurve

„Böse Erinnerungen an Finanzkrise.“

Dax aktuell

Dax schließt knapp unter 14.000 Punkten – Experte Ehrhardt erwartet „deutliche Aktienbaisse“

Von: Ingo Narat

Aktien verbuchen kurz vor dem Jahresende Gewinne. Doch einige Experten wie Jens Ehrhardt warnen vor starken Rückschlägen in den nächsten Monaten.

Frankfurt Zu Beginn der letzten Handelswoche des laufenden Jahres sind die Anleger in guter Stimmung. Der Dax gewinnt am Dienstagnachmittag rund 0,4 Prozent und schließt bei 13.995 Punkten. Zwischenzeitlich hatte das Börsenbarometer sogar die wichtige Marke von 14.000 Zählern überwunden, fiel am Nachmittag aber wieder darunter. Am Montag waren die meisten Börsen wegen der Weihnachtsfeiertage geschlossen gewesen.

Grund der Aufwärtsbewegung sind vor allem die positiven Vorgaben aus Asien, wo die Börsen in China und Japan ein halbes Prozent oder mehr zulegten. Dahinter stehen die sich mehrenden Signale für eine Wiederöffnung der chinesischen Wirtschaft nach einer langer Abschottung zur Corona-Bekämpfung. Die weiteren Lockerungen der Corona-Restriktionen geben den Anlegern Hoffnung auf bessere Perspektiven auch für die deutschen Unternehmen.

Bis zum Jahresende wird noch an drei Tagen gehandelt. In dieser Zeit können nur wenige Wirtschaftsdaten Einfluss auf die Börsenstimmung nehmen. Am Mittwoch und Freitag gibt es neue Zahlen zur US-Konjunktur, am Donnerstag Daten vom US-Arbeitsmarkt. Allerdings rechnen Experten bis zur Jahreswende nicht mehr mit großen Aktivitäten der Investoren, die sich bereits mit den Aussichten für 2023 beschäftigen.

Die meisten Augen blicken vorsichtig optimistisch auf das kommende Börsenjahr. Aus dem Rahmen fällt der bekannte Fondsmanager Jens Ehrhardt. Seine Voraussage: „Eine deutliche Aktienbaisse im ersten Halbjahr sowohl in den USA als auch in Europa.“

Der Gründer der Vermögensverwaltung DJE Kapital pocht auf das Verhalten der Notenbanken. „Bald dürfte die global schärfste Anti-Inflationspolitik der Nachkriegszeit aus monetärer Sicht zu viel tieferen Kursen führen.“ Die Anleger würden übersehen, „dass in der Vergangenheit Aktienmärkte erst sechs bis zwölf Monate nach dem Zinshoch gedreht haben“.

Skeptisch blickt Ehrhardt auf die fallende Zuwachsrate der US-Geldmenge und geht von deutlich fallenden Unternehmensgewinnen im kommenden Jahr aus, sodass die Aktienbewertungen noch deutlich über deren Tiefs bei früheren Börsen-Wendepunkten liegen würden. Daher deutet der Stratege die Kursgewinne der vergangenen Monate als Zwischenerholung in einem Abwärtstrend.

Sentix sieht Dax bei 10.000 Punkten

Nicht zum eher positiven Konsens zählt ebenso die Prognose des Vermögensverwalters Sentix, auch bekannt durch seinen Konjunkturindex und Investorenumfragen. Der Jahresausblick steht unter dem Titel „Mangelwirtschaft“. Ein Mangel bestehe unter anderem bei Energie, Rohstoffen, Arbeitskräften und Liquidität.

Die Folge: „Der Sturm am US-Aktienmarkt ist noch nicht beendet.“ Mit einer nachhaltigen Konjunkturschwäche, sinkenden Firmengewinnen und deutlich steigenden Anleiherenditen würden die Kurse weiter fallen. „Ein Ausverkauf im Oktober bildet den Boden für eine Erholung“, so die Erwartung. Dann könne der momentan nahe 4000 Punkten errechnete S&P 500 unter 3000 Zählern liegen.

Service: Folgen Sie News zu den Dax-Konzernen

Service

Folgen Sie News zu den Dax-Konzernen

Für den deutschen und europäischen Aktienmarkt sieht die Erwartung ein wenig besser aus. „Die Energieversorgungsprobleme wirken sich hier viel dramatischer aus und sind auch der Grund, warum im Herbst massive Ängste vor einer größeren Gasmangellage bestehen“, schätzen die Sentix-Experten. Ihr Fazit: „Ohne Gas aus Russland wird es auch für den Dax verdammt eng; ein Dax-Tief bei 10.000 Punkten ist in diesem Zuge möglich.“

Eine beruhigende Prognose gibt dagegen die DZ Bank ab. „Die großen Belastungsfaktoren für die Kapitalmärkte im Allgemeinen und die Aktienmärkte im Speziellen bleiben den Anlegern zwar erhalten, sie müssen daran aber nicht verzweifeln“, urteilen die Analysten des Hauses. Konkreter schätzen sie: „Wir erwarten einstellige Kursrenditen für Aktien im Jahr 2023, das entspricht einem normalen durchschnittlichen Börsenjahr.“

Die Punktprognose der DZ-Bank-Analysten für das Jahresende lautet 15.000 Dax-Zähler. Das Thema Inflation werde die Anleger weiter begleiten. Entsprechend liegt die Schätzung für die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe am Jahresende bei drei Prozent – und damit deutlich über dem aktuellen Wert von 2,45 Prozent.

Durchaus positiv blickt auch Robert Halver nach vorne. Für das neue Jahr pocht der Leiter Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank auf die Ifo-Geschäftserwartungen, die nach tiefem Fall steigende Zuversicht bei Unternehmen aus den Bereichen Industrie und Export anzeigen würden. Wenn dann noch die chinesische Konjunktur wieder besser laufe, „wären vor allem exportsensitive und konjunkturzyklische Aktien aus Deutschland entzückt“.

Halvers Fazit basiert auf der ernüchterten Stimmung der Anleger: „Weil die Erwartungshaltung gering ist, erwachsen bei immer mehr positiven Nachrichten auch immer mehr gute Kurschancen.“

Blick auf die Einzelwerte:

Im Dax verbuchen Porsche AG, Siemens Energy und Covestro verzeichnen zum Handelsschluss die größten Kursgewinne, teilweise von über zwei Prozent. Siemens Energy hatte ein Aktien-Rückkaufprogramm angekündigt.

Unter den MDax-Aktien der mittelgroßen Werte liegen Lanxess, Rheinmetall und die Deutsche Lufthansa vorne, mit ebenfalls Kursgewinnen von bis zu zwei Prozent. Innerhalb des SDax für die kleinen Firmen schließen Ceconomy, Norma Group und Grenke mit Aufschlägen zwischen drei und neun Prozent an der Spitze.

Hier geht es zur Seite mit dem Dax-Kurs, hier gibt es die aktuellen Tops & Flops im Dax.

Direkt vom Startbildschirm zu Handelsblatt.com

Auf tippen, dann auf „Zum Home-Bildschirm“ hinzufügen.

Auf tippen, dann „Zum Startbildschirm“ hinzufügen.

×