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30.05.2022

18:29

Dax aktuell

Dax schließt trotz hoher Inflation deutlich im Plus – Delivery Hero gewinnen fast zehn Prozent

Von: Ingo Narat

Zum Wochenstart zeigt sich der Markt robust. Doch die Zins-, Inflations- und Wirtschaftsperspektiven treiben die Anleger weiter um. Experten kommen hier zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen.

Dax-Kurve Bloomberg Creative/Getty Images [M]

Dax-Kurve

„Böse Erinnerungen an Finanzkrise.“

Frankfurt Trotz erneut hoher Inflationsdaten steigt der Dax bis zum Handelsschluss um 0,8 Prozent auf 14.575 Punkte. Dabei übertraf die Teuerung in Deutschland im Mai mit 7,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat die Analystenschätzungen von 7,6 Prozent deutlich.

Der Tag in Frankfurt verlief aber auch deshalb so ruhig, weil wegen eines Feiertages in den USA wichtige Finanzakteure ausfallen. Kurz nach Handelsbeginn hatte der Leitindex sogar über der Marke von 14.600 Punkten notiert, fiel aber wenig später unter dieses Niveau. Zur insgesamt robusten Stimmung trugen die freundlichen Märkte in Asien bei.

In Schanghai sollen von Mittwoch an die Lockdown-Maßnahmen größtenteils entfallen. Die damit verbundenen Wirtschaftshoffnungen haben sich unmittelbar niedergeschlagen: Im Dax gewannen Einzelhandelsaktien wie Zalando und Puma mehr als vier Prozent, die Titel von Adidas legten um 2,7 Prozent zu. Im SDax lag der Online-Gebrauchtwagenhändler Auto1 mit einem Kurssprung von mehr als acht Prozent an der Spitze.

Die US-Aktienmärkte hatten am vergangenen Freitag mit einer positiven Wochenbilanz die mit sieben Wochen längste Verlustserie seit Jahrzehnten beendet. Ein wichtiger Grund ist die wachsende Überzeugung, die Inflation habe ihr Hoch inzwischen erreicht, und die Notenbank könne die Zinsen weiter erhöhen, ohne dass die Wirtschaft in eine Rezession abrutscht.

Skepsis für europäische Aktien

Unabhängig vom unmittelbaren Tagesgeschehen belegen die aktuellen Börseneinschätzungen allerdings, dass die Analysten vor allem die Zins-, Inflations- und Wirtschaftsperspektiven umtreiben. Die Experten kommen hier zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen.

So sind die Profis bei BCA Research noch vorsichtig für Anlagen in Europa. „Die EZB wird mit den steigenden Zinsen pausieren, wenn sie ihren Einlagensatz im dritten Quartal auf null erhöht hat“, schreiben die Experten. Die Inflation sei der treibende Faktor für die höheren Zinsen, und die Geldentwertung werde im Sommer ihren Hochpunkt erreichen. Doch wegen der allgemeinen wirtschaftlichen Risiken seien europäische Vermögenswerte noch kein Kauf.

Etwas anders sieht es der US-Ökonom Gary Shilling. Zwar schätzt auch er, dass die Inflation bereits auf einem Hoch ist. Aber die Zinswende der US-Notenbank und der Kursabschwung am Aktienmarkt deuteten auf eine weltweite Rezession. „Ein Bärenmarkt und damit eine Periode fallender Kurse hat begonnen“, glaubt er. Dem würden sich die europäischen Märkte nicht entziehen können.

Euro auf dem höchsten Stand seit fünf Wochen

Die Gemeinschaftswährung steigt bis zum Abend um 0,5 Prozent auf 1,0779 Dollar und markiert damit den höchsten Stand seit fünf Wochen. Angesichts der im Monatsvergleich voraussichtlich erneut anziehenden deutschen Inflationszahlen gebe es keinen Grund, die Zinserwartungen bezüglich der EZB zu reduzieren, stellen die Analysten der Helaba fest.

Für die Experten der LBBW ist ebenfalls klar: EZB-Chefin Christine Lagarde habe sich zuletzt klarer als zuvor dazu bekannt, dass sich die Geldpolitik im Euro-Raum an einem echten Wendepunkt befinde. „Demnach dürfte eine Leitzinswende auf der übernächsten Sitzung ausgemachte Sache sein.“

Einzelwerte im Fokus

Delivery Hero und Hellofresh: Die Aktien des Betreibers von Essens-Bestellplattformen und des Kochboxen-Versenders zählten mit einem Plus von 9,7 beziehungsweise 3,5 Prozent zu den großen Dax-Gewinnern des Tages. Die Notierungen von Delivery Hero und Hellofresh liegen weit unter ihren vor wenigen Monaten erreichten Top-Ständen. Seit einiger Zeit schwanken die Kurse wegen unterschiedlicher Zukunftseinschätzungen verschiedener Anlegergruppen überdurchschnittlich.

Siemens: Zu den Gewinnern im Dax gehörte am Montag Siemens. Der Konzern hatte am Wochenende gemeldet, den Auftrag zum Bau eines großen Zug-Hochgeschwindigkeitssystems in Ägypten bekommen zu haben. Es ist der größte Auftrag in der Firmengeschichte. Bis zum Handelsschluss notierte die Aktie 2,4 Prozent höher.

Rheinmetall: Die Aktie des Waffenherstellers schloss 1,6 Prozent im Plus. Der Kurs wurde getrieben vom 100-Milliarden-Euro-Programm für die Bundeswehr. Der Kurs des MDax-Mitglieds hat sich in wenigen Monaten mehr als verdoppelt.

Aareal Bank: Der Kurs des Immobilienfinanzierers im SDax gab um 0,4 Prozent nach. Die Finanzinvestoren Advent, Centerbridge und der staatliche kanadische Pensionsfonds CPPIB können womöglich schon dieses Jahr die Aareal Bank übernehmen. Mit ihrem zwei Milliarden Euro schweren Übernahmeangebot sammelten sie insgesamt 74,62 Prozent der Anteile am Wiesbadener Immobilienfinanzierer ein.

Hier geht es zur Seite mit dem Dax-Kurs, hier gibt es die aktuellen Tops & Flops im Dax.

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