Dax-Kurve
Wie sind die Perspektiven für den deutschen Leitindex?
Bild: Bloomberg Creative/Getty Images [M]
Der Dax ist schnell und stark gestiegen. Das macht ihn zwar anfällig für Rücksetzer. Doch Anleger, die die Rally vorerst verpasst haben, könnten dann wieder einsteigen.
Düsseldorf Die Konsolidierung am deutschen Aktienmarkt ist vertagt. Der Dax hat sich nach den Verlusten am Vortag am Freitag wieder stabilisiert. Der Leitindex liegt zum Handelsschluss etwa 0,8 Prozent höher bei 15.034 Punkten.
Am Vortag hatte es einen deutlichen Rücksetzer um 1,7 Prozent gegeben. Bewegungen dieser Art könnte es in der aktuellen Marktphase immer wieder geben. Immerhin ist der Dax in sehr kurzer Zeit sehr stark gestiegen. Seit dem Verlaufshoch der jüngsten Rally bei 15.270 Zählern hat er nur etwas mehr als zwei Prozent verloren.
Der Bereich um 15.000 Zähler ist aktuell von hohem Interesse. Zum einen dürften knapp unterhalb des runden Niveaus erste Stop-Loss-Marken liegen, mit denen sich Anlegerinnen und Anleger gegen fallende Aktienkurse absichern.
Zum anderen zeigt der Handel am Freitag, dass in diesem Bereich weiter Kaufinteresse herrscht. Der Sprung über 15.000 Punkte ist dem Dax sehr schnell gelungen – davon haben nicht alle Investoren wie gewünscht partizipiert. Ein Teil derjenigen, die ihre Chance zunächst verpasst haben, könnte schon kleinere Rücksetzer nutzen, um einzusteigen und so den Gesamtmarkt zu stabilisieren.
Geduld ist dabei eine wichtige Tugend. In der Woche vor und nach Weihnachten war der Leitindex tagelang seitwärts um das runde Niveau von damals 14.000 Punkten gependelt. Wer einen langen Atem hatte, wurde mit den folgenden Kursanstiegen belohnt.
Die Zahl der Impulse ist am Freitag gering, der Handel im Vergleich zum Rest der Woche eher ruhig. Der Einfluss des kleinen Verfallstags war überschaubar. Am Mittag sind die Terminkontrakte auf den deutschen Leitindex und auf einzelne Aktien verfallen. An solchen Tagen sind Anleger bemüht, ein für sie günstiges Ergebnis zu erreichen. An größeren Verfallstagen, auch Hexensabbat genannt, verfallen noch weitere Terminkontrakte, weshalb die Auswirkungen auf den Handel noch größer sind.
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Daten der Website Stockstreet zeigen, dass die mit Abstand größte Call-Option auf den Dax – mit diesem Produkt wetten Anleger auf steigende Kurse – bei eben 15.000 Punkten lag. Der Dax-Abrechnungspreis lag jedoch unter diesem Niveau, weshalb diese Optionen wertlos verfallen. Die Verkäufer dieser Call-Optionen, im Fachjargon Stillhalter genannt, können ihre Prämie für den Verkauf ohne Abstriche buchen.
Den größten Einfluss auf die Aktienkurse hat aktuell weiter die Zinspolitik der Notenbanken. Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) ist in diesen Tagen bemüht, Spekulationen um ein gedrosseltes Tempo bei den Zinserhöhungen mit Vehemenz entgegenzutreten.
Notenbankchefin Christine Lagarde verdeutlichte am Vortag beim Weltwirtschaftsforum in Davos, dass die Zinsen im Euro-Raum weiter steigen. In einem für sie ungewöhnlich deutlichen Ton sagte sie, die Märkte wären „gut beraten, ihre Position zu überdenken“, was den Druck auf Aktien und Anleihen zusätzlich verstärkte. Am Freitag bekräftigte sie, beim Kampf gegen die Inflation „Kurshalten“ zu wollen.
Dabei hat sich die Ausgangslage kaum verändert. Die EZB hat im Dezember deutlich kommuniziert, dass sie kurzfristig Zinsschritte von jeweils 50 Basispunkten im Sinn hat. Ein Abrücken von dieser Strategie auf kurze Sicht würde ihre Glaubwürdigkeit gefährden.
Eine Erhöhung um 50 Basispunkte im Februar gilt als ausgemacht und ist auch das Basisszenario für den übernächsten Entscheid Mitte März. Die Stimmung rund um diesen Termin hängt dann stark davon ab, ob sich die fallende Tendenz bei der Inflation in den Monaten Januar und Februar bestätigt.
„Die Aussicht auf billiges Geld der Notenbanken ist wie eine Honigfalle, an der Anleger kleben bleiben“, umschreibt Jochen Stanzl von CMC Markets die Lage. „Zwar schütteln die Verantwortlichen in Fed [US-Notenbank, d. Red.] und EZB immer wieder daran, und ein paar zu spekulative Anleger fallen runter. Zwei, drei Tage später aber kleben sie wieder, weil sie sich durch schwächere Inflationsdaten bestätigt sehen.“
Auch aus charttechnischer Sicht würde dem Dax nach der dynamischen Rally und dem Plus von neun Prozent seit Jahresanfang eine gesunde Konsolidierung guttun. Auf der oberen Seite ist mittelfristig der Bereich um 15.365 Punkte interessant. Im Bereich um 14.800 Punkte finden sich weitere charttechnische Unterstützungen. Kurzfristig ist das aktuelle Kursniveau um 14.980 Zähler relevant, auch dort gibt es Unterstützung.
Dem Dax gelingt es, sich nachhaltig über wichtigen Durchschnittslinien wie der 100- und 200-Tage-Linie zu etablieren. Diese dienen vor allem mittel- und langfristig orientierten Anlegern zur Orientierung. Der charttechnische Aufwärtstrend seit November ist weiterhin intakt, bilanziert Martin Utschneider von der Privatbank Donner & Reuschel.
Siemens Energy: Der Dax-Konzern senkte am Donnerstagabend seinen Ergebnisausblick für 2023. Grund seien Belastungen bei der Windkrafttochter Siemens Gamesa durch unerwartet hohe Garantie- und Wartungskosten. Dennoch liegen die Aktien zum Handelsschluss mit 0,8 Prozent leicht im Plus.
Zalando: Anleger greifen nach einem ermutigenden Kommentar des US-Geldhauses Bank of America bei Online-Modehändlern zu. Die Titel von Asos steigen in London um zehn Prozent, während die Wertpapiere von Zalando mit einem Plus von mehr als vier Prozent an die Spitze des Dax stehen. Da sich die beiden Unternehmen auf Einsparungen und Bilanzstärkung konzentrierten, könnten sie 2023 auf dem richtigen Weg sein, so die Analysten.
Continental: Eine negative Analystenprognose drückt die Aktien europäischer Autozulieferer ins Minus. Die Papiere von Continental, Vitesco und Faurecia verlieren zwischen zwei und drei Prozent. Die Investoren hätten zu viel Vertrauen in die Fähigkeit der drei Konzerne, die überdurchschnittliche Kosteninflation an Kunden weiterzugeben, schreiben die Experten der US-Investmentbank Jefferies. Als Folge stufen sie Continental und Vitesco auf „hold“ von zuvor „buy“ und Faurecia auf „underperform“ von „buy“ zurück. Auch die Kurse der Rivalen Valeo und Michelin bröckeln in diesem Sog um bis zu 1,2 Prozent ab.
Hypoport: Der Finanzvermittler verschreckt Anleger mit einer Kapitalerhöhung. 378.788 neue Aktien seien zu 132 Euro je Stück bei Anlegern platziert worden, teilte Hypoport am Freitag mit. Der Bruttoemissionserlös liegt bei etwa 50 Millionen Euro. Die Titel fallen bis auf 134,40 Euro zurück. Zum Handelsschluss liegen sie 3,6 Prozent tiefer bei etwa 141 Euro.
Thyssen-Krupp: Die Deutsche Bank hat ihr Kursziel für den Industriekonzern um 50 Cent erhöht auf nunmehr 8,00 Euro und empfiehlt, die Aktie weiter zu halten. Die Analysten erwarten ein solides erstes Quartal. Die Aktie steigt um 2,5 Prozent über die Marke von sieben Euro.
Ericsson: Die Aktien des schwedischen Netzwerkausrüsters verlieren an der Börse in Stockholm bis zu acht Prozent auf unter 57 Kronen – das tiefste Kursniveau seit 2018. Der bereinigte operative Gewinn für das vierte Quartal ist deutlich zurückgegangen und lag auch deutlich unter den Erwartungen.
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