Dax-Kurve
Wie sind die Perspektiven für den deutschen Leitindex?
Bild: Bloomberg Creative/Getty Images [M]
In Deutschland und den USA hatten sich Anleger auf Kursverluste eingestellt. Das Gegenteil passierte. Der Dax schloss wieder über einer wichtigen Marke.
Düsseldorf Nach einem turbulenten Wochenauftakt ging es am heutigen Dienstag weiter deutlich aufwärts. Der Dax beendete den Handelstag auf 15.195 Punkten – ein Plus von 1,8 Prozent oder umgerechnet 262 Zählern.
Der vergangene Montag war aufgrund seiner sehr hohen Tagesspanne von rund 530 Zählern interessant. Die hohe Rückkaufneigung im gestrigen Tagesverlauf, die den Dax bei 14.933 Punkte schließen ließ, und die teilweise deutlichen Gewinne am US-Aktienmarkt beflügelten den deutschen Leitindex am heutigen Dienstag weiter.
Für Jörg Scherer, technischer Analyst bei HSBC Deutschland, war der gestrige Handelsverlauf eine klassische Umkehrformation, im Fachjargon „reversal“ genannt. So bezeichnet man die Umkehr eines Kurstrends. Dabei spielt auch die schnelle Rückeroberung der wegweisenden Marke von 14.800 Punkten eine wichtige Rolle.
Hinzu kommen weitere technische Indikatoren, die Scherer zu dem Schluss kommen lassen: „In der Vergangenheit sorgte dieses Phänomen oftmals zumindest für eine temporäre Gegenbewegung.“ Auch die US-Börsenindizes wie der Technologieindex Nasdaq 100 zeigen mittlerweile eine konstruktive Entwicklung.
Weiter steigende Kurse sind auch das Basisszenario der Handelsblattumfrage Dax-Sentiment. So meint der Sentimentexperte Stephan Heibel nach der Auswertung der Erhebung vom Wochenende: „Bei der aktuell bereits sehr negativen Stimmungslage wäre also ein weiterer Ausverkauf, ein Crash, ohne weitere negative Ereignisse eher unwahrscheinlich.“ Er bleibt bei seiner Einschätzung der vergangenen Wochen, dass eine Überraschung nur auf der Oberseite erfolgen kann.
Ein ähnliches Bild zeigen die Stimmungswerte der US-Anleger. Die jüngste Sentimenterhebung der American Association of Individual Investors (AAII) weist nur noch einen Bullenanteil von 19,2 Prozent aus.
Scherer von HSBC Deutschland weiß aus Erfahrung: „Werte unter 20 Prozent zeugen von einer extremen Skepsis und markieren oftmals untere Wendepunkte“ für den Aktienmarkt. Hinter dieser Argumentation steckt folgende Logik: Je schlechter die Stimmung ist, desto mehr Anleger haben bereits ihre Aktien verkauft und desto weniger potenzielle Verkäufer bleiben übrig.
Mit dem Tagestief von 14.458 Punkten hat sich die Konsolidierung seit dem Jahreshoch vor zwei Wochen mit 15.706 Zählern auf acht Prozent ausgeweitet. Zur Einordnung: Damit handelt es sich bislang nur um einen ordentlichen, aber durchaus typischen Rücksetzer am Aktienmarkt.
Überraschend war nur die Schnelligkeit, mit der das deutsche Börsenbarometer abrutschte. Was aber auch im Umkehrschluss bedeutet, dass es auch wieder schnell nach oben gehen kann.
Bislang war das noch keine Korrektur, die bei minus zehn Prozent beginnt und oftmals länger andauert. Und das Tief dieses Kursrutsches lag mit 14.458 Punkten immer noch 600 Zähler oberhalb der wichtigen 200-Tage-Linie, die derzeit bei 13.841 Zählern liegt.
Der Ölpreis gehört zu den größten Verlierern der jüngsten Bankenkrise. Allerdings konnte sich der Preis für Sorte Brent aus der Nordsee am heutigen Dienstag wieder stabilisieren und steigt um 0,9 Prozent auf 74,46 Dollar pro Barrel.
Für den Hedgefondsmanager Pierre Andurand von Andurand Capital ist der jüngste Rückgang des Ölpreises aufgrund von Bankenkrisen spekulativ. Ende des Jahres werde der Preis seiner Ansichts nach auf 140 Dollar pro Barrel steigen. Die Nachfrage werde um 2030 ihren Höhepunkt erreichen, sagte er und fügte hinzu: „Selbst wenn wir den Höhepunkt erreichen, wird die Ölnachfrage nicht so schnell zurückgehen. Wir werden den Höhepunkt der Nachfrage gegen 110 Millionen Barrel pro Tag erreichen und von da an langsam zurückgehen“.
„Wenn sich die Bankenkrise nicht weiter ausbreitet, könnte sich die Marktstimmung stabilisieren, und die Ölpreise könnten sich erholen“, konstatierten die Analysten von Haitong Futures. Seit dem vergangenen Juni ist der Ölpreis damit um mehr als 40 Prozent gefallen. Mit Spannung wird daher erwartet, wenn sich am 3. April die Allianz der Ölexportstaaten, Opec plus, trifft.
Neu sortieren dürften sich die Anleger nach dem US-Zinsentscheid, den die Fed am morgigen Mittwoch nach Börsenschluss in Deutschland verkünden wird. Nach den jüngsten Bankenturbulenzen ist die Zinssitzung diesmal so spannend wie lange nicht.
Dabei muss sich die Fed entscheiden, ob ihre Vorsichtsmaßnahmen wie eine erhöhte Fremdwährungs-Liquidität dazu dienen, ihr Freiraum für mehr Aktion in Sachen Inflationsbekämpfung zu verschaffen. Das würde weitere Zinserhöhungen wie geplant bedeuten.
Oder sind die Vorsichtsmaßnahmen eher ein Zeichen, dass die Verhinderung von Krisen Vorrang hat vor der Inflationsbekämpfung? Dann würde der geplante Zinszyklus moderater ausfallen.
Die Mehrheit erwartet einen kleinen Zinsschritt von 25 Basispunkten. Laut der Commerzbank preist der Markt nicht einmal mehr einen Zinsschritt um 25 Basispunkte voll ein, sondern sieht nur noch eine kleine Chance dafür. Wenn es nach den Anlegerinnen und Anlegern geht, könnte das dann schon der letzte Zinsschritt im aktuellen Erhöhungszyklus sein.
Sollte die Fed komplett auf eine Erhöhung verzichten, könnten die Börsianer das nach Meinung von Thomas Altmann vom Investmenthaus QC Partners eher als Warnsignal angesichts einer noch viel tiefer gehenden Bankenkrise begreifen. „Deshalb vermute ich, dass die Fed mit einer weiteren Erhöhung auf ‚business als usual“ machen wird“, lautet seine Einschätzung.
Bankaktien: Nach dem Crash in der vergangenen Woche konnten sich die Titel deutlich erholen. Den Index führten die Aktien der Commerzbank und Unicredit an – die Commerzbank-Anteile stiegen um 7,4 Prozent, die der Unicredit um sieben Prozent. Auch die Deutsche-Bank-Aktie stieg um rund sechs Prozent.
Hella: Der Autozulieferer will für sein Rumpfgeschäftsjahr eine Dividende von 2,88 Euro je Aktie zahlen. Diese setze sich zusammen aus der Regeldividende von 0,27 Euro je Anteilsschein, wie der nach der Übernahme durch Faurecia unter der Dachmarke Forvia arbeitende Konzern am Dienstag mitteilte. Zudem soll nach dem Ausstieg aus dem Joint Venture HBPO eine Sonderdividende von 2,61 Euro je Aktie ausgeschüttet werden. Die Aktie stieg um 1,2 Prozent.
RWE: Der Energiekonzern will nach Zuwächsen im neuen Geschäftsjahr operativ an das Ergebnis von 2022 anknüpfen. Die Aktionäre, darunter der Staatsfonds aus Katar, sollen eine stabile Dividende von 90 Cent je Aktie erhalten und für das laufende Jahr eine Ausschüttung von einem Euro je Anteilsschein. Diese Nachrichten ließen die Aktie um 1,4 Prozent nach oben klettern.
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