Dax-Kurve
„Böse Erinnerungen an Finanzkrise.“
Bild: Bloomberg Creative/Getty Images [M]
Der Leitindex ist zu schnell zu hoch gestiegen, was auf eine baldige Konsolidierung hindeutet. Die wichtigsten Haltemarken für den Dax im Überblick.
Düsseldorf Am deutschen Aktienmarkt geht der Aufwärtstrend weiter. Der Dax schließt 0,6 Prozent fester bei 14.313 Punkten. Das Tageshoch liegt bei 14.431 Zählern. Bereits am Freitag hatte der Leitindex 0,6 Prozent im Plus gelegen und bei 14.224 Zählern geschlossen.
Ein Anstieg von 2500 Punkten oder umgerechnet über 20 Prozent seit Ende September, davon allein 700 Zähler seit Donnerstagmittag: Sechs Wochen in Folge ist der Dax nach oben geklettert, zuletzt sogar um 5,7 Prozent. Diese Entwicklungen zeigen, dass der deutsche Leitindex extrem überkauft ist – er ist also zu schnell zu hoch gestiegen.
Entsprechend hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass es in dieser Handelswoche zu einer Verschnaufpause kommt. Für den Kapitalmarktexperten Thomas Altmann vom Investmenthaus QC Partners „wird die Luft dünner“. Nach dem beeindruckenden Kurssprung lässt das Kaufinteresse deutlich nach.
Denn die Investoren, die frühzeitig auf steigende Kurse gesetzt haben, dürften erste Gewinne mitnehmen. Auch die Anlegerstimmung signalisiert eher ein vorläufiges Ende als eine weitere Fortsetzung der Rally.
Für Stephan Heibel steht nach Auswertung der Handelsblattumfrage Dax-Sentiment fest: „Die Umfrageteilnehmer sind voll investiert. Weitere Kursimpulse im Dax können in den kommenden Tagen nur noch durch ausländische Investoren kommen.“
Gut möglich, dass der Dax in dieser Woche bereits die Marke von 14.300 Zählern nicht nachhaltig überwinden kann und die Verschnaufpause beginnt.
Das Ausmaß dieser zwischenzeitlichen Konsolidierungen sagt viel über die Dynamik der übergeordneten Aufwärtsbewegung aus. Getreu dem Motto: je geringer der Rückgang, desto dynamischer die anschließende Rally.
Das beste Beispiel dafür war das Börsenjahr 2019, als es im gesamten Jahr keine Korrektur gab, also einen Rückgang um zehn Prozent – ein eher ungewöhnlicher Vorgang. Zum Jahresende lag der Dax 25 Prozent im Plus.
Doch wo liegen die aktuellen Haltemarken? Optimal wäre es, wenn der Dax oberhalb des Niveaus zwischen 13.700 bis 13.500 Punkten bleiben würde. Von diesem Bereich aus ist der Dax am vergangenen Donnerstag nach dem Rückgang der US-Inflation dynamisch nach oben ausgebrochen. Dort befindet sich auch die wichtige 200-Tage-Linie, die derzeit bei 13.595 Zählern liegt und täglich rund sieben Punkte fällt.
Ein Indiz für einen Test des Bereichs wäre ein Rutsch unter das Hoch des Monats August mit 13.948 Zählern, die erste Anlaufstelle der bevorstehenden Verschnaufpause. „Doch solch eine Verschnaufpause muss nicht unbedingt mit rückläufigen Kursen einhergehen, sondern kann auch in Form einer Seitwärtskonsolidierung erfolgen“, meint der Sentimentexperte Heibel.
Für eine Seitwärtskonsolidierung wären Käufe ausländischer Investoren hilfreich. Diese Anlegergruppe dürfte in den vergangenen Wochen und Tagen bereits gut deutsche Aktien eingekauft haben, ablesbar am steigenden Euro-Kurs gegenüber dem Dollar. Das Jahrestief der europäischen Gemeinschaftswährung ist mit dem Dax-Jahrestief identisch; seit der Rally-Verschärfung am vergangenen Donnerstag konnte der Euro bereits wieder vier Prozent zulegen. Zuletzt notierte der Euro wieder bei 1,035 Dollar.
Als unwahrscheinlich gilt ein Rückfall in Richtung Jahrestief, das bei 11.862 Zählern liegt. Denn die aktuelle Aufwärtsbewegung wird nicht nur von einzelnen Titeln, sondern von einer deutlichen Mehrheit der 160 Aktien aus Dax, MDax und SDax getragen. Das hat Jörg Scherer, technischer Analyst bei HSBC Deutschland, anhand verschiedener Kennziffern ermittelt.
Erstmals in diesem Jahr signalisiert diese sogenannte „Marktbreite-Kennziffer“ aller deutschen Standardwerte „grünes Licht“. Denn je größer die Zahl der Einzeltitel ist, die ebenfalls im Rallymodus sind, desto nachhaltiger sind die Kursgewinne. „Erstmals im Jahr 2022 befinden sich die deutschen ,blue chips' in einem Aufwärtstrend“, freut sich Scherer.
Adesso: Rekorde bei Umsatz und Betriebsgewinn ermunterten Anleger zum Einstieg. Die Aktien der IT-Firma stiegen um 9,4 Prozent. Das Unternehmen steigerte das operative Ergebnis vor Sondereffekten den Angaben zufolge im dritten Quartal um 30 Prozent auf 33,3 Millionen Euro. Die Erlöse hätten um 39 Prozent auf 241,4 Millionen Euro zugelegt. Auf dieser Basis bekräftigte das Unternehmen das Gesamtjahresziel eines Umsatzes von 800 bis 850 Millionen Euro und eines operativen Gewinns von 90 bis 95 Millionen Euro.
HHLA: Die hohen Energiekosten und der heraufziehende Konjunkturabschwung bremsen den Hafenlogistik-Konzern. Den Ausblick für das Gesamtjahr bestätigte der Vorstand aber. Die Aktie gab 1,5 Prozent nach.
Infineon: Infineon punktet bei Anlegern mit seiner Bilanz. Die Aktien des Chipherstellers schossen nach Zahlenvorlage um 7,8 Prozent auf 31,50 Euro nach oben. Künftig soll der Umsatz im Jahr um mehr als zehn Prozent wachsen statt – wie bisher erwartet – um neun Prozent.
Rheinmetall: Die Übernahme des spanischen Munitionsherstellers Expal kommt bei Anlegern gut an. Die Aktien des deutschen Rüstungskonzerns stiegen um 6,7 Prozent. Der Schritt sei strategisch sinnvoll, der Kaufpreis von etwa 1,2 Milliarden Euro erscheine aber hoch, sagte ein Börsianer. Außerdem sei die Frage, wie das Unternehmen diesen Deal finanzieren werde.
Morphosys: Ein erneuter Rückschlag in der Alzheimer-Forschung bei seinem Partner Roche belastet die Aktie. Die Titel des Biotechunternehmens brachen um 29,2 Prozent ein. Roche-Aktien rutschten in Zürich um bis zu 4,8 Prozent ab und steuerten auf den größten Tagesverlust seit einem halben Jahr zu.
Der Schweizer Pharmakonzern hatte zuvor gemeldet, dass sein Alzheimermittel Gantenerumab in zwei großangelegten klinischen Studien der entscheidenden Phase 3 die Hauptziele verfehlt hat. Auch für Morphosys sei dies ein herber Schlag, urteilte ein Händler. Denn Gantenerumab wurde einst von Morphosys entwickelt, im Jahr 2000 übernahm Roche die Rechte an dem Antikörper und war seither vollständig für die klinische Entwicklung und die mögliche Vermarktung verantwortlich.
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