Der russische Kriegsbeginn am 24. Februar erschütterte die Finanzmärkte. Doch nun kehrt Ruhe ein. Was das für die kommenden Handelstage bedeuten dürfte.
Dax-Kurve
Wie sind die Perspektiven für den deutschen Leitindex?
Bild: Bloomberg Creative/Getty Images [M]
Düsseldorf Am deutschen Aktienmarkt herrscht weiterhin freundliche Stimmung. Der Dax schließt bei 14.502 Punkte und damit knapp ein Prozent im Plus. Damit ist der Leitindex seit Wochenanfang bereits um knapp 400 Zähler nach oben geklettert. Bereits am gestrigen Mittwoch stieg das Börsenbarometer um 1,5 Prozent auf 14.362 Punkte, gleichzeitig der Tageshöchststand.
Gefragt waren vor allem Reisewerte. Fraport und Lufthansa waren im MDax mit Anstiegen um bis zu fünf Prozent unter den Favoriten. Aktien aus der Flugbranche waren europaweit gefragt, nachdem der Wettbewerber United Airlines am Vorabend nach US-Börsenschluss mit der Aussage überraschte, dass er die Rückkehr in die Gewinnzone plant.
Auf der anderen Seite gaben die am Vortag deutlich fester aus dem Handel gegangenen Aktien der im Dax notierten Online-Konzerne Delivery Hero, Hellofresh und Zalando nun wieder um bis zu 6,1 Prozent nach.
Die Akteure an den Finanzmärkten hatten mittlerweile genug Zeit, um sich an die Bedrohungsszenarien für die Märkte wie die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine und den wahrscheinlich deutlichen Zinserhöhungen in den USA zu gewöhnen.
Das lässt sich aus den beiden Sentimentumfragen, wie das Handelsblatt Dax-Sentiment vom Wochenende und der Erhebung der Börse Frankfurt am gestrigen Mittwochabend, ableiten. Bei der Erhebung der Börse werden vermehrt institutionelle Anlageprofis befragt.
Für den Verhaltensökonom Joachim Goldberg, der die Frankfurter Erhebung auswertet, bedeutet das eine leicht bessere Ausgangslage für weitere Kurssteigerungen in den kommenden Handelstagen. „Allerdings dürften die Bäume nicht in den Himmel wachsen“, meint der führende Sentimentexperte Deutschlands. Er erwartet im Bereich zwischen 14.500 und 14.550 Punkten wieder Verkäufe der Profis, die dort „zumindest temporär ein gewisses Hindernis darstellen dürften“.
Wer die Unabwägbarkeiten der Märkte kennt, weiß natürlich, dass auf der anderen Seite extrem negative Nachrichten jederzeit zu einem erneuten Ausverkauf führen können. Doch das ist die zweite gute Nachricht der erfolgten Depotanpassungen. Solch ein Ausverkauf dürfte nach Meinung des Sentimentexperten Stephan Heibel, der die Handelsblatterhebung auswertet „nur von kurzer Dauer sein“.
Dass die Anleger die wirtschaftlichen Folgen des Ukrainekriegs abgehakt haben, lässt sich auch am Volatilitätsindex VDax ablesen, dem sogenannten Angstbarometer der Börse. Je niedriger dieser Wert, desto geringere Kursschwankungen erwarten die Profis am Terminmarkt in den kommenden 30 Tagen.
Mittlerweile notiert der VDax auf rund 24 Prozent und damit deutlich unter dem Vorkriegsniveau. Am Tage des russischen Einmarsches Ende Februar stieg der Wert auf 36 Prozent und erreichte wenige Tage später sogar 44 Prozent. Auf einem ähnlichen Niveau wie derzeit lag der VDax zuletzt Anfang Februar dieses Jahres.
Zur Einordnung: Werte unterhalb von 20 Prozent signalisieren ruhige Börsenphasen. Seinen Rekordwert erreicht der VDax inmitten des Corona-Crashs im März 2020 mit 99 Prozent.
Unterstützung kommt auch aus den USA: Dort herrscht unter den Privatanlegern extrem schlechte Stimmung. Der Anteil der Bullen, die steigende Kurse erwarten, ist gegenüber der Vorwoche zwar leicht gestiegen, ist mit derzeit mit 18,9 Prozent aber immer noch auf einem historischen Niveau. Solch eine schlechte Stimmung gilt als Kontraindikator und somit als Stütze für den Aktienmarkt, weil Anleger ihre Papiere bereits verkauft haben.
Mittelfristig gilt: Der Abwärtstrend beim Dax seit Anfang des Jahres ist intakt. Erst nachhaltige Notierungen über 15.000 Punkten dürften etwas an dieser Ausgangslage ändern. An dieser Marke ist der Leitindex am 29. März mit seinem Tageshoch von 14.952 Punkten nur knapp gescheitert. Bislang sind die Kursgewinne also nur eine sogenannte Bärenmarktrally.
Kurzfristig gilt: Von Anfang bis Ende März hat der Dax eine 2500-Punkte-Rally hingelegt. Und diese Gewinne verarbeitet der Leitindex derzeit. Der tiefste Punkt dieser kurzfristigen Abwärtsbewegung seit Ende März liegt bei 13.887 Zählern. Technische Analysten nennen das eine Minimalkorrektur, die nach solch einer dynamischen Rally üblich ist.
Nur sollte der Dax diese Marke von 13.887 Zählern möglichst nicht mehr unterschreiten. Ansonsten wäre der Versuch einer Bodenbildung gescheitert, und der Abwärtstrend dürfte länger anhalten, als manchen Anlegern lieb wäre. Hält diese Marke hingegen, dürfte es in den kommenden Handelstagen einen erneuten Anlauf in Richtung 15.000 Punkte geben.
Sartorius: Der Göttinger Laborausrüster profitiert von der anhaltend starken Nachfrage nach seinen Produkten und hält am bisherigen Jahresausblick fest. Das Unternehmen, das Technologien für die Herstellung von Biopharmazeutika und Impfstoffen anbietet, bekräftigte trotz steigender Kosten für Logistik und Material sowie negativer Währungseinflüsse seine frühere Prognose für das Gesamtjahr und geht weiterhin von einem Umsatzanstieg von 15 bis 19 Prozent und einer operativen Marge (Ebitda) von rund 34 Prozent aus.
Sartorius gehört zu den Marktführern bei Laborwaagen, Pipetten und anderen Verbrauchsartikeln für Labore. Die Aktie, die im September 2021 erweiterten Leitindex Dax aufstieg, klettert am heutigen Donnerstag um 4,6 Prozent nach oben und führt damit die Dax-Gewinnerliste an.
Continental: Der Autozulieferer senkt angesichts des Kostenanstiegs durch den Krieg in der Ukraine seine Gewinnprognose. Die Kosten für wichtige Zulieferungen, insbesondere für ölbasierte Rohstoffe sowie im Energiebereich und der Logistik würden erheblich steigen. Da die Korrektur geringer als befürchtet ausfiel, griffen Anleger zu. Die im Dax gelistete Conti-Aktie legte zweitweise mehr als vier Prozent zu, sank dann aber wieder auf rund 2,1 Prozent im Plus.
Siemens: Die Kursgewinne beim Schweizer Elektrotechnikkonzern ABB helfen auch den Aktien des deutschen Rivalen Siemens auf die Sprünge. Die Titel gehören mit einem Plus von 2,1 Prozent zu den größten Dax-Gewinnern. ABB legen in der Spitze 5,5 Prozent zu. Trotz angespannter Lieferketten und der anziehenden Inflation ist der Konzern gut in das laufende Jahr gestartet.
Der russische Kriegsbeginn am 24. Februar erschütterte die Finanzmärkte. Doch nun kehrt Ruhe ein. Was das für die kommenden Handelstage bedeuten dürfte.
Tesla: Der Elektroautopionier legte nach US-Börsenschluss Rekordzahlen vor, erhöht den Umsatz um 81 Prozent und trotzt Chipkrise sowie Lieferkettenproblemen. Erstmals räumt Elon Musk aber Probleme beim Autopiloten ein. Die Aktie ist am deutschen Aktienmarkt gefragt und steigt auf der Handelsplattform Xetra um rund sechs Prozent.
Hornbach Holding: Im SDax waren die Aktien einer der größeren Gewinner. Nachdem die Privatbank Berenberg diese mit einer Kaufempfehlung in die Bewertung aufgenommen hat, zogen sie um 1,9 Prozent an. Analyst Benjamin Thielmann lobte die Positionierung der Baumarktkette im Vergleich zu ihren Wettbewerbern.
Klöckner & Co: Führend im SDax waren die vier Prozent höher gehandelten Aktien des Stahlhändlers. Hier galt ein optimistischer Kommentar des Investmenthauses Jefferies mit einem auf 16 Euro erhöhten Kursziel als Stütze. Knapp über der 13-Euro-Marke näherte sich der Kurs wieder dem Bereich um die 13,50 Euro, an dessen Schwelle er zuletzt nach unten gedreht war.
Aurubis: Die Erhöhung der Gesamtjahresprognose treibt das Papier auf ein Rekordhoch. Die Aktien steigen im MDax in der Spitze um 7,8 Prozent auf 117,30 Euro, wobei es zuletzt wieder in Richtung sechs Prozent ging. Aurubis erwartet nun für das Geschäftsjahr 2021/22 ein operatives Ergebnis vor Steuern (EBT) zwischen 500 und 600 Millionen Euro. Bislang lag Ausblick für das operative EBT zwischen 400 und 500 Millionen Euro.
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