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22.03.2021

18:19

Dax aktuell

Dax schließt vor drohenden Corona-Einschränkungen etwas fester – VW-Aktienkurs ist nicht zu bremsen

Von: Andreas Neuhaus

Die Aussichten auf eine Verlängerung des Lockdowns und neue Einschränkungen ließen Anleger am Montag vorsichtig agieren. Weiter steil nach oben ging es für die Papiere von VW.

Dax aktuell: Mögliche Einigung im Handelsstreit stützt den Dax dpa

Dax-Kurve im Handelssaal in Frankfurt

Die Frankfurter Benchmark hat in diesem Jahr bereits mehrfach eine neue Bestmarke erreicht.

Frankfurt Vor der bevorstehenden Verlängerung des Lockdowns haben Anleger am deutschen Aktienmarkt vorsichtig agiert. Der deutsche Leitindex schloss 0,3 Prozent im Plus bei 14.657 Punkten.

Das Hauptaugenmerk der Investoren richtete sich auf die Beratungen von Bund und Ländern zur Bekämpfung der Coronavirus-Pandemie. Sie könnten am Abend eine Verlängerung des Lockdowns in den April hinein verkünden. Zuletzt waren die Infektionszahlen gestiegen, und vielerorts war die Inzidenz-Marke von 100 überschritten worden.

Davon profitieren Aktien von Essenslieferdiensten und Online-Händlern, die zuletzt unter Druck standen. Hellofresh legte 4,66 Prozent zu, Zalando gewann fast drei Prozent. Im Gegenzug verloren Tourismus-Werte wie die Airline Lufthansa (3,2 Prozent) und der Touristikkonzern Tui (4,6 Prozent).

„Die dritte Covid-19-Infektionswelle wird den graduellen Lockerungskurs der letzten Wochen höchstwahrscheinlich stoppen“, sagt Weberbank-Analyst Daniel Schär. Auch bereits bestehende Öffnungen wie etwa im Einzelhandel könnten wieder hinfällig sein.

Interessanterweise belasten die Aussichten den Dax in der Breite kaum. Nach dem am Donnerstag erzielten Rekordhoch von 14.804 Punkten gab es zwar am Freitag Gewinnmitnahmen, aber insgesamt ist die Korrektur überschaubar.

Das könnte darauf hindeuten, dass die Anleger mit der Corona-Pandemie trotz der jüngsten Rückschläge abgeschlossen haben. Ein Hinweis darauf bot der Blick auf den Dax-Verlauf vor Beginn der Beratungen von Bund und Ländern am Nachmittag. In der Vergangenheit gab der Index vor solchen Treffen nach oder stürzte regelrecht ab. Dieses Mal sorgte selbst die Aussicht auf eine Ausgangssperre für keine größeren Rücksetzer.

Auch die Stimmungslage der Anleger spricht für weiter steigende Kurse, wie das Ergebnis der Handelsblatt-Umfrage Dax-Sentiment zeigt. Nach Ansicht des Sentimentexperten Stephan Heibel ist damit die Basis für eine Fortsetzung der Rally gelegt: „Am Freitag haben wir eine kleine Konsolidierung der Wochengewinne gesehen, was vor einem Wochenende nicht weiter ungewöhnlich ist. Technisch betrachtet könnte die Rally fortgesetzt werden.“.

Privatanleger zocken mit Stammaktien von VW

Getrieben wird die Dax-Rally aktuell von den Autowerten: BMW legte in der vergangenen Woche 6,5 Prozent zu, Daimler 4,3 Prozent und Continental 4,8 Prozent. Die Volkswagen-Aktie gewann sogar 16,4 Prozent. Auch an diesem Montag ist die VW-Vorzugsaktie mit einem Plus von 7,29 Prozent der größte Dax-Gewinner. Anleger setzen darauf, dass VW mit seiner Elektro-Strategie den E-Autopionier Tesla herausfordern kann.

Vor allem bei Privatanlegern ist die VW-Aktie offensichtlich gefragt. Auf der außerbörslichen Handelsplattform Lang und Schwarz, die unter anderem auch die Handelsaufträge des bei jungen Tradern beliebten Neobrokers Trade Republic abwickelt, lag die Vorzugsaktie am Montag mit großem Abstand auf Rang eins bei den Papieren mit dem höchsten Umsatz. Am Abend wurden sie im Wert von mehr als 22 Millionen Euro gehandelt. Gefolgt vom Konkurrenten Tesla.

Drittbeliebteste Aktie bei Lang und Schwarz war die Stammaktie von VW. Hier liegt der Handelsumsatz bei mehr als sechs Millionen Euro. Die Aktien gewannen über 13 Prozent auf bis zu 326 Euro.

Die Aktienstruktur von VW

Stammaktien

Volkswagen hat eine spezielle Aktienstruktur. Zum einen gibt es Stammaktien, zum anderen Vorzugsaktien. Die Stammaktien haben Stimmrecht auf der Hauptversammlung des Konzerns, sie befinden sich zu 90 Prozent bei den Familien Porsche-Piëch, dem Land Niedersachsen und Großaktionär Katar. Durch die geringe Zahl der frei handelbaren Aktien ist der Handel relativ illiquide.

Vorzugsaktien

Investoren greifen daher in der Regel zur Vorzugsaktie, die auch im Dax notiert ist. Die Inhaber werden mit einer höheren Dividendenausschüttung bevorzugt, weil sie auf ihr Stimmrecht verzichten.

American Depositary Receipts

US-Privatanleger können VW-Aktien nicht direkt an der Börse New York handeln, sondern müssen Hinterlegungsscheine kaufen, ADRs genannt (American Depositary Receipts). Das sind Zertifikate, die in den USA stellvertretend für die Originalaktie gehandelt werden. Sie werden von amerikanischen Kreditinstituten herausgegeben, die die zugrunde liegende Aktie in Verwahrung genommen haben.

Diese Entwicklung ist bemerkenswert. Denn eigentlich sind die VW-Stammaktien bei Investoren weniger gefragt, weil der Handel mit den Titeln illiquide ist. 90 Prozent der Aktien befinden sich in den Händen der Großaktionäre. Durch die geringe Anzahl der frei handelbaren Aktien lässt sich der Preis aber leichter bewegen. In der vergangenen Woche hatten insbesondere Privatanleger aus den USA die Aktie nach oben getrieben. Das zieht weitere Zocker an, die versuchen von den Kursbewegungen zu profitieren.

Wer als Anleger von der VW-Rally indirekt profitieren will, kann auch zur Aktie der Porsche Holding greifen, die mehr als 50 Prozent der Stimmrechte an VW hält. Die Aktie bestritt am Montag ihren ersten Handelstag im MDax und lag bei Handelsschluss 8,92 Prozent im Plus bei rund 94 Euro. Damit ist mit weitem Abstand Gewinner im MDax. Die Deutsche Bank hatte zuvor das Kursziel von 80 auf 110 Euro hochgesetzt, zudem profitiere die Aktie von einer Empfehlung im US-Fernsehen vom Freitag, sagt ein Händler.

Blick auf Einzelwerte

BMW: Die Aktie des Autoherstellers legte 2,7 Prozent zu. BMW hatte am Mittwoch angekündigt, bis 2030 die Hälfte seines Absatzes mit Fahrzeugen ohne fossile Brennstoffe erzielen zu wollen.

Infineon: Der Chipkonzern ist fortan anstelle von Nokia im EuroStoxx 50 gelistet. Sie profitierten dabei auch von einer Hochstufung durch die Credit Suisse. Die Papiere waren mit einem Plus von 4,7 Prozent zweitstärker Dax-Wert.

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Evotec: Das Biotech-Unternehmen hat eine Forschungs- und Entwicklungspartnerschaft auf dem Gebiet der RNA-Forschung mit dem japanischen Pharmakonzern Takeda vereinbart. Evotec erhält dabei nach eigenen Angaben Forschungszahlungen und Meilensteinzahlungen und hat darüber hinaus Anspruch auf Umsatzbeteiligungen bei den Produkten, die aus der Kooperation hervorgehen. Die Aktie gewann 1,6 Prozent.

BVB: Die im Kleinwerteindex SDax notierte Aktie von Borussia Dortmund verlor 4,66 Prozent. Der Fußball-Bundesligist spielte am Wochenende nur 2:2 gegen den Abstiegskandidaten 1. FC Köln. Der Abstand auf Rang vier, der zur Teilnahme an der wegen ihrer hohen TV-Gelder lukrativen Champions League berechtigt, beträgt aktuell vier Punkte.

Türkische Lira stürzt ab

Die türkische Lira ist am Montag um bis zu 15 Prozent abgestürzt. Der Kurs der Währung sackte zum Dollar auf bis zu 8,4850 Lira von 7,2185 Lira am Freitag. Im Handelsverlauf erholte sich die Lira etwas und notierte abends 7,23 Prozent im Minus.

Hintergrund für den Absturz ist die Absetzung des Notenbankchefs Naci Agbal, der noch am Donnerstag die Zinsen in der Türkei deutlich angehoben hatte. Daraufhin hatte Erdogan als erklärter Gegner hoher Zinsen den Notenbankchef am Wochenende ausgewechselt und mit Sahap Kavcioglu, einem Ex-Abgeordneten der Regierungspartei, einen erklärten Gegner einer straffen Geldpolitik auf den Posten gesetzt. Es war das dritte Mal seit Mitte 2019, dass Erdogan den Notenbankchef entließ. Agbal war erst seit knapp fünf Monaten im Amt.

Devisen-Experte Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank befürchtet eine weitere Abwertung der Lira. Denn durch den erneuten Austausch des Notenbankchefs sei das Vertrauen in die türkische Geldpolitik und deren Unabhängigkeit arg belastet: „Die beruhigende Wirkung von Zinserhöhungen dürfte weitgehend zerstört sein.“

Zudem sieht Leuchtmann die Interventionsmöglichkeiten der türkischen Notenbank als eingeschränkt an – etwa indem sie selbst auf dem Markt Lira kauft, um den Kurs zu stabilisieren. „Jedermann weiß, dass die Devisenreserven der türkischen Zentralbank weitgehend aufgebraucht sind. In einer solchen Situation wird sich kaum ein Devisenhändler von Interventionen beeindrucken lassen. Sie dürften wirkungslos verpuffen“, sagt der Commerzbank-Experte.

Gegenbewegung bei Gold gestoppt

Der Lira-Absturz wirkt sich auch auf den Goldpreis aus. Denn unter der schwächeren Lira könnte die Nachfrage nach Goldschmuck in der Türkei zurückgehen. Eine Feinunze (31 Gramm) fiel um 0,3 Prozent auf 1739 Dollar. Auch andere Edelmetalle wie Palladium, Silber und Platin geben nach. Stattdessen zieht der Dollar an.

Der Preis für das Edelmetall war vor allem aufgrund der steigenden Anleiherenditen seit seinem Rekordhoch von 2072 Dollar, erreicht im August des vergangenen Jahres, in der Spitze um mehr als 20 Prozent auf bis zu 1677 Dollar abgerutscht. Zuletzt gab es eine Gegenbewegung, die jetzt zunächst gestoppt ist.

Mit Material von Reuters.

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